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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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jedes Zögern als fatal erweisen könnte, habe ich meinem Kommandeur Rux befohlen, die Invasoren gnadenlos auszuradieren. Die Schnelligkeit und Entschlossenheit unserer Reaktion wird ihre Kriegsherren beeindrucken und uns vor ernsten Schwierigkeiten bewahren.«
    »Haben Sie ihm geglaubt?« wollte Chuch wissen.
    »Natürlich nicht«, sagte Baron John. »Aber Snint machte gute Miene zum bösen Spiel. Was blieb ihm auch anderes übrig?«
    »Was ist mit Rufus? Wie hat er auf die Neuigkeit reagiert?«
    John lächelte maliziös. »Schweißperlen bildeten sich auf seiner loyalen Stirn, und sein Mund verzog sich vor lauter Schmerz und Zweifeln. Doch noch immer weigerte er sich, Dramokles zu verurteilen. Er sagte, es sei eine Zeit der Prüfung für uns alle, nicht zuletzt für unseren Gastgeber. Er riet uns, noch eine Weile geduldig zu sein. >Wie lange?< fragte ich. >Bis er Ihr Königreich oder meines an sich reißt?< Darauf wußte er keine Antwort, wandte sich ab und ging zu seinen Gemächern, verblüfft, verwirrt, aber immer noch Dramokles gegenüber loyal.«
    Plötzlich hob Adalbert den Kopf und sang mit dünner, schwankender Stimme:

    »Sättel und Seifentabletts Goldfische und Zahres Kamen nach Aardvark Innerhalb eines Jahres.«

    Dann legte er seinen Kopf wieder auf den Tisch und schlief.
    »Armer kleiner König«, sagte John. »Aber was soll’s. Was gut ist für Dramokles, ist auch gut für uns alle, denn hat uns Dramokles das nicht selbst gesagt? Prinz, Sie sollten mit Ihrem Vater trinken und ausgelassen feiern.«
    »Ich verstehe Ihre Verbitterung«, sagte Chuch, »aber sie läßt Sie unbedacht reden. Sie wissen genau, daß das Verhältnis zwischen mir und meinem Vater gespannt ist. Ich bin ein Gegner der gegenwärtigen Aktionen des Königs, ja sogar ein Gegner des Königs selbst.«
    Snint sagte: »Das alles ist wohlbekannt«, und John nickte widerwillig.
    »Wie könnte es auch anders sein?« fragte Chuch. »Er hat mich nie geliebt. Meine Rolle in der Regierung ist auf wenige zeremonielle Aufgaben beschränkt. Trotz meiner jahrelangen militärischen Ausbildung hat Dramokles mich bisher noch nicht einmal eine Kompanieabteilung kommandieren lassen. Und obwohl ich noch immer als Thronanwärter gelte, halte ich es für unwahrscheinlich, daß ich je den Thron erben werde.«
    »Da muß sich ein ehrgeiziger junger Mann wie Sie doch schrecklich langweilen«, sagte Snint.
    Chuch nickte. »Seit ich volljährig bin, fühle ich mich vollkommen unnütz und bin ständig den Launen meines zerstreuten Vaters ausgeliefert. Ich konnte nichts dagegen tun. Bis zu diesem Augenblick.«
    John richtete sich in seinem Sessel auf. Seine kleinen Augen funkelten aufmerksam: »Was ist in diesem Augenblick?«
    Chuch setzte seinen Krug ab. »Ich will keine großen Worte machen. In dem Kampf um die Vorherrschaft, der nun bevorsteht, bin ich auf Ihrer Seite, Baron John und König Snint.«
    John und Snint sahen einander an. Snint sagte: »Ich vermute, Sie scherzen, Prinz. Die Bande des Blutes sind stark. Ihr augenblicklicher Groll gegen Ihren Vater wird vorübergehen.«
    »Verflucht!« rief Chuch. »Wollen Sie mich etwa der Lüge bezichtigen?«
    »Sachte, Prinz, ich wollte Sie lediglich auf die Probe stellen. Sagen Sie mir, was führt Dramokles Ihre Meinung nach im Schilde?«
    »Es ist doch offensichtlich, daß die Wiederherstellung des alten Glormischen Imperiums sein Ziel ist. Und Sie müssen zugeben, daß zwei besetzte Planeten ein guter Anfang sind. Aber von nun an wird die Sache schwieriger. Aardvark und Lekk sind militärisch unbedeutend. Aber mit Crimsole wird er es nicht so leicht haben, denke ich.«
    »Nicht, solange meine gute Frau Anne während meiner Abwesenheit das Kommando führt«, sagte John.
    »Und auch Druth wird er nicht anzugreifen wagen«, sagte Chuch. »Denn er braucht Rufus’ starke Raumflotte. Und dann ist da noch Haldemar, der weit draußen auf Vanir das Geschehen verfolgt. Das Resultat ist unklar. Aber ich wette mein Leben, daß Dramokles verlieren wird, besonders, wenn wir zu einer Übereinkunft gelangen.«
    »Was erhoffen Sie persönlich sich denn von einer solchen Übereinkunft?« fragte Snint.
    »Nicht mehr, als mir zusteht: Die Königswürde von Glorm, nachdem Dramokles getötet oder verbannt wurde.«
    »Die Königswürde von Glorm!« sagte John. »Das ist fürwahr eine bescheidene Forderung von jemandem, der außer einer hohen Meinung von sich selbst nichts weiter zu bieten hat.«
    »Unterschätzen Sie mich nicht«,

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