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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Zimmermann.
    Nimmt den Hut.
    Hedwig :
Wo gehst du hin?
    Tell :
Nach Altdorf, zu dem Vater.
    Hedwig :
Sinnst du auch nichts Gefährliches? Gesteh mir's.
    Tell :
Wie kommst du darauf Frau?
    Hedwig :
Es spinnt sich etwas
Gegen die Vögte – Auf dem Rütli ward
Getagt, ich weiss, und du bist auch im Bunde.
    Tell :
Ich war nicht mit dabei – doch werd ich mich
Dem Lande nicht entziehen, wenn es ruft.
    Hedwig :
Sie werden dich hinstellen, wo Gefahr ist,
Das Schwerste wird dein Anteil sein, wie immer.
    Tell :
Ein jeder wird besteuert nach Vermögen.
    Hedwig :
Den Unterwaldner hast du auch im Sturme
Über den See geschafft – Ein Wunder war's,
Dass ihr entkommen – Dachtest du denn gar nicht
An Kind und Weib?
    Tell :
Lieb Weib, ich dacht' an euch,
Drum rettet' ich den Vater seinen Kindern.
    Hedwig :
Zu schiffen in dem wüt'gen See! Das heisst
Nicht Gott vertrauen! Das heisst Gott versuchen.
    Tell :
Wer gar zu viel bedenkt, wird wenig leisten.
    Hedwig :
Ja du bist gut und hilfreich, dienest allen,
Und wenn du selbst in Not kommst, hilft dir keiner.
    Tell :
Verhüt es Gott, dass ich nicht Hülfe brauche.
    Er nimmt die Armbrust und Pfeile.
    Hedwig :
Was willst du mit der Armbrust? Lass sie hier.
    Tell :
Mir fehlt der Arm, wenn mir die Waffe fehlt.
    Die Knaben kommen zurück.
    Walther :
Vater, wo gehst du hin?
    Tell :
Nach Altdorf, Knabe,
Zum Ehni – Willst du mit?
    Walther :
Ja freilich will ich.
    Hedwig :
Der Landvogt ist jetzt dort. Bleib weg von Altdorf.
    Tell :
Er geht, noch heute.
    Hedwig :
Drum lasst ihn erst fort sein.
Gemahn ihn nicht an dich, du weisst, er grollt uns.
    Tell :
Mir soll sein böser Wille nicht viel schaden,
Ich tue recht und scheue keinen Feind.
    Hedwig :
Die recht tun, eben die hasst er am meisten.
    Tell :
Weil er nicht an sie kommen kann – Mich wird
Der Ritter wohl in Frieden lassen, mein ich.
    Hedwig :
So, weisst du das?
    Tell :
Es ist nicht lange her,
Da ging ich jagen durch die wilden Gründe
Des Schächentals auf menschenleerer Spur,
Und da ich einsam einen Felsensteig
Verfolgte, wo nicht auszuweichen war,
Denn über mir hing schroff die Felswand her,
Und unten rauschte fürchterlich der Schächen,
    Die Knaben drängen sich rechts und links an ihn und sehen mit gespannter Neugier an ihm hinauf:
    Da kam der Landvogt gegen mich daher,
Er ganz allein mit mir, der auch allein war,
Bloss Mensch zu Mensch und neben uns der Abgrund.
Und als der Herre mein ansichtig ward,
Und mich erkannte, den er kurz zuvor
Um kleiner Ursach willen schwer gebüsst,
Und sah mich mit dem stattlichen Gewehr
Dahergeschritten kommen, da verblasst' er,
Die Knie versagten ihm, ich sah es kommen,
Dass er jetzt an die Felswand würde sinken.
– Da jammerte mich sein, ich trat zu ihm
Bescheidentlich und sprach: »Ich bin's, Herr Landvogt.«
Er aber konnte keinen armen Laut
Aus seinem Munde geben – Mit der Hand nur
Winkt' er mir schweigend, meines Wegs zu gehn,
Da ging ich fort, und sandt ihm sein Gefolge.
    Hedwig :
Er hat vor dir gezittert – Wehe dir!
Dass du ihn schwach gesehn, vergibt er nie.
    Tell :
Drum meid ich ihn, und er wird mich nicht suchen.
    Hedwig :
Bleib heute nur dort weg. Geh lieber jagen.
    Tell :
Was fällt dir ein?
    Hedwig :
Mich ängstigt's. Bleibe weg.
    Tell :
Wie kannst du dich so ohne Ursach quälen?
    Hedwig :
Weil's keine Ursach hat – Tell, bleibe hier.
    Tell :
Ich hab's versprochen, liebes Weib, zu kommen.
    Hedwig :
Musst du, so geh – Nur lasse mir den Knaben!
    Walther :
Nein, Mütterchen. Ich gehe mit dem Vater.
    Hedwig :
Wälti, verlassen willst du deine Mutter?
    Walther :
Ich bring dir auch was Hübsches mit vom Ehni.
    Geht mit dem Vater.
    Wilhelm :
Mutter, ich bleibe bei dir!
    Hedwig umarmt ihn :
Ja, du bist
Mein liebes Kind, du bleibst mir noch allein!
    Sie geht an das Hoftor und folgt den Abgehenden lange mit den Augen.
Zweite Szene
    Eine eingeschlossene wilde Waldgegend, Staubbäche stürzen von den Felsen.
    Berta im Jagdkleid. Gleich darauf Rudenz .
    Berta :
Er folgt mir. Endlich kann ich mich erklären.
    Rudenz tritt rasch ein :
Fräulein, jetzt endlich find ich Euch allein,
Abgründe schliessen rings umher uns ein,
In dieser Wildnis fürcht ich keine Zeugen,
Vom Herzen wälz ich dieses lange Schweigen –
    Berta :
Seid ihr gewiss, dass uns die Jagd nicht folgt?
    Rudenz :
Die Jagd ist dort hinaus – Jetzt oder nie!
Ich muss den teuren Augenblick ergreifen –
Entschieden sehen muss ich mein Geschick,
Und sollt es mich auf ewig von Euch scheiden.
– O waffnet Eure güt'gen Blicke

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