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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Kameraden!
    Roller.
Gemach, sag' ich. Auch die Freiheit muß ihren Herrn haben. Ohne Oberhaupt ging Rom und Sparta zu Grunde.
    Spiegelberg (geschmeidig).
Ja – haltet – Roller sagt recht. Und das muß ein erleuchteter Kopf sein. versteht ihr? Ein feiner, politischer Kopf muß das sein. Ja, wenn ich mir's denke, was ihr vor einer Stunde waret, was ihr jetzt seid, – durch Einen glücklichen Gedanken seid – Ja, freilich, freilich müßt ihr einen Chef haben – Und wer diesen Gedanken entsponnen, sagt, muß das nicht ein erleuchteter politischer Kopf sein?
    Roller.
Wenn sich's hoffen ließe – träumen ließe – Aber ich fürchte, er wird es nicht thun.
    Spiegelberg.
Warum nicht? Sag's keck heraus, Freund! – So schwer es ist, das kämpfende Schiff gegen die Winde zu lenken, so schwer sie auch drückt, die Last der Kronen – sag's unverzagt, Roller! – vielleicht wird er's doch thun.
    Roller.
Und leck ist das Ganze, wenn er's nicht thut. Ohne den Moor sind wir Leib ohne Seele.
    Spiegelberg (unwillig von ihm weg).
Stockfisch!
    Moor (tritt herein in wilder Bewegung und läuft heftig im Zimmer auf und nieder, mit sich selber.)
Menschen – Menschen! falsche, heuchlerische Krokodilbrut! Ihre Augen sind Wasser! ihre Herzen sind Erz! Küsse auf den Lippen! Schwerter im Busen! Löwen und Leoparden füttern ihre Jungen, Raben tischen ihren Kleinen auf dem Aas, und Er, Er – Bosheit hab' ich dulden gelernt, kann dazu lächeln, wenn mein erboster Feind mir mein eigen Herzblut zutrinkt – aber wenn Blutliebe zur Verrätherin, wenn Vaterliebe zur Megäre wird: und so fange Feuer, männliche Gelassenheit! verwilde zum Tiger, sanftmüthiges Lamm! und jede Faser recke sich auf zu Grimm und Verderben!
    Roller.
Höre, Moor! Was denkst du davon? Ein Räuberleben ist doch auch besser, als bei Wasser und Brod im untersten Gewölbe der Thürme?
    Moor.
Warum ist dieser Geist nicht in einen Tiger gefahren, der sein wüthendes Gebiß in Menschenfleisch haut? Ist das Vatertreue? Ist das Liebe für Liebe? Ich möchte ein Bär sein und die Bären des Nordlands wider dies mörderische Geschlecht anhetzen – Reue und keine Gnade! Oh ich möchte den Ocean vergiften, daß sie den Tod aus allen Quellen saufen! Vertrauen, unüberwindliche Zuversicht, und kein Erbarmen!
    Roller.
So höre doch, Moor, was ich dir sage!
    Moor.
Es ist unglaublich, es ist ein Traum, eine Täuschung – So eine rührende Bitte, so eine lebendige Schilderung des Elends und der zerfließenden Reue – die wilde Bestie wär' in Mitleid zerschmolzen! Steine hätten Thränen vergossen, und doch – man würde es für ein boshaftes Pasquill aufs Menschengeschlecht halten, wenn ich's aussagen wollte – und doch, doch – oh daß und durch die ganze Natur das Horn des Aufruhrs blasen könnte, Luft, Erde und Meer wider das Hyänengezücht ins Treffen zu führen!
    Grimm.
Höre doch, höre! vor Rasen hörst du ja nicht.
    Moor.
Weg, weg von mir! Ist dein Name nicht Mensch! Hat dich das Weib nicht geboren? – Aus meinen Augen, du mit dem Menschengesicht! – Ich habe ihn so unaussprechlich geliebt! so liebte kein Sohn; ich hätte tausend Leben für ihn – (Schäumend auf die Erde stampfend.) Ha! – wer mir jetzt ein Schwert in die Hand gäb', dieser Otterbrut eine brennende Wunde zu versetzen! wer mir sagte, wo ich das Herz ihres Lebens erzielen, zermalmen, zernichten! – Er sei mein Freund, mein Engel, mein Gott – ich will ihn anbeten!
    Roller.
Eben diese Freunde wollen ja wir sein, laß dich doch weisen!
    Schwarz.
Komm mit uns in die böhmischen Wälder! Wir wollen eine Räuberbande sammeln, und du – (Moor stiert ihn an.)
    Schweizer.
Du sollst unser Hauptmann sein! Du mußt unser Hauptmann sein!
    Spiegelberg (wirft sich wild in einen Sessel).
Sklaven und Memmen!
    Moor.
Wer blies dir das Wort ein? Höre, Kerl! (indem er Schwarzen hart ergreift) das hast du nicht aus deiner Menschenseele hervorgeholt! Wer blies dir das Wort ein? Ja, bei dem tausendarmigen Tod! das wollen wir! das müssen wir! der Gedanke verdient Vergötterung – Räuber und Mörder! – So wahr meine Seele lebt, ich bin euer Hauptmann!
    Alle (mit lärmendem Geschrei).
Es lebe der Hauptmann!
    Spiegelberg (aufspringend, vor sich).
Bis ich ihm hinhelfe!
    Moor.
Siehe, da fällt's wie der Staar von meinen Augen, was für ein Thor ich war, daß ich ins Käficht zurück wollte! – Mein Geist dürstet nach Thaten, mein Athem nach Freiheit. – Mörder, Räuber! – mit diesem Wort

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