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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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schob sie aus dem Nest und wischte sich draußen mit einem sauberen Tuch den Schweiß vom Gesicht. Er sah immer noch zornig aus, aber darunter lag etwas anderes– Sorge? Mitgefühl? Er musterte Kay und nickte. » Lauf, Mädchen « , sagte er leise. » Lauf, so schnell du kannst, und halte erst an, wenn du diese Burg nicht mehr sehen kannst. «
    Kay schüttelte den Kopf. Der Gedanke, einfach davonzulaufen und nie wieder zurückzukehren, war erstaunlich verlockend, aber sie konnte es nicht tun. Da war Branwen, die ihre Hilfe brauchte, da waren der Duke und ihr Bruder und da war Damian. Aber selbst, wenn das alles keine Rolle gespielt hätte, dann wäre da immer noch Gormydas, und den konnte und wollte sie so wenig verlassen, wie sie ihr eigenes Kind, ihre Mutter und ihren Geliebten hinter sich zurücklassen könnte. Kay seufzte wieder und drückte Sams Arm. » Ich schaffe es « , sagte sie.
    Â» Sei vorsichtig. Seine Lordschaft wird dafür sorgen, dass du den nächsten oder übernächsten Flug nicht überlebst. « Die kalte Gewissheit, mit der er diese Worte aussprach, ließen Kay erstarren. Sam fuhr damit fort, seine Utensilien zu verstauen, und sprach in gedämpftem Ton weiter: » Du nimmst ihm Damian, deswegen hasst er dich. Er verlangt unbedingte und ungeteilte Loyalität, gerade von seinem Sohn. « Das letzte Wort spuckte er aus wie einen ekligen Bissen.
    Kay nahm die Schüssel vom Boden auf und folgte Sam zur Gerätekammer. Sie war gefangen zwischen Angst und Zorn. » Sam « , sagte sie, als der Pferchwächter die schmutzigen Bandagen in einen Bottich warf, » was rätst du mir? «
    Er hielt inne und wischte seine Hände an der Jacke ab. Wie er dastand und nachdachte, die Schultern streckte und sich aufrichtete, den Kopf hob und mit zusammengekniffenen Augen über Kay weg ins Leere blickte, ließ er etwas in Kay erklingen. Eine alte Erinnerung. Sie hatte dies in seiner Gegenwart schon einmal erlebt, und wieder war es die schöne blonde Frau, die vor ihrem inneren Auge auftauchte, sie anlächelte, sich zu ihr beugte und freundlich mit Kay sprach. Wer war diese Frau?, dachte Kay. Dann schwenkte der Blick auf jemanden, der hinter ihr stand, still, reglos, und Kay wagte nicht mehr zu atmen, weil sie Angst hatte, das Erinnerungsbild zu verscheuchen. Es war Sam. Jünger als heute, schlanker, ein Soldat in straffer, wachsamer Haltung. Er trug die Uniform der königlichen Wachen, die im Palast selbst dienten. Er war… die Frau war…
    Kay schnappte nach Luft und packte Sams Hand. » Du « , flüsterte sie. » Du hast zur königlichen Leibgarde gehört? «
    Er starrte sie an. In seiner Miene flackerte etwas auf, das Kay zurückzucken ließ. Er sah aus, als wollte er ihr die Hände um die Kehle legen und zudrücken.
    Dann schwand die Mordlust und ließ Resignation zurück. » Ja « , sagte er nur. » Du kennst mich, Karolyn. Und ich kenne dich und deine Familie. «
    Kay ließ sich auf eine Kiste sinken und legte die Hände vors Gesicht. Jeder hier schien zu wissen, wer sie war und was sie hier wollte. Wieso war sie überhaupt noch am Leben?
    Sam hockte sich neben sie und legte seine Hände auf ihre Schultern. » Ich habe deine Eltern gekannt « , sagte er leise. » Ihre Majestät hat deine Mutter sehr geliebt, sie war wie eine Freundin für meine Herrin. Du warst oft im Palast, Kay. Du hast mit dem Prinzen und der Prinzessin gespielt, erinnerst du dich? «
    Kay schüttelte den Kopf. » Ich war noch zu klein « , sagte sie. Aber sie erinnerte sich an die Königin und ihr schönes Kleid, an ihre sanfte, freundliche Stimme. Der Prinz war ein paar Jahre älter gewesen als Kay, aber die Prinzessin und sie mussten gleichaltrig gewesen sein. Nun war die Königsfamilie ausgelöscht und nur noch der traurige Pferchwächter erinnerte sich an die zarte Königin und ihre beiden Kinder.
    Eine Träne rollte an ihrer Nase entlang und Kay wischte sie mit einer ungeduldigen Handbewegung fort. » Entschuldige « , sagte sie. » Das ist alles zu viel. Ich werde Damians Beispiel folgen und mich ein wenig zu Gormydas gesellen. «
    Sams schwere Hand legte sich auf ihre Schulter. » Tu das « , sagte er. » Sieh zu, dass du dich erholst. Und sei auf der Hut. «
    Kay nickte. Sie blieb am Durchgang stehen und sah Sam scharf an. » Warum dienst du jetzt dem

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