Dracyr – Das Herz der Schatten
Barrieren kratzte. Kay gab Rystadin auf und konzentrierte sich auf die anderen Dracyr. Sie krallte die Nägel in ihren Handballen und gab den Befehl: Landen.
Hätte sie die Formation zum Abdrehen gezwungen, wären sie augenblicklich in Paindals Bannkreis geraten und der Kampf zwischen ihm und Kay wäre erneut entbrannt. Sie wusste, dass sie dem schwarzen Dracer nichts entgegenzusetzen hatte. Die Landung der Formation würde für Verwirrung sorgen, die den Rebellen eine Fluchtmöglichkeit eröffnete. Oder einen Angriff.
Sie verdrängte die Ãberlegung, was so ein Angriff für Folgen zeitigen würde, und blieb auf die zerbrechliche Verbindung mit den Dracyr konzentriert. Gormydas sandte ihr Kraft und Ruhe.
Die erste Reihe landete und wirbelte Staub, Matsch und ausgerissenes Laub durch die Luft. Noctyria scheute wie ein Pferd, bäumte sich auf. Kay durfte sie nicht freilassen, sonst würde sie sich gegen Damian und seinen Dracer wehren müssen.
So war es nur Damian, der von Noctyrias Rücken sprang und auf sie zurannte. Kay zog sich in Gormydasâ Schutz zurück. » Bleib stehen « , rief sie laut. » Ich werde nicht zögern, dich oder einen der anderen zu verbrennen! «
Damian wurde langsamer, blieb stehen. Er hob die Hände. » Was tust du, Kay? Was hast du vor? «
Kay hätte beinahe laut gelacht. Sie hatte keinen Plan, sie wollte nur das Dorf, die Menschen vor den Flammen schützen.
» Ruf die Formation zurück « , rief sie, und ihre Stimme zitterte. » Verschont das Dorf. «
Damian näherte sich langsam, er hatte die Hände erhoben, als wollte er ein wildes Tier besänftigen. » Kay « , sagte er begütigend. » Es ist dein erster Angriff. Du warst noch nicht bereit dafür. Ich werde für dich sprechen, wenn⦠«
Er hatte sie beinahe erreicht. » Zurück « , schrie Kay. » Gormydas! « Ihr Dracer reckte den Hals, Flammen tanzten um sein Maul.
Damian blieb stehen. Kay behielt ihn im Auge und warf einen schnellen Blick auf die Mitglieder der Formation. Alle saÃen abflugbereit in ihren Sätteln, keiner machte Anstalten, sie oder das Dorf anzugreifen. Sie entspannte sich ein wenig und wandte sich wieder Damian zu. Er war blass, seine Augen schimmerten hell wie Lichter und in ihrer Tiefe tanzte das Dracyrfeuer. Kays Kehle wurde trocken, weil eine plötzliche, heftige Welle von Hitze ihren Körper überflutete. » Damian « , sagte sie heiser. » Geh. Bitte. Ich will nicht, dass einem von euch oder den Dracyr etwas geschieht. Aber ich will auch nicht, dass dieses Dorf zerstört und Menschen getötet werden. «
Damian wollte näher kommen, aber Gormydas lieà einen kleinen, warnenden Flammenstoà in seine Richtung züngeln, der ihn stoppte.
» Kay « , sagte er leise, drängend, » du hast mir nicht vertraut. «
» Nein, das habe ich nicht « , erwiderte sie bitter. » Aber ich hasse dich nicht. Geh einfach. Flieg zurück. « Ein Schatten flog an der Sonne vorbei, verdunkelte den Dorfplatz wie eine Gewitterwolke.
Paindal, sagte Gormydas ruhig.
Damian stöhnte auf. » Er will, dass ich dich allein lasse « , brachte er heraus. Seine Kiefer mahlten. Er schien alle Muskeln anzuspannen. » Wenn ich das tue, wird er dich⦠« Er brach ab und stemmte sich mit aller Macht gegen einen unsichtbaren Orkan, der ihn zu Noctyria zurücktreiben wollte. » Kay. Flieh! «
Kay konnte nicht antworten. Der schwarze Dracer griff ihren Geist an, zerstörte die Barriere, hieb eine nach der anderen die Verbindungen zu den Dracyr durch. Kay registrierte undeutlich, dass Bewegung in die Formation kam. Sie hörte, dass ein Dracer startete, dann flog der nächste auf. Sie konnte es nicht verhindern. Mit taub werdenden Geistesfingern haschte sie nach den zerfetzten Verbindungen, versuchte, die Dracyr erneut an sich zu binden, aber Paindal zerstörte die Fäden, zerschlug und zerriss die Verbindungen, bis nichts mehr übrig war auÃer Kay, die sich zitternd und weinend am Boden kauernd wiederfand. Damian war fort, mit Noctyria aufgestiegen.
Der Himmel wurde dunkel, die Erde bebte. Dicht vor ihr landete Paindal und hob die mächtigen Flügel zu einer Geste des Triumphes. Auf seinem Rücken, klein und gleichzeitig riesig groÃ, thronte der Dracyrmeister.
» Karolyn Devrillan « , hörte sie ihn gleichzeitig in ihrem Kopf und mit eigener
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