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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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musst mir erzählen, was ich verpasst habe « , sagte sie gedämpft zu Leon. Der Duke warf ihr einen Blick zu, und sie erwartete, sein Lächeln und das neckende Blinzeln zu sehen, aber er blieb ungewöhnlich ernst. Kay runzelte die Stirn. » Ich verstehe nicht, warum ihr Damian und uns Schattenreiter nicht festgenommen habt « , ging sie direkt auf den Punkt los, der sie am meisten verwunderte. » Bradan behandelt ihn wie einen Verbündeten, nicht wie einen Feind. «
    Leon nickte unbehaglich. Er blieb ein Stück von Gormydas entfernt stehen und sah an ihm empor. » Beängstigend « , sagte er.
    Â» Nicht, wenn du sie näher kennenlernst « , antwortete Kay sanft. » Raus damit, Duke. Was ist hier gelaufen? «
    Er schüttelte den Kopf. » Das müssen dir Bradan und der Lord erklären, Kay. Ich verbrenne mir hier nicht den Mund. Ich habe nur Zuträgerdienste geleistet. « Er hob die Schultern. » Flieg zurück und ruh dich aus. Wir sehen uns bestimmt morgen. «
    Kay hielt ihn am Ärmel fest, als er sich abwenden wollte. » Duke! Sag mir wenigstens, wer den Dracyrmeister getötet hat. Ich will mich bei ihm bedanken. «
    Leon tänzelte rückwärts wie ein scheuendes Pferd. » Du hast es nicht gesehen? «
    Kay schnaufte ungeduldig. » Er war dabei, mich zu erwürgen « , gab sie scharf zurück. » Leon, zier dich nicht so. Wer war es? «
    Â» Wer wohl? Damian. « Er sah sie noch einen Atemzug lang eindringlich an, drehte sich dann um und ging mit langen Schritten davon. Kay starrte ihm hinterher. Ihr Verstand schien stillzustehen und sich zu weigern, das Gehörte anzunehmen. » Warte « , rief sie ihm hinterher, aber er drehte sich nicht mehr zu ihr um.

    Immer noch wartete er auf den Zusammenbruch, aber seine Seele war wie betäubt. Sein Körper ging und stand, er sprach und verhandelte, gab Anweisungen und hörte zu, er aß und trank und setzte sich, er beobachtete und analysierte, dachte nach und befahl. Aber das alles geschah, während sein Innerstes in einer dunklen Ecke kauerte, die Arme über dem Kopf verschränkte und schrie.
    Er hörte geduldig zu, was der Hauptmann ihm zu sagen hatte. Es gab immer wieder Unruhen in der Stadt, inzwischen hatte es sich herumgesprochen, dass Lord Harrynkar etwas zugestoßen war.
    Zugestoßen.
    Damian unterdrückte ein bitteres Auflachen. Er war seinem Vater zugestoßen. Er und eine zweifingerlange Stahlklinge.
    Er konzentrierte sich auf den Rapport des Soldaten und instruierte ihn. Ruhe war das Wichtigste. Die Wache sollte präsent sein, sich zeigen, dafür sorgen, dass weder Aufruhr noch Gewalt ausbrach. Damian sicherte dem Hauptmann zu, seine Mannschaften verstärken zu lassen, und wandte sich dann dem Stapel Papier auf Lord Harrynkars Schreib…- auf seinem Schreibtisch zu.
    Die Fläche des riesigen Tisches war bisher mit alchemistischen Gerätschaften, Kugeln aus Kristall und Edelstein, Flaschen mit Tinkturen und Giften vollgestellt gewesen. Das alles hatte Damian wegschaffen lassen und durch profanes Schreibzeug ersetzt. Er musste jetzt sehr schnell lernen, wie man eine Burg befehligte, eine Stadt regierte, ein ganzes Land beherrschte. Sein Vater war tot und er hatte seine Nachfolge angetreten. Damian, sein Mörder. Dies war ein klassischer Weg an die Spitze, aber Damian hatte nie in Erwägung gezogen, ihn zu gehen.
    Er las mit schwindender Aufmerksamkeit eine Reihe von Schriftwerken durch, seine Gedanken wanderten unaufhaltsam davon. Sein Treffen mit Devrillans rechter Hand vor dem Einsatz war ein Balanceakt gewesen, der mit Leichtigkeit in einem blutigen Debakel hätte enden können. Das Scheinmanöver des Angriffs auf das Rebellennest hatte ihn unendlich viel Kraft gekostet, es wäre ihm um ein Haar misslungen, es vor seinem Vater und Paindal zu verbergen. Und die ganze Zeit über hatte Kays Gesicht vor seinem inneren Auge gestanden. Ihre traurigen Blicke, ihr Zorn, die Verletzung, die sie mit Haltung zu überspielen versuchte. Das Wissen darum, dass sie ihn hasste und ihm wohl nie wieder ihr Vertrauen schenken würde, ganz gleich, welches Ende das alles nahm.
    Er hatte nur verhindern wollen, dass auch noch ihr Bruder starb. All diese Toten. Immer kürzer die Abstände zwischen den Einsätzen der Schattenreiter. Immer lastender und erbarmungsloser seines Vaters Faust, die alle in ihrem zermalmenden Griff hielt. Damians

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