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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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her?
    Kammerdiener.
Das wollt' er mir nicht sagen.
    Octavio.
Führ' ihn herein. Laß nichts davon verlauten.
    (Kammerdiener ab. Kornet tritt ein.)
    Seid Ihr's, Kornet? Ihr kommt vom Grafen Gallas?
Gebt her den Brief.
    Kornet.
Bloß mündlich ist mein Auftrag.
Der Generalleutnant traute nicht.
    Octavio.
Was ist's?
    Kornet.
Er läßt Euch sagen – Darf ich frei hier sprechen?
    Octavio.
Mein Sohn weiß Alles.
    Kornet.
Wir haben ihn.
    Octavio.
Wen meint Ihr?
    Kornet.
Den Unterhändler, den Sesin!
    Octavio (schnell).
Habt ihr?
    Kornet.
Im Böhmerwald erwischt' ihn Hauptmann Mohrbrand
Vorgestern früh, als er nach Regensburg
Zum Schweden unterwegs war mit Depeschen.
    Octavio.
Und die Depeschen –
    Kornet.
Hat der Generalleutnant
Sogleich nach Wien geschickt mit dem Gefangnen.
    Octavio.
Nun endlich! endlich! Das ist eine große Zeitung!
Der Mann ist uns ein kostbares Gefäß,
Das wicht'ge Dinge einschließt – Fand man viel?
    Kornet.
An sechs Pakete mit Graf Terzkys Wappen.
    Octavio.
Keins von des Fürsten Hand?
    Kornet.
Nicht, daß ich wüßte.
    Octavio.
Und der Sesina?
    Kornet.
Der that sehr erschrocken,
Als man ihm sagt', es ginge nacher Wien.
Graf Altring aber sprach ihm guten Muth ein,
Wenn er nur Alles wollte frei bekennen.
    Octavio.
Ist Altringer bei Eurem Herrn? Ich hörte,
Er läge krank zu Linz.
    Kornet.
Schon seit drei Tagen
Ist er zu Frauenburg beim Generalleutnant.
Sie haben sechzig Fähnlein schon beisammen,
Erles'nes Volk, und lassen Euch entbieten,
Daß sie von Euch Befehle nur erwarten.
    Octavio.
In wenig Tagen kann sich viel ereignen.
Wann müßt Ihr fort?
    Kornet.
Ich wart' auf eure Order.
    Octavio.
Bleibt bis zum Abend.
    Kornet.
Wohl (Will gehen.)
    Octavio.
Sah Euch doch Niemand?
    Kornet.
Kein Mensch. Die Kapuziner ließen mich
Durchs Klosterpförtchen ein, so wie gewöhnlich.
    Octavio.
Geht, ruht Euch aus und haltet Euch verborgen.
Ich denk' Euch noch vor Abend abzufert'gen.
Die Sachen liegen der Entwicklung nah,
Und eh der Tag, der eben jetzt am Himmel
Verhängnißvoll heranbricht, untergeht,
Muß ein entscheidend Loos gefallen sein.
    (Kornet geht ab.)
Dritter Auftritt.
    Beide Piccolomini.
    Octavio.
Was nun, mein Sohn? Jetzt werden wir bald klar sein,
– Denn Alles, weiß ich, ging durch den Sesina.
    Max (der während des ganzen vorigen Auftritts in einem heftigen innern Kampf gestanden, entschlossen).
Ich will auf kürzerm Weg mir Licht verschaffen.
Leb wohl!
    Octavio.
Wohin? Bleib da!
    Max.
Zum Fürsten.
    Octavio (erschrickt).
Was?
    Max (zurückkommend).
Wenn du geglaubt, ich werde eine Rolle
In deinem Spiele spielen, hast du dich
In mir verrechnet. Mein Weg muß gerad sein.
Ich kann nicht wahr sein mit der Zunge, mit
Dem Herzen falsch – nicht zusehn, daß mir Einer
Als seinem Freunde traut, und mein Gewissen
Damit beschwichtigen, daß er's auf seine
Gefahr thut, daß mein Mund ihn nicht belogen.
Wofür mich Einer kauft, das muß ich sein.
– Ich geh' zum Herzog. Heut noch werd' ich ihn
Auffordern, seinen Leumund vor der Welt
Zu retten, eure künstlichen Gewebe
Mit einem graden Schritte zu durchreißen.
    Octavio.
Das wolltest du?
    Max.
Das will ich. Zweifle nicht.
    Octavio.
Ich habe mich in dir verrechnet, ja.
Ich rechnete auf einen weisen Sohn,
Der die wohlthät'gen Hände würde segnen,
Die ihn zurück vom Abgrund zieh – und einen
Verblendeten entdeck' ich, den zwei Augen
Zum Thoren machten, Leidenschaft umnebelt,
Den selbst des Tages volles Licht nicht heilt.
Befrag' ihn! Geh! Sei unbesonnen gnug,
Ihm deines Vaters, deines Kaisers
Geheimniß preiszugeben. Nöth'ge mich
Zu einem lauten Bruche vor der Zeit!
Und jetzt, nachdem ein Wunderwerk des Himmels
Bis heute mein Geheimniß hat beschützt,
Des Argwohns helle Blicke eingeschläfert,
Laß mich's erleben, daß mein eigner Sohn
Mir unbedachtsam rasendem Beginnen
Der Staatskunst mühevolles Werk vernichtet.
    Max.
O diese Staatskunst, wie verwünsch' ich sie!
Ihr werdet ihn durch euer Staatskunst noch
Zu einem Schritte treiben – Ja! ihr könntet ihn,
Weil ihr ihn schuldig wollt , noch schuldig machen .
O! das kann nicht gut endigen – und mag sich's
Entscheiden, wie es will, ich sehe ahnend
Die unglückselige Entwicklung nahen –
Denn dieser Königliche, wenn er fällt,
Wird eine Welt im Sturze mit sich reißen,
Und wie ein Schiff, das mitten auf dem Weltmeer
In Brand geräth mit einem Mal und berstend
Auffliegt und alle Menschen, die es trug,
Ausschüttet plötzlich zwischen Meer und

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