Dracula, my love
ich das bewerkstelligen? Dazu hätte ich ja auch alles andere eingestehen müssen, bis zurück zu der Zeit, die wir in Whitby miteinander verbracht hatten. Ich müsste enthüllen, dass wir heute Nacht in meinem Schlafzimmer miteinander gesprochen hatten. Und Jonathan würde sicherlich entdecken, dass ich gebissen worden war. Zweifellos würden sie alle sofort zu der Schlussfolgerung gelangen, dass ich sowohl geistig als auch körperlich vergiftet war, sodass ich mit dem Feind zusammenarbeitete - was ja vielleicht sogar der Wahrheit entsprach. Wenn ich vorgab, gegen meinen Willen angegriffen worden zu sein, dann fürchtete ich, dies würde den Hass der Männer nur noch steigern. Und ganz gewiss konnte ich weder Jonathan noch einem der anderen jemals von meinen wahren Gefühlen für Dracula erzählen. Niemals! Niemals! Denn dann würden sie in mir nur noch eine von niederen Trieben gesteuerte, lüsterne Frau sehen. Mein Mann würde mich nie mehr berühren wollen. Nein, überlegte ich, während ich den Kragen meines Nachthemdes noch höher zog, um die frischen Wundmale zu überdecken, all das musste mein Geheimnis bleiben, für immer und alle Zeiten.
Und es durfte sich niemals wiederholen.
Aber wie um alles auf der Welt, überlegte ich, sollte ich das fertigbringen? Der Graf hatte angekündigt, er würde morgen Nacht wiederkommen! Ein leises Sümmchen in mir flüsterte, ich könnte mich einfach weigern, ihn zu sehen oder mit ihm zu sprechen. Aber war er ein Wesen, dem man etwas abschlagen konnte? Außerdem waren seine Überredungskünste so groß und meine Gefühle für ihn so stark, dass ich mir nicht sicher war, dass ich seinem Werben würde widerstehen können. Trotzdem müsste ich es versuchen.
Meine Gedanken schweiften ab. Noch im Einschlafen fasste ich einen Vorsatz. Sollte Dracula wieder zu mir kommen, dann würde ich stark sein. Ich würde ihm nicht gestatten, mich zu küssen oder auch nur zu berühren. Ich hatte so viele Fragen. Ich würde die Gelegenheit nutzen, um so viel über ihn zu erfahren, wie ich nur konnte.
Morgen, schwor ich mir, morgen würde ich mich auf mein nächstes Zwiegespräch mit dem Vampir vorbereiten.
Ich wachte erst lange nach Mittag auf. Als ich die Augen aufschlug, sah ich, dass Jonathan neben dem Bett stand, mich sanft rüttelte und ängstlich auf mich herabsah.
„Mina! Geht es dir gut?“
„Sehr gut“, antwortete ich erschöpft, während ich mir alle Mühe gab, aus meinem tiefen, trägen Schlaf aufzutauchen.
„Du bist so blass. Ich musste dreimal deinen Namen rufen, ehe du aufgewacht bist.“
Plötzlich flutete die Erinnerung an alles, was in der Nacht zuvor geschehen war, in meine Gedanken zurück. Ich merkte, dass mir die Röte in die Wangen stieg, und begrub mein Gesicht im Kissen, um das Lächeln zu verbergen, das ich nicht unterdrücken konnte. „Ich bin einfach müde. Ich habe nicht gut geschlafen.“
„Dann tut es mir leid, dass ich dich geweckt habe“, antwortete er freundlich, während er mich sanft auf den Hinterkopf küsste. „Schlaf weiter. Ich habe einiges zu tun. Ich sehe dich heute Abend.“
Ich hörte, wie sich die Tür hinter ihm schloss, und versank wieder in Schlummer.
Die Nachmittagssonne stand schon tief am Himmel, als ich schließlich aufstand. Das Schwindelgefühl und die Schwäche waren vergangen. Ich warf einen Blick in den Spiegel. Ich war ein wenig blass, aber nicht besorgniserregend bleich. Also streifte ich mein langes Haar nach hinten und stöhnte leise auf, als ich die kleinen Wundmale an meinem Hals wahrnahm. Sie schmerzten kaum, aber sie sahen unschön aus. Was für ein Glück, dass Jonathan sie nicht bemerkt hatte, als er mich vorhin aufweckte. Zum ersten Mal war ich dankbar für das Diktat der Mode, das es mir ermöglichte, die beiden kleinen Wunden unter dem hochgeschlossenen Kragen meiner Bluse zu verbergen.
Als ich hinunterging, lag das Haus still da. Dr. Sewards Arbeitszimmer war leer. Ich schlich mich hinein und fand schon bald, was ich suchte: ein medizinisches Fachbuch über das Blut. Ich blätterte es durch, bis ich auf einen Artikel über die Geschichte der Bluttransfusionen stieß. Der Text, der reichlich mit Bilder von Nadeln, Spritzen, Schläuchen und mit Zeichnungen von Patienten illustriert war, die sich schauerlichen Prozeduren unterzogen, war furchterregend. Tatsächlich waren im Laufe der Jahre mehr Menschen an Blutübertragungen gestorben, als diese sie überlebt hatten.
Gerade grübelte ich nach, welche Folgen
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