Dramocles
sich selbst, »auf geht’s.« Er straffte die Schultern und öffnete die Tür zum Salon.
»Liebe Mitkönige«, sagte er, »alte Freunde und mein lieber Bruder John, willkommen zu unserem großen Fest. Wir alle haben großen Nutzen aus diesen Jahren des Friedens gezogen, und wir alle wollen, daß es auch weiterhin so bleibt. Ich versichere euch, daß ich, wie ihr, weiterhin ein Verfechter des republikanischen Prinzips unter Königen bin. Kein Herrscher soll über einen anderen Herrscher herrschen oder ihm rauben, worüber er herrscht. Diesen Eid haben wir vor vielen Jahren geschworen. Für mich hat er nach wie vor Gültigkeit.«
Dramokles machte eine Pause, aber von seinen Zuhörern kam keine Reaktion. Rufus stand reglos da wie eine steinerne Statue, das Gesicht ausdruckslos. John lehnte sich mit einem mißtrauischen Grinsen in seinem Stuhl zurück. Snint von Lekk schien jedes Wort abzuwägen, um das Wahre vom Falschen zu trennen. Adalbert hörte mit gerunzelter Stirn zu.
»In Anbetracht all dieser Dinge«, sagte Dramokles, »erfüllt es mich mit aufrichtigem Bedauern, euch nun mitteilen zu müssen, was ihr sicher schon gehört habt: Meine Truppen haben in den letzten Stunden Aardvark besetzt.«
»Ja, Dramokles, das haben wir in der Tat schon gehört« sagte Baron John. »Wir sind gespannt auf deine Erklärung.«
»Ich habe Aardvark besetzt«, sagte Dramokles. »Aber nur um es für Adalbert zu retten.«
»Ein originelle Art der Rettung«, bemerkte John an Snint gewandt.
Dramokles antwortete nicht auf den Seitenhieb. »Kurz nach König Adalberts Abreise berichteten mir meine Gesandten auf Aardvark von einem plötzlichen Aufstand der Hemreg-Minderheit. Es sind gefährliche Schismatiker, die diese Gelegenheit nutzen wollten, dir deinen Thron zu rauben.«
»Meine eigenen Truppen wären schon mit ihnen fertig geworden«, sagte Adalbert.
»Deine Truppen wurden schnell überrannt. Es blieb keine Zeit mehr, mich zuvor noch mit dir zu beraten. Nur durch schnelles Handeln konnte ich deinen Thron für dich retten.«
»Du meinst, die Besetzung ist nur vorübergehend?«
»Genau das meine ich.«
»Und ich bekomme mein Königreich zurück?«
»Natürlich.«
»Wann?«
»Sobald die Ordnung wiederhergestellt ist.«
Baron John sagte: »Das könnte natürlich ein paar Jahre dauern, was, Bruder?«
»Nicht länger als eine Woche«, sagte Dramokles. »Wenn unsere Festlichkeiten hier beendet sind, wird sich die Lage normalisiert haben.«
Snint fragte: »Dann brauchen wir keinen weiteren Ärger zu befürchten?«
»Genau.«
Rufus wandte sich vom Kamin ab und sagte: »Diese Antwort genügt mir. Wir kennen Dramokles von Jugend an. Noch nie hat er sein Wort gebrochen.«
»Nun«, sagte Adalbert, »ich muß akzeptieren, was du sagst. Aber es ist ein komisches Gefühl, weißt du, ein König ohne Planet zu sein. Aber für eine Woche wird es wohl gehen.«
Dramokles sagte: »Wünscht ihr noch weitere Erklärungen von mir? Nein? Ich hoffe, ihr seid mit eurer Unterbringung zufrieden. Sagt mir, wenn es euch an etwas fehlen sollte. Laßt es euch gutgehen. Ich werde mich bald wieder um euch kümmern.«
Er verbeugte sich und ging wieder durch die Tür, die in den Nebenraum führte, hinaus.
Nachdem er gegangen war, herrschte einen Augenblick lang Schweigen. Dann sagte Snint: »Er spricht gut, kein Zweifel.«
»Genau wie unser Vater Otho«, sagte John. »Beide konnten mit ihrem Gerede die Vögel von den Bäumen locken. Und sie machten oft von dieser Kunst Gebrauch, wenn es sie nach einer gebratenen Wachtel gelüstete.«
Rufus sagte: »Baron John, Ihre Feindseligkeit gegenüber Ihrem Bruder ist allgemein bekannt. Das ist Ihre Sache. Ich für meinen Teil ersuche Sie, uns Ihre Sticheleien zu ersparen. Dramokles ist mein Freund, und ich dulde nicht, daß man über ihn spottet.«
Rufus ging hinaus.
»Nun, Snint«, sagte John, »was ist Ihre Meinung?«
»Mein lieber Baron John, ich glaube, wie Sie, daß wir uns in einer verzwickten Lage befinden.«
»Aber was sollen wir tun?«
»Nichts, für den Augenblick«, sagte Snint. »Ich denke, wir müssen abwarten.«
»Am liebsten würde ich zurück nach Crimsole fliegen.«
»Das ist im Moment nicht möglich. Heute morgen wurden alle unsere Schiffe in die Königliche Werft gebracht, zur Modernisierung und Überholung, ein Geschenk unseres Gastgebers.«
»Verflucht!« rief John. »Solche Großzügigkeit schneidet tief ins Fleisch. Snint, wir müssen zusammenhalten.«
»Natürlich. Aber
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