Draculas Darling
die ihm einen Gefallen schuldig waren.
Nach den alten Regeln richtete sich Amos Hurland auch heute noch. So steckte er seine Waffe nicht weg, als er um den Schreibtisch herum zu Jordan ging.
Der Killer lag noch immer so wie er gefallen war. Auf dem Rücken, ohne eine Waffe in der Hand, die Arme ausgestreckt. Wie ein riesiger schwarzer Käfer.
Das Loch in der Brust zeichnete sich sehr deutlich ab. Kein Stoff und keine Weste hatten die Luger-Kugel aufgehalten.
Amos Hurland war zufrieden.
Zwei Sekunden später war er es nicht mehr. Da fiel er fast vom Glauben ab.
Zuerst grinste Jordan, dann hob er den Kopf an und sprach im gleichen Moment: »Ich habe dir doch gesagt, dass ich besser bin als du, mein Freund...
***
Ja, Amos Hurland hatte in seinem Leben schon einiges mitgemacht und erlebt. Er hatte in Situationen gesteckt, aus denen er seinen Kopf nur haarscharf hatte retten können. Was er hier erlebte, das war ihm noch nie vorgekommen.
Ein Toter, der lebte!
Er hatte sich auf seine Treffsicherheit verlassen können. Immer schon. Er war einer gewesen, der bei seinen Jobs nie mehr als zwei Schüsse gebraucht hatte. Und jetzt dies hier. Die Legende lebte. Der Killer war nicht tot. Also war er auch vorher nicht tot gewesen, und es stimmte, was man in gewissen Kreisen über ihn flüsterte. Was Hurland hier erlebte, das kam ihm übermenschlich vor. Der Killer war einer, der nicht ausgeschaltet werden konnte. Das zu begreifen war für Amos so gut wie unmöglich.
»Für jeden Menschen gibt es irgendwann einen Punkt, an dem er einsehen muss, das andere besser sind. So ist das auch bei dir, mein Lieber.«
Amos reagierte nicht auf die Worte. »Zwei Kugeln«, flüsterte er. »Zwei verdammte Kugeln.«
»Ich weiß, Amos. Du kannst auch noch ein drittes Mal schießen. Ich hindere dich nicht daran!«
»Genau!«, flüsterte Hurland und drückte ab.
Diesmal erwischte er eine andere Stelle. Eine Daumenbreite unter dem zweiten Kugelloch.
Der Körper zuckte kurz in die Höhe. Der Killer riss den Mund auf. Amos Hurland hörte einen leisen Schrei, dann erwischte ihn der Fuß.
Jordan hatte zu einem Säbeltritt ausgeholt und hart und zielsicher getroffen. Den Schlag in die Kniekehle konnte Amos nicht egalisieren. Er geriet ins Schwanken, und der nächste Tritt erwischte ihn genau zwischen die Beine.
Hurland glaubte, von einem glühenden Eisenfuß getroffen worden zu sein. Der Schmerz war irrsinnig stark. Tränen schossen in seine Augen. Er taumelte zurück, was er kaum mitbekam, und dabei sackte er zusammen.
Mit einer fließenden Bewegung gelangte Hurland auf die Beine. Seine rechte Faust war wie eine Ramme. Sie erwischte das Gesicht des Gegners.
Hurland hörte Knochen brechen. Dann fiel er nach hinten. Den Schreibtisch konnte er nicht sehen. Mit dem Hinterkopf schlug er brutal auf die Kante.
Raketen rasten durch seinen Kopf. Sie sprengten das Leben weg. Das Letzte, das Amos Hurland wahrnahm, waren die zerplatzenden Sterne vor seinen Augen.
Jetzt war es umgekehrt. Amos Hurland lag am Boden, und Jordan stand neben ihm. Drei Geschosse steckten in Jordans Körper. Drei Kugeln, die nichts bewirkt hatten.
Er beugte sich nieder, um Hurland zu untersuchen. Es war der Blick in das bewegungslose Gesicht, das ihn für einen Moment ebenfalls erstarren ließ.
Es passte ihm nicht, dass vor ihm ein Toter lag. Der Schlag gegen die Schreibtischkante war einfach zu hart gewesen. Mit einem Toten konnte er nicht viel anfangen.
Aus seinem Mund drang ein wütendes Geräusch. Ein Tier hätte so fauchen können. Danach öffnete er seinen Mund, und die Haut auf seinem Gesicht verschob sich dabei etwas zur Seite, als hätte jemand daran gezogen.
Der Mund blieb offen, und zwar so weit, dass die Zähne des Killers zu sehen waren.
Die meisten in der oberen Reihe waren normal. Bis auf zwei. Sie wuchsen als Spitzen zusammen.
Zähne wie diese gab es nur bei einem Wesen, bei einem Vampir!
Jordan beugte sich noch einmal zu dem Toten hinab. Jetzt drangen zischende Worte aus seinem Mund. Er verfluchte den Toten, der ihn um seine Nahrung gebracht hatte. Jordan hatte sich diesen Besuch ganz anders vorgestellt. Er hätte sich laben können. Er hätte noch ein Erbe hinterlassen, doch das war jetzt vorbei.
Der Killer schrie. Er fühlte sich betrogen. Er trat gegen den Schreibtisch. Dann bückte er sich, riss den Toten hoch, schleuderte ihn in seinem Zorn quer durch den Raum, so dass die leblose Gestalt gegen die Wand prallte, nach unten fiel und auf der
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