Draculas Darling
Wobei es durchaus sein kann, dass wir schon zu spät sind.«
»Dann sollten wir zur Sache kommen«, sagte Sir James. »Meine Mitarbeiter brauche ich Ihnen ja nicht vorzustellen.«
»Nein, das ist nicht nötig. Uns ist John Sinclair ebenso ein Begriff wie sein Kollege Suko.«
»Wunderbar.«
Suko und ich hatten uns nicht eingemischt. Mir kam das Gehabe lächerlich vor, doch ich ahnte schon jetzt, dass ein verdammt ernster Hintergrund dahinter steckte.
»Ich möchte, dass Sie beide einen Mörder fangen!«
»Mehr nicht?«, rutschte mir heraus.
»Augenblick. Nicht so voreilig. Es ist ein ganz besonderer Mörder. Er heißt Jordan.«
Mit dem Namen konnten Suko und ich nichts anfangen. Deshalb hielten wir den Mund. Auch Sir James gab keinen Kommentar ab.
Das schien dem Maskierten zu gefallen, denn er deutete ein zufriedenes Nicken an. »Da Sie in diesen Fall eingeweiht werden, können Sie davon ausgehen, dass Jordan kein normaler oder gewöhnlicher Killer ist. Er wurde der Vernichter genannt oder auch in unseren Kreisen, die Bescheid wussten, Draculas Darling.«
Mir verschlug es die Sprache. Ich hatte ja einiges an Synonymen schon gehört. Aber Draculas Darling, das zählte zu dem Schärfsten, was mir bisher untergekommen war. Man hätte darüber lachen können. Diese Reaktion verbiss ich mir.
»Verstanden, Gentleman?«
Wir nickten.
»Gut, dann werde ich Ihnen einige Details erläutern. Dieser Jordan war oder ist ein As. Er hat für uns die Probleme beseitigt, und das hundertprozentig sicher. Dies geschah in Zeiten, als die Verhältnisse in der Welt noch anders aussahen. Jedes Land hatte seine Agenten und Spione. Sie saßen in allen möglichen Positionen. Viele von ihnen waren Schläfer und im Prinzip recht harmlos. Aber es gab auch andere, und die beschäftigte jeder Geheimdienst. Das waren die Männer für’s Grobe. Wir nannten sie die Ausputzer, und sie können sich vorstellen, was man darunter zu verstehen hat.«
»Killer!«, sagte Suko.
»Genau, Killer. Sie nahmen sich der großen Probleme an. Egal, ob wir, die Russen, die Amerikaner oder andere Geheimdienste, jede Regierung bezahlte einer derartige Geheimtruppe, von der man sich natürlich offiziell distanzierte. Aber die Zeiten änderten sich. Die Fronten weichten auf. Zudem befürchteten manche Menschen auch, dass die Ausputzer reden würden. Immer wieder musste man von Veröffentlichungen ehemaliger Agenten lesen. Sogar Bücher sind geschrieben worden, in denen Details zu lesen waren, die gewissen Regierenden oder Machtmenschen einfach nicht gefallen konnten. Deshalb wollte man auf Nummer sicher gehen und reaktivierte die Killer-Legende Jordan. Offiziell war er längst tot, aber es ist nicht der Fall. Jordan lebt. Er hat sich nur versteckt. Er kann gar nicht sterben. Nicht auf normale Art und Weise.« Der Maskierte wandte sich direkt an Suko und mich. »Jetzt ahnen Sie vielleicht, weshalb meine Wahl auf Sie beide gefallen ist.«
Ich fragte direkt: »Ist dieser Jordan ein Vampir?«
»Ja, Mr. Sinclair, das ist er!«
***
Eine große Überraschung war das nicht.
Der Name Draculas Darling hatte ja schon darauf hingewiesen. Trotzdem blieb mir zunächst die Sprache weg.
Was man uns da mitgeteilt hatte, war schon verdammt hart. Und es bewies uns wieder mal, wie schmutzig und menschenverachtend dieses Geschäft sein konnte.
Erst nach einer Weile übernahm ich das Wort. »Sie haben diesen Vampir also engagiert, um die Männer zu töten, die sich die Ausputzer nannten.«
»Genau.«
»Sie persönlich, Mister?«, fragte Suko.
»Ich war einer von beiden.« Er senkte den Kopf. »Sie können mir glauben, dass ich es mir nicht leicht gemacht habe, Gentleman. Ich habe zugestimmt, aber ich habe mir auch meine Gedanken darüber gemacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass es falsch ist. So schlimm kann es nicht sein. Nicht jeder Ausputzer wird sich hinsetzen und ein Buch über seinen Job schreiben. Sie müssen sich vorstellen, dass diese Leute allesamt ein normales Leben führen. Familiär, in geordneten Verhältnissen. Sie haben Frauen und Kinder, von denen natürlich niemand etwas über den wahren Job weiß. Es gibt nicht nur Männer unter ihnen, es ist eine Frau dabei.«
»Oh – nett!«, sagte ich.
»Aber das wird Jordan nicht stören. Er wird sie töten. Es soll die Truppe, die es offiziell nie gegeben hat, auch tatsächlich nicht mehr geben. Das ist die Devise.«
Es folgte eine Schweigepause. Bis Suko fragte: »Und dieser Killer ist tatsächlich
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