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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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will, wenn ich sie rette.
    Mortimer.
Ihr tatet aber nichts zu ihrer Rettung!
Ihr ließt geschehn, daß sie verurteilt wurde,
Gabt Eure Stimme selbst zu ihrem Tod!
Ein Wunder muß geschehn – Der Wahrheit Licht
Muß mich, den Neffen ihres Hüters, rühren,
Im Vatikan zu Rom muß ihr der Himmel
Den unverhofften Retter zubereiten,
Sonst fand sie nicht einmal den Weg zu Euch!
    Leicester.
Ach, Sir, es hat mir Qualen g'nug gekostet!
Um selbe Zeit ward sie von Talbots Schloß´
Nach Fotheringhay weggeführt, der strengen
Gewahrsam Eures Oheims anvertraut.
Gehemmt ward jeder Weg zu ihr, ich mußte
Fortfahren vor der Welt, sie zu verfolgen.
Doch denket nicht, daß ich sie leidend hätte
Zum Tode gehen lassen! Nein, ich hoffe
Und hoffe noch, das Äußerste zu hindern,
Bis sich ein Mittel zeigt, sie zu befrein.
    Mortimer.
Das ist gefunden – Leicester, Euer edles
Vertraun verdient Erwiderung. Ich will sie
Befreien, darum bin ich hier, die Anstalt
Ist schon getroffen, Euer mächt'ger Beistand
Versichert uns den glücklichen Erfolg.
    Leicester.
Was sagt Ihr? Ihr erschreckt mich. Wie? Ihr wolltet –
    Mortimer.
Gewaltsam auftun will ich ihren Kerker,
Ich hab Gefährten, alles ist bereit –
    Leicester.
Ihr habt Mitwisser und Vertraute! Weh mir!
In welches Wagnis reißt Ihr mich hinein!
Und diese Wissen auch um mein Geheimnis?
    Mortimer.
Sorgt nicht. Der Plan ward ohne Euch entworfen,
Ohn' Euch wär' er vollstreckt, bestünde sie
Nicht drauf, Euch ihre Rettung zu verdanken.
    Leicester.
So könnt Ihr mich für ganz gewiss versichern,
Daß in dem Bund mein Name nicht genannt ist?
    Mortimer.
Verlaßt Euch drauf! Wie? So bedenklich, Graf,
Bei einer Botschaft, die Euch Hilfe bringt!
Ihr wollt die Stuart retten und besitzen,
Ihr findet Freunde, plötzlich, unerwartet,
Vom Himmel fallen Euch die nächsten Mittel –
Doch zeigt Ihr mehr Verlegenheit als Freude?
    Leicester.
Es ist nichts mit Gewalt. Das Wagestück
Ist zu gefährlich.
    Mortimer.
Auch das Säumen ist's!
    Leicester.
Ich sag Euch, Ritter, es ist nicht zu wagen.
    Mortimer (bitter).
Nein, nicht für Euch, der sie besitzen will!
Wir wollen sie bloß retten und sind nicht so
bedenklich –
    Leicester.
Junger Mann, Ihr seid zu rasch
In so gefährlich dornenvoller Sache.
    Mortimer.
Ihr – sehr bedacht in solchem Fall der Ehre.
    Leicester.
Ich seh die Netze, die uns rings umgeben.
    Mortimer.
Ich fühle Mut, sie alle zu durchreißen.
    Leicester.
Tollkühnheit, Raserei ist dieser Mut.
    Mortimer.
Nicht Tapferkeit ist diese Klugheit, Lord.
    Leicester.
Euch lüstet's wohl, wie Babington zu enden?
    Mortimer.
Euch nicht, des Norfolks Großmut nachzuahmen.
    Leicester.
Norfolk hat seine Braut nicht heimgeführt.
    Mortimer.
Er hat bewiesen, daß er's würdig war.
    Leicester.
Wenn wir verderben, reißen wie sie nach .
    Mortimer.
Wenn wir uns schonen, wird sie nicht gerettet.
    Leicester.
Ihr überlegt nicht, hört nicht, werdet alles
Mit heftig blindem Ungstüm zerstören,
Was auf so guten Weg geleitet war.
    Mortimer.
Wohl auf den guten Weg, den Ihr gebahnt?
Was habt Ihr denn getan, um sie zu retten?
– Und wie? Wenn ich nun Bub g'nug gewesen,
Sie zu ermorden , wie die Königin
Mir anbefahl, wie sie zu dieser Stunde
Vor mir erwartet – Nennt mir doch die Anstalt,
Die Ihr gemacht, ihr Leben zu erhalten.
    Leicester (erstaunt).
Gab Euch die Königin diesen Blutbefehl?
    Mortimer.
Sie irrte sich in mir, wie sich Maria
In Euch.
    Leicester.
Und Ihr habt zugesagt? Habt Ihr?
    Mortimer.
Damit sie andre Hände nicht erkaufe,
Bot ich die meinen an.
    Leicester.
Ihr tatet wohl.
Dies kann uns Raum verschaffen. Sie verläßt sich
Auf Euren blut'gen Dienst, das Todesurteil
Bleibt unvollstreckt, und wir gewinnen Zeit –
    Mortimer (ungeduldig).
Nein, wir verlieren Zeit!
    Leicester.
Sie zählt auf Euch,
So minder wird sie Anstand nehmen, sich
Den Schein der Gnade vor der Welt zu geben.
Vielleicht, daß ich durch List sie überrede,
Das Angesicht der Gegnerin zu sehn,
Und dieser Schritt muß ihr die Hände binden.
Burleigh hat Recht. Das Urteil kann nicht mehr
Vollzogen werden, wenn sie sie gesehn.
– Ja, ich versuch es, alles biet ich auf –
    Mortimer.
Und was erreicht Ihr dadurch? Wenn sie sich
In mir getäuscht sieht, wenn Maria fortfährt,
Zu leben – Ist nicht alles wie zuvor?
Frei wird sie niemals! Auch das Mildeste,
Was kommen kann, ist ewiges Gefängnis.
Mit einer kühnen Tat müßt Ihr doch enden,
Warum wollt Ihr nicht gleich damit beginnen?
In Euren Händen ist

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