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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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nicht vollständig in ihren Körper zurückkehren. Dort hinter der Grenze lauerte Schmerz. Sie lag und lauschte weiter. Jemand war verletzt. Palemyon. Ein Armbrustbolzen. Jemand hatte sich bei einem zu spät abgefangenen Sturzflug die Brustmuskeln gezerrt. Glysaferia. Jemand hatte Angst. Dandalon. Kay griff vorsichtig hinaus, so vorsichtig, als würde sie eine Seifenblase mit Fingern berühren, und sandte Dandalon Liebe. Er war ein sanfter, schüchterner Dracer und seine Reiterin liebte ihn nicht. Das ließ ihn beständig trauern und schwächte ihn.
    Kay sank wieder ein wenig tiefer und genoss es, eine Weile nichts zu denken, nichts zu fühlen. Nichts von alldem betraf sie, solange sie sich an diesem Ort aufhielt. Gormydas war bei ihr, standhaft. Treu. Er hielt sie, schützte und wärmte sie. Sie schlief.
    Erwachte.
    Blinzelte. Die Sonne stand im Westen, es war Nachmittag. Vögel zwitscherten. Sie lag auf dickem Moos, weich wie ein Federbett, und ihr Körper schmerzte, als wäre ein Dracer über sie hinweggetrampelt. Sie hörte Stimmen, laut, aber dennoch nicht bedrohlich. Kay seufzte. Ihr Hals war rau. Es war etwas geschehen und sie musste sich jetzt ihren Erinnerungen stellen. Also öffnete sie die Schleuse und:
    Lord Harrynkar. Paindal. Das verlassene Dorf. Die Hände, die sich um ihre Kehle legten. Das Blut, das aus dem Mund des Dracyrmeisters quoll und sein brechender Blick…
    Kay japste und setzte sich auf. Ihr wurde schwindelig und Übelkeit wallte auf. Sie holte tief Luft. Ihr Körper war zerschlagen, aber sie lebte. Mit einem schnellen Blick vergewisserte sie sich, dass sie noch alle wichtigen Körperteile besaß, dann schaute sie sich um. Sie lag auf einer trockenen Erhebung inmitten all des Schlamms. Der Dorfplatz war aufgewühlt und zertreten. Drei Dracyr, darunter Gormydas, warteten ein Stück vom Dorf entfernt, zwischen den Hütten liefen Menschen herum, unterhielten sich laut, hin und wieder lachte jemand. Kay blickte auf und sah die restlichen Dracyr der Formation wachsam am Himmel kreisen.
    Was war geschehen? Wer hatte den Dracyrmeister angegriffen und wo war Damian?
    Sie hielt sich an einem Stein fest und stand auf. Ihr war immer noch schwindelig, aber sie konnte stehen und den Ort gut überblicken. Die Männer, die sich auf dem Dorfplatz aufhielten, waren ihr unbekannt. Sie waren bewaffnet, zwei von ihnen trugen schwere Armbrüste. Rebellen? Aber warum griff die Formation sie nicht an?
    Â» Kay! « Sie kniff die Augen zusammen und erkannte den, der da mit langen Schritten durch den Matsch auf sie zustapfte.
    Â» Duke « , krächzte sie, machte einen Schritt auf ihn zu und schwankte.
    Er stürmte den kleinen Hügel empor und war bei ihr, ehe sie stürzen konnte. » Du bist wieder bei Bewusstsein « , sagte er und bot ihr seinen Arm. » Komm, ich bringe dich zu den anderen. «
    Kay tappte langsam neben ihm her. » Ich habe euch nicht verraten « , sagte sie schließlich. Ihre Stimme klang fremd, das Sprechen tat ihr weh. Sie rieb sich über den schmerzenden Hals.
    Leon lächelte sie an. Sein Gesicht war müde, aber seine Augen leuchteten. » Ich weiß « , sagte er. » Wir waren auf den Angriff vorbereitet, wie du siehst. Es gibt keine Toten, außer… « Er sprach nicht weiter, denn nun hatten sie den zerwühlten Platz erreicht und Leon half ihr, ihn zu überqueren. » Was ist geschehen? « , fragte sie, als sie wieder halbwegs trockenen Grund erreicht hatten. Sie schnappte nach Luft und blieb stehen. » Einen Moment « , japste sie.
    Leon stützte sie und sah mitleidig auf sie herab. » Er hätte dich beinahe getötet « , sagte er. » Es war fast zu spät. Dein Freund hat uns einen Heidenschreck eingejagt, so hat er getobt. «
    Kay fragte nicht, was oder wen er meinte. Ihr Kopf hämmerte. » Was ist mit dem Dracyrlord? « , fragte sie.
    Dann bogen sie um eine Hausecke.
    Lord Harrynkar lag auf dem Boden. Man hatte ihn dort hingeschleift, das zeigten die Spuren im Boden und auf seinen Kleidern. Er lag auf dem Rücken, seine Augen blickten zum Himmel, sein großes Gesicht war zu derselben Grimasse aus Überraschung, Zorn und Schmerz verzerrt, die sie zuletzt erblickt hatte. Seine schlammverkrusteten Haare breiteten sich wie eine Blutlache um seinen Kopf aus, das Blut in seinem Gesicht war schwärzlich aufgetrocknet. Sie konnte nicht erkennen, was

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