Dramatische Werke
denken.«
– Und als ich traurig durch die Säle ging
Der Königsburg, da sah ich Herzog Hansen
In einem Erker weinend stehn, um ihn
Die edeln Herrn von Wart und Tegerfeld.
Die riefen mir und sagten: »Helft euch selbst,
Gerechtigkeit erwartet nicht vom König.
Beraubt er nicht des eignen Bruders Kind,
Und hinterhält ihm sein gerechtes Erbe?
Der Herzog fleht' ihn um sein Mütterliches,
Er habe seine Jahre voll, es wäre
Nun Zeit, auch Land und Leute zu regieren.
Was ward ihm zum Bescheid? Ein Kränzlein setzt' ihm
Der Kaiser auf: das sei die Zier der Jugend.«
Auf der Mauer :
Ihr habt's gehört. Recht und Gerechtigkeit
Erwartet nicht vom Kaiser! Helft euch selbst!
Reding :
Nichts andres bleibt uns übrig. Nun gebt Rat,
Wie wir es klug zum frohen Ende leiten.
Walther Fürst tritt in den Ring :
Abtreiben wollen wir verhassten Zwang,
Die alten Rechte, wie wir sie ererbt
Von unsern Vätern, wollen wir bewahren,
Nicht ungezügelt nach dem Neuen greifen.
Dem Kaiser bleibe, was des Kaisers ist,
Wer einen Herrn hat, dien ihm pflichtgemäss.
Meier :
Ich trage Gut von Österreich zu Lehen.
Walther Fürst :
Ihr fahret fort, Östreich die Pflicht zu leisten.
Jost von Weiler :
Ich steure an die Herrn von Rappersweil.
Walther Fürst :
Ihr fahret fort, zu zinsen und zu steuern.
Rösselmann :
Der grossen Frau zu Zürch bin ich vereidet.
Walther Fürst :
Ihr gebt dem Kloster was des Klosters ist.
Stauffacher :
Ich trage keine Lehen als des Reichs.
Walther Fürst :
Was sein muss, das geschehe, doch nicht drüber.
Die Vögte wollen wir mit ihren Knechten
Verjagen und die festen Schlösser brechen,
Doch wenn es sein mag, ohne Blut. Es sehe
Der Kaiser, dass wir notgedrungen nur
Der Ehrfurcht fromme Pflichten abgeworfen.
Und sieht er uns in unsern Schranken bleiben,
Vielleicht besiegt er staatsklug seinen Zorn,
Denn bill'ge Furcht erwecket sich ein Volk,
Das mit dem Schwerte in der Faust sich mässigt .
Reding :
Doch lasset hören! Wie vollenden wir's?
Es hat der Feind die Waffen in der Hand,
Und nicht fürwahr in Frieden wird er weichen.
Stauffacher :
Er wird's, wenn er in Waffen uns erblickt,
Wir überraschen ihn, eh er sich rüstet.
Meier :
Ist bald gesprochen, aber schwer getan.
Uns ragen in dem Land zwei feste Schlösser,
Die geben Schirm dem Feind und werden furchtbar,
Wenn uns der König in das Land sollt fallen.
Rossberg und Sarnen muss bezwungen sein,
Eh man ein Schwert erhebt in den drei Landen.
Stauffacher :
Säumt man so lang, so wird der Feind gewarnt,
Zu viele sind's, die das Geheimnis teilen.
Meier :
In den Waldstätten findt sich kein Verräter.
Rösselmann :
Der Eifer auch, der gute, kann verraten.
Walther Fürst :
Schiebt man es auf, so wird der Twing vollendet
In Altdorf und der Vogt befestigt sich.
Meier :
Ihr denkt an euch .
Sigrist :
Und ihr seid ungerecht.
Meier auffahrend :
Wir ungerecht! Das darf uns Uri bieten!
Reding :
Bei eurem Eide! Ruh!
Meier :
Ja, wenn sich Schwyz
Versteht mit Uri, müssen wir wohl schweigen.
Reding :
Ich muss euch weisen vor der Landsgemeinde,
Dass ihr mit heft'gem Sinn den Frieden stört!
Stehn wir nicht alle für dieselbe Sache?
Winkelried :
Wenn wir's verschieben bis zum Fest des Herrn
Dann bringt's die Sitte mit, dass alle Sassen
Dem Vogt Geschenke bringen auf das Schloss,
So können zehen Männer oder zwölf
Sich unverdächtig in der Burg versammeln,
Die führen heimlich spitz'ge Eisen mit,
Die man geschwind kann an die Stäbe stecken,
Denn niemand kommt mit Waffen in die Burg.
Zunächst im Wald hält dann der grosse Haufe,
Und wenn die andern glücklich sich des Tors
Ermächtiget, so wird ein Horn geblasen,
Und jene brechen aus dem Hinterhalt,
So wird das Schloss mit leichter Arbeit unser.
Melchtal :
Den Rossberg übernehm ich zu ersteigen,
Denn eine Dirn des Schlosses ist mir hold,
Und leicht betör ich sie, zum nächtlichen
Besuch die schwanke Leiter mir zu reichen,
Bin ich droben erst, zieh ich die Freunde nach.
Reding :
Ist's aller Will, dass verschoben werde?
Die Mehrheit erhebt die Hand.
Stauffacher zählt die Stimmen :
Es ist ein Mehr von zwanzig gegen zwölf!
Walther Fürst :
Wenn am bestimmten Tag die Burgen fallen,
So geben wir von einem Berg zum andern
Das Zeichen mit dem Rauch, der Landsturm wird
Aufgeboten, schnell, im Hauptort jedes Landes,
Wenn dann die Vögte sehn der Waffen Ernst,
Glaubt mir, sie werden sich des Streits begeben,
Und gern ergreifen friedliches Geleit,
Aus unsern Landesmarken zu entweichen.
Stauffacher :
Nur mit dem
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