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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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und keiner von ihrer Besatzung war dabei, nur Granby, der an ihrem Nackengurt festgehakt war.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Temeraire, während sie durstig zwei Fässer seines Wassers trank.
    Dann legte sie sich gemütlich hin und rollte raumgreifend ihren Schwanz um sich, sodass sie sich über das halbe Deck ausbreitete und an den Seiten ins Wasser hing. Temeraire musste widerstrebend feststellen, dass sie ausgewachsen größer als er selbst war. »Ich komme mit dir mit.«
    »O nein, tust du nicht«, sagte Temeraire. »Wir werden transportiert, du nicht. Du solltest am besten schnell wieder zurückfliegen.«
    »Kann ich nicht«, entgegnete sie. »Ich bin zu müde, um sofort wieder zu fliegen, und morgen früh werden wir schon zu weit weg sein, also kann ich auch gleich mitkommen.«
    »Ich verstehe gar nicht, weshalb du uns begleiten willst«, knurrte Temeraire.
    »Ich habe dir ja schon gesagt, dass du mir ein Ei machen darfst, wenn wir gewonnen haben«, verkündete Iskierka, »und ich bin gekommen, um mein Versprechen zu halten.«
    »Aber ich will dir gar kein Ei machen«, rief Temeraire. »Ich will dich auch überhaupt nicht hier an Bord des Schiffes haben. Du nimmst viel zu viel Platz ein und bist immer feucht.«
    »Ich nehme nicht mehr Raum ein als du, jedenfalls nicht viel mehr«, sagte Iskierka, was die Sache nur noch schlimmer machte. »Und ich bin wärmer, du brauchst also nicht zu streiten.«
    »Und«, fuhr Temeraire fort, »du wirst bestimmt wieder Befehle missachten, und Granby wird es nicht zulassen, dass du mitkommst.«
    »Ach, na ja«, sagte sie, »man kann auch nicht immer Befehle befolgen. Wann werden wir da sein?«
     
    »Es ist dieses verfluchte Ei«, sagte Granby zu Laurence. »Sie ist überzeugt davon, dass es Feuer spucken kann und über den Göttlichen Wind verfügt; ich habe es immer wieder versucht, ihr zu erklären, dass das nicht gehen kann, aber sie will mir nicht zuhören. Und da sind wir nun.«
    »Sie können in Gibraltar von Bord gehen«, schlug Laurence vor.
    »O ja, falls sie sich dann dazu entschließen kann«, sagte Granby, setzte sich auf einen leeren Wasserbehälter und schien sich geschlagen zu geben.
    Iskierka war mit einem Schwein versorgt worden und inzwischen in einen zufriedenen Schlaf gefallen. Die Dampfwolke, die sie beständig ausstieß, waberte über den Bug und wurde zu beiden Seiten des Schiffes hinterhergezogen, als ob so die fortwährende Fahrt weg von England verdeutlicht werden sollte. Temeraire hatte sie in eine Hälfte des Drachendecks geschoben, so gut es ging, und saß nun zusammengerollt und missmutig mit angelegter Halskrause auf der anderen Seite.
    »Noch ehe wir den Äquator überquert haben, wirst du froh sein, ein bisschen Gesellschaft zu haben«, sagte Laurence, um ihn aufzumuntern.
    »Werde ich nicht, egal wie langweilig mir dann ist. Ich würde mich ja auch nicht über einen Taifun als Abwechslung freuen«, antwortete Temeraire düster. »Und ich bin mir sicher, dass sie einen schlechten Einfluss auf die Eier hat.«
    Laurence sah zu Iskierka und zu Granby hinüber, der seinen Kummer gerade in einem Glas Rum ertränkte. Tharkay war an Deck gekommen und hatte vernünftigerweise einen Läufer geschickt, um eine Flasche zu holen. »Wenigstens musst du dir um ihre Sicherheit keine Sorgen machen«, sagte Laurence.
    »Es sei denn, sie setzt das ganze Schiff in Brand«, knurrte Temeraire, ein gutes Stück zu laut für alle Seeleute in Hörweite, was alle abgesehen von denen auf dem Achterdeck oder zwei Decks tiefer waren.
    »Dann, fürchte ich, musst du dich mit der Philosophie beschäftigen«, schlug Laurence vor, »und lernen, ein Unglück zu ertragen. Ich hoffe, dass das immer noch besser ist, als im Zuchtgehege herumzuliegen.«
    »Oh, alles ist besser als das, selbst wenn es dann immer noch schrecklich ist«, sagte Temeraire, und mit einem Seufzen legte er seinen Kopf auf das Deck.
    »Bitte Laurence, lass uns die Principia Mathematica lesen, es gibt nichts Besseres.«
    »Schon wieder?«, fragte Laurence, aber er schickte Emily nach dem Buch. Als sie zurückkehrte, war sie empört über die Lage und den Zustand seines Quartiers, doch mit einem Kopfschütteln hielt Laurence sie davon ab, ein Wort darüber in Gegenwart von Temeraire zu verlieren. »Wo soll ich anfangen?«, fragte er, hörte aber die Antwort nicht gleich; er senkte seinen Blick und legte die Hände auf das Buch. Seine Finger befühlten die dünnen Seiten und fuhren die eingeprägten

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