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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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ist es zu spät. « Seine Finger gruben sich in ihre Oberarme. Kay stand starr und erwiderte seinen Blick, in dem hilfloser Zorn brodelte. » Der Blaue gehört jetzt zu dir « , fuhr er hastig und leise fort. » Er wird dir gehorchen, in allem. Sei vorsichtig. Nutze die Macht, die dir damit gegeben wurde, nicht zum Schaden anderer. Und hüte dich vor seiner Lordschaft! «
    Er ließ sie so abrupt los, wie er sie gepackt hatte, und stiefelte weiter vor ihr her, ohne noch ein Wort an sie zu richten.
    Kay folgte ihm schweigend. Sie fühlte sich noch verwirrter und desorientierter als zuvor. Sam war das Oberhaupt der Pferchwächter, so viel wusste sie über ihn. Er war einer der loyalsten, ältesten Bediensteten des Dracyrlords. Warum warnte er sie aber so deutlich vor Lord Harrynkar? Und was meinte er damit, dass sie nicht hierher gehörte?
    Â» Den Weg ab hier kennst du « , unterbrach Sam ihre Gedanken. Er hatte eine schwere Tür geöffnet und wies hinaus in den düsteren Kellergang. » Geradeaus, die Treppe hoch. Dann siehst du schon, wo du bist. « Er schob sie durch die Türöffnung, dann hielt er noch einmal inne. Sein zerknittertes Gesicht sah sie mitleidig an. » Pass auf dich auf. « Die Tür schloss sich mit einem dumpfen Knall.

    Kay fühlte sich wie in einer fremden Welt, in der falschen Haut gefangen, in einem Körper, der nur halb zu ihr zu gehören schien. Ihre Beine bewegten sich seltsam, ihre Schulterblätter zuckten immer wieder, als würde sie versuchen, Flügel auszubreiten, ihr Hals war zu kurz und zu unbeweglich, ihre Augen zeigten verwirrende, falschfarbige, auf seltsame Weise tote Bilder. Alles roch stumpf und unangenehm und sie ekelte sich vor dem Gefühl von Stoff auf ihrer seltsam schwammigen Haut.
    Kay blieb vor der Tür zu ihrer Kammer stehen, schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Dies ist mein Körper. Ich bin Karolyn Devrillan, ein Mensch. Ich kann weder Feuer spucken noch Säure niesen, meine Augen haben keine Nickhäute, und ich besitze weder Klauen noch Flügel, keine Schuppen und kein Gebiss, das man als Mordwaffe benutzen könnte. Ich. Bin. Ein. Mensch.
    Sie öffnete die Augen und sah sich um. Besser.
    Tief in ihrem Kopf lachte Gormydas. Ich habe gerade versucht, auf zwei Beinen zu stehen und nach meinem Essen zu greifen. Es ist verwirrend, Kay.
    Â» Das ist es « , sagte sie laut und öffnete die Tür.
    Sie zog ihre eigenen Kleider an und packte ihre wenigen Habseligkeiten und die von Damian entliehenen Kleider zusammen. Was auch immer nun mit ihr geschehen sollte, sie wusste, dass sie diese Kammer nicht wieder betreten würde. Ohne Bedauern und ohne zurückzublicken, verließ sie das Zimmer und ging hinauf zum Aufenthaltsraum der Zöglinge.
    Als sie die Tür öffnete, schlug ihr die scharfe Stimme der Rothaarigen entgegen. » Er hat mich vollgekotzt! Könnt ihr euch vorstellen, wie sich das anfühlt, wenn sich ein Bauerntölpel auf dir übergibt? Ich hoffe, sie haben ihn Dandalon von oben bis unten abschrubben lassen. «
    Â» Er wird etwas anderes zu tun haben « , warf der dunkelhaarige Tyron ein, der träge in einem Sessel lümmelte, die langen Beine weit von sich gestreckt, und einen Becher auf dem Bauch balancierte. » Immerhin muss er den Blauen zähmen. Ich beneide ihn nicht um die Aufgabe. « Er hob den Becher an die Lippen und schlürfte. Sein Blick glitt zu Kay, die an der Tür stehen geblieben war und ihr Bündel an die Brust presste. » Wen haben wir denn da? « , sagte er und grinste sie breit an. Seine Zähne waren weiß und ebenmäßig. » Hast du dich verlaufen, Mädchen? Wo ist dein Putzzeug? «
    Kay schüttelte den Kopf und antwortete nicht. Corena, die Rothaarige, musterte sie mit giftiger Miene. Ihre grünen Katzenaugen verengten sich. » Du « , sagte sie. » Was stehst du da herum und glotzt uns an? Mach, dass du rauskommst. «
    Kay seufzte. » Ich bin hierher bestellt worden « , sagte sie. » Ich warte auf Lord Damian. «
    Die puppengesichtige Esbeth, die bis jetzt über ein Buch gebeugt in der Fensternische gesessen hatte, blickte auf. » Das Mädchen « , sagte sie verblüfft. » Was soll das? «
    Â» Nun lass sie doch « , mischte sich der grobknochige Morgan ein. Er war der einzige der Zöglinge, der die Hausmädchen nicht wie Ungeziefer behandelte, sondern sie

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