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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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sich zu entspannen. Paindal flog hoch über ihnen, seine gezackte Silhouette war wie ein Loch im Himmel.
    Kay hob den Kopf, denn Gormydas zupfte an ihrem Geist. Damian gab Handzeichen, der Befehl kam wenig später über Gormydas’ Bewusstsein. Kay hörte ihn und verstand ihn nicht. Wollte ihn nicht verstehen.
    Dies ist keine Übung. Achtung. Dies ist keine Übung. Wir nehmen Angriffsformation ein. Unser Ziel ist ein Rebellenstützpunkt. Folgt Noctyrias Anweisungen.
    Kay öffnete den Mund, wollte schreien, verschluckte den Schrei. Sie riss den Kopf herum, suchte Branwen an ihrer linken Seite. Ihre Freundin starrte sie an, hob ratlos die Hände. Kay biss die Zähne zusammen. Der Stützpunkt, den sie in Damians Geist gesehen hatte, war evakuiert worden. Es konnte nichts geschehen. Sie würden diesen Angriff mitfliegen, und morgen, wenn alle erschöpft in ihren Betten lagen, würden sie die Gelegenheit nutzen, um zu fliehen. Sie winkte Branwen unauffällig zu. Alles ist gut. Wir schaffen das.

    Noctyria setzte sich an die Spitze der Formation und schlug ein zügiges Tempo an. Kay war zu aufgewühlt, um sich Gedanken darüber zu machen, wohin die Wyvern sie führte. Sie ordnete das Chaos in ihrem Inneren, überprüfte sorgfältig, ob ihre Verbindungen zu den Dracyr so seidenfadendünn und unmerklich waren, dass ein Beobachter sie übersehen würde, und kreiste dabei mit den Schultern, die steif und verspannt waren. Dann blickte sie auf und kniff die Augen zusammen, weil ein unbestimmtes, nagendes Gefühl einer drohenden Gefahr sie wie ein Alarmsignal weckte.
    Sie flogen in die falsche Richtung. Die Küste lag nordöstlich von ihnen, dort war das Rebellendorf, dessen Standort Damian ihr unwissentlich verraten hatte. Das Dorf, das Bradan hatte evakuieren lassen.
    Aber die Formation flog steil nach Westen. In Kays Magen machte sich ein kaltes, bohrendes Angstgefühl breit. Westen. Dallingforce lag westlich der Burg und sie hielten offensichtlich direkten Kurs darauf.
    Kay reckte sich im Sattel und sucht Branwens Blick. Ihre Freundin sah sich unruhig um. Sie schien den gleichen Gedanken zu haben wie Kay. Ihr Gesicht wandte sich Kay zu, eine Grimasse aus Wut, Verzweiflung und Fassungslosigkeit. Sie hob die Hand, formte » Warum? « mit den Lippen.
    Kay zuckte die Achseln, schüttelte den Kopf. Sie wusste es nicht. Sie wusste nicht, was jetzt auf sie zukam, aber ganz offensichtlich war es nicht das erwartete Ziel. Sie griff nach Gormydas. Weißt du, wohin Noctyria uns führt?
    Er verneinte. Kay kämpfte kurz mit der Versuchung, nach Noctyria zu greifen, aber mit Paindal über sich und Damian auf Noctyrias Rücken erschien ihr das zu waghalsig. Also biss sie die Zähne aufeinander und hoffte darauf, dass die Formation ihren Kurs noch ändern würde.
    Aber die Hoffnung zerbarst kurz darauf, als in der Ferne ein schäbiges kleines Dorf zwischen den Hügeln und Wäldchen auftauchte, die sie überflogen. Die Häuser glichen Hütten, der Dorfplatz war eine schlammige Schweinesuhle, das Dorf eine Ansammlung von Elend und Hässlichkeit. Dallingforce. Der Unterschlupf ihres Bruders. Kay wurde es einen Moment lang schwarz vor Augen.
    Die Formation rückte zusammen, die Dracyr bekamen offensichtlich ihre Anweisungen über Noctyria. Kay klammerte sich am Sattel fest. Sie sah Branwen an, die nun dicht neben ihr flog. Ihre Freundin beugte sich zur Seite und schrie: » Wie konntest du nur, Kay?! Warum hast du das getan? « Ihr Gesicht sprühte vor Hass.
    Kay öffnete sprachlos den Mund. » Ich « , schrie sie, » ich… « Aber Branwen wandte sich ab und blickte verbissen nach vorne.
    Kay stieß einen erbitterten Laut aus. Branwen glaubte also, sie hätte das Dorf an Damian verraten? Das traute sie ihr zu? Natürlich, Bradan traute ihr ja auch zu, dass sie ihre eigene Familie verraten hatte.
    Die Wut, die in ihr aufloderte, brannte jedes Gefühl der Angst zu Asche. Sie richtete sich hoch auf und sah sich um. Die Formation flog immer noch eng beisammen, aber sie konnte die Befehle spüren, die von Noctyria zu den anderen Dracyr flossen. Jeden Moment würden sie in Angriffsstellung gehen, ausfächern und das Dorf von allen Seiten einschließen.
    Kay griff entschlossen tief nach innen, gab Gormydas den Befehl, nur auf sie zu hören, und berührte dann die anderen Dracyr. Einen Augenblick lang spürte sie,

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