Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes
zu und trennte dem Wesen einen Flügel ab.
Das Nachtwesen fiel halb ins Feuer und wimmerte auf.
Er drehte seinen Kopf und legte ihn in den Nacken. Vom Felsen her strich ein riesiger Körper schräg auf ihn zu. Dragon rammte das Schwert wie einen Speer nach vorn und aufwärts. Der Vampir schlug wild mit den Schwingen, aber seine Geschwindigkeit war zu hoch, und er fiel mit aller Wucht in das Schwert. Der Schwertarm wurde Dragon nach unten gerissen. Er setzte seinen Stiefel auf den Körper des zuckenden Zü-ip und zog mit einiger Anstrengung das Schwert wieder daraus hervor.
Gerade als er sich aufrichtete, schlug ein anderer Vampir seine Flügelkrallen in das Leder des Wamses, dicht neben den Schultern. Dragon drehte sich mit der Last in seinem Rücken. Dann machte er einen gewaltigen Sprung und ließ sich gegen den Felsen fallen. Er stieß sich mit aller Kraft vom Boden ab.
Ein fauchendes Geräusch ertönte direkt neben seinem Ohr, als der Zusammenprall dem Blutsauger die Luft aus den Lungen preßte. Dragon fiel auf die Knie, rollte sich nach vorn und schüttelte sich. Mit der Schneide des Schwertes hackte er über seine Schulter. Der Vampir wirbelte nach vorn – und Dragons Schwert tötete ihn.
Dann raffte sich der Mann auf und rannte durch die Büsche hinüber zu Xando, der gerade auf das Pferd lossprang, an dessen Hals ein Vampir hing. Das Tier keilte nach hinten aus und streckte den Kopf zwischen die Vorderbeine, und als es wieder den Boden berührte, sauste das Schwert dicht über Xandos Kopf hinweg und traf den Vampir.
»Gut so, mein Hund!« sagte Dragon, drehte sich langsam und sah sich um.
In der Dunkelheit erkannte er nicht viel. Xando zerrte den blutenden Körper vom Pferd herunter und blieb dann mit fliegenden Seiten und gefletschten Zähnen neben dem Mann stehen.
Hinter dem Felsen leuchtete die flackernde Helligkeit des Feuers auf. Das Pferd beruhigte sich langsam. Vorsichtig hob der junge Mann den Schild und wartete auf einen zweiten Angriff.
In den Zweigen über ihm rauschte es. Augenblicklich bewegte sich Dragon. Er und Xando sprangen auseinander. Dragon riß das Schwert in die Höhe und lugte hinter dem Rand seines Schildes hervor. Drei Vampire stießen auf sie herunter. Dragon traf den ersten, als dessen vorgestreckte Krallen den Schild berührten – das Schwert zuckte herunter und spaltete den häßlichen Schädel des Zü-ip, während Xando seine Zähne in den anderen grub.
Dragons Schwert tötete den letzten Vampir. Dann blieb der Mann schwer atmend stehen und ging langsam durch das feuchte Gras zu seinem Pferd. Das Tier war bis auf ein paar Kratzer unverletzt.
Dragon atmete auf und ließ die Arme sinken, die Schwert und Schild hielten. »Wir haben uns ganz gut gehalten, Xando, was meinst du?«
Der Schild polterte zu Boden, als Dragon dem Hund den Hals klopfte und ihn anerkennend am Fell zupfte. Der Hund bellte zustimmend.
»An Schlaf ist jetzt nicht mehr zu denken«, meinte Dragon. »Nicht unter all diesen Kadavern.«
Langsam ging er zurück zum Feuer. Es loderte hoch, da Xando die Knüppel zusammengeschoben hatte. Xando machte einige Sätze und verschwand in der Dunkelheit. Vermutlich lief er einmal rund um das Lager, um mögliche Gefahren aufzuspüren. Dragon packte seine Ausrüstung zusammen und reinigte das Schwert, ehe er es wieder in die breite Scheide zurückschob. Dann war Xando wieder da und blieb schweifwedelnd neben dem Feuer stehen. Er kam langsam heran und packte Dragon vorsichtig am Handgelenk.
»Aha! Ich soll dir wieder einmal folgen!«
Dragon ging zum Feuer zurück, wohin der Hund ihn zog. Er begriff und nahm einen brennenden Ast mit sich. Dann zog ihn der Hund wieder am Felsen vorbei, vorbei auch an dem Pferd, zwischen Bäumen hindurch und über raschelndes Laub. Fünfhundert Doppelschritte weiter sah Dragon zwischen Bäumen und Felsen eine dunkle Fläche, in der sich die Sterne spiegelten.
Die Fläche zerriß in viele Ringe, als ein Frosch sich vom Ufer hineinschnellte.
Der Tümpel war nicht größer als zwei Mannslängen.
»Ich verstehe. Hier können wir den Rest der Nacht lagern.«
Dragon schaute zwischen dem Blattwerk nach oben und sah die Sterne an. Sie hatten mehr als die Hälfte ihres nächtlichen Weges zurückgelegt. Also würde es sich noch lohnen, das Lager neu aufzuschlagen. Er steckte die improvisierte Fackel in den Boden und ging zurück.
Eine halbe Stunde später befand sich die gesamte Ausrüstung hier. Das Pferd soff gierig, und neben einem
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