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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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Nachttiefe Schwärze. Kalt wie das ewige Nichts zwischen den Sternen.
    Kay schauderte und stand auf. Die Sonne war ein gutes Stück in den Himmel geklettert, sie musste sich sputen.
    Obwohl sie ein zügiges Tempo angeschlagen hatte, betrat sie die Burg erst so kurz vor dem anberaumten Termin, dass sie keine Zeit mehr hatte, sich erneut umzuziehen. Kay stopfte die Mütze in ihre Jackentasche und ging direkt hinunter in den Pferch.
    Sam musterte sie mit hochgezogenen Brauen und begann zu lachen. Das Lachen wurde zu einem Husten, weil er sich daran verschluckte, und Kay klopfte ihm mit säuerlicher Miene auf den Rücken. » Wieder gut? « , fragte sie.
    Sam wischte sich über die Augen und winkte ab. » Du schubst einen alten Mann über den Rand des Grabes « , sagte er heiser und lachte wieder. » Ich schicke jemanden in dein Zimmer, damit du nach der Übung angemessene Kleidung hier vorfindest. «
    Kay dankte ihm und ließ sich die Flugmontur anreichen. Sam half ihr mit den Schnallen, die sie selbst schlecht erreichen konnte, und plauderte dabei über sein Lieblingsthema, die Dracyr. Er liebte seine Schützlinge von ganzem Herzen, das war es ja auch, was Kay so für ihn eingenommen hatte. Sie lauschte nur mit halbem Ohr seiner Erzählung, welche Wyvern sich gerade mit einem Wurf herumquälte, und fragte Gormydas, ob er bereit war.
    Ihr Dracer bejahte wortlos. Er schien immer noch verstört zu sein, und das beunruhigte Kay zutiefst. Was dort am Flussufer geschehen war, machte ihr angst. Sie knöpfte ihr Wams zu und schloss den hohen gepolsterten Kragen. » Sam « , sagte sie leise, » erzähl mir was über Paindal. «
    Der Pferchwächter räusperte sich und blickte an ihr vorbei. » Du kennst ihn « , sagte er. » Er ist bösartig. Halt dich von ihm fern. « Er griff nach Zaumzeug, einem Sattel, dem Eimer, in dem er Pflegemittel und Lappen transportierte, und nickte ihr zu. » Ich muss Dandalon satteln. «
    Kay sah ihm nach, und das Unbehagen verstärkte sich. Sie verspürte eine innere Unruhe, die sie sich nicht erklären konnte. Etwas braute sich über ihr zusammen, und es war nichts Gutes…
    Sie begab sich zum Flugkorridor, wo die anderen schon mit ihren Dracyr beschäftigt waren oder sich miteinander unterhielten. Branwen winkte sie zu sich und bat sie laut: » Hilf mir mal mit den Riemen hier, Kay. « Sie beugten sich über das verhedderte Geschirr, und Branwen flüsterte: » Ich habe eine Nachricht von Leon. Unser Ausflug kann wie geplant stattfinden. «
    Kay nickte und atmete erleichtert aus. » Morgen « , antwortete sie.
    Branwen zog die letzte Schlaufe fest und richtete sich auf. » Danke. « Sie sah Kay groß und ernst an. » Die andere Sache ist auch erledigt. «
    Kay nickte, sie hatte verstanden. Das Rebellendorf an der Küste war also evakuiert worden. Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Sie hatte befürchtet, dass Bradan ihre Warnung nicht ernst nehmen würde, aber anscheinend war er klug genug, dieses Risiko nicht einzugehen. Sie klopfte Branwen auf die Schulter und sagte: » Ich kümmere mich dann mal um Gormydas. Bis nachher. «
    Sie wandte sich ab, und ihr Blick fiel auf Corena, die mit dem Rücken zu ihr stand. Jemand saß vor ihr auf einer Kiste, hatte sie zwischen seine Knie geklemmt und seine Hände auf ihren Rücken gelegt, während sie sich zu ihm herabbeugte und mit ihm turtelte. Kay hörte ihr dunkles, lockendes Lachen und sah die Hände, die sich zärtlich um Corenas Po legten. Sie biss die Zähne fest aufeinander. Natürlich kannte sie diese Hände, natürlich wusste sie, wessen lange, schwarzledern umhüllte Beine sie festhielten, natürlich war ihr vollkommen klar, in wessen Haar Corena ihre Finger vergrub, wessen Mund sie jetzt küsste, als sie sich noch tiefer hinunterbeugte…
    Kay wandte sich heftig ab und ging zu Gormydas, um den Sitz der Sattelgurte zu überprüfen. Sie hörte Corenas Lachen und wandte sich unwillkürlich noch einmal um. Corena hockte jetzt vor Damian und schien ihm etwas zu erläutern. Er blickte an ihr vorbei und sah Kay an. Seine Augen waren große, dunkle Teiche, in denen sie zu versinken drohte. Sie schluckte und riss ihren Blick von ihm los. Warum sah er so traurig aus? Er musste doch zufrieden sein, dass er sie hier vor allen erneut so demütigen konnte. Corena zelebrierte es geradezu, mit

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