Drei Frauen und ein Braeutigam
»wenn wir ihn ins Rollen kriegen...«
Ich schüttle den Kopf. »Wir sind ja dumm«, bemerke ich hastig. »Stuart ist doch ein echter Sammler. Er muss irgendwo eine Karre haben, die funktioniert.«
Wir verteilen uns hinter dem Haus und sehen eilig in sämtliche Scheunen und Ställe. Mein Vorschlag, einfach einige Pferde auszuleihen, wird umgehend verworfen, und wir stehen kurz davor, völlig erhitzt, verärgert und niedergeschlagen aufzugeben, als Louis uns aus einer der Boxen zu sich ruft: »Ihr zwei, kommt her, ich habe etwas gefunden.«
Die Art, wie er das »etwas« betont, will mir gar nicht gefallen, doch in Anbetracht der Tatsache, dass meine Scheune enttäuschend leer ist, folge ich Louis Ruf. Als meine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt haben, erkenne ich mit sinkendem Herzen, was genau Louis gefunden hat: ein altes Motorrad aus dem Zweiten Weltkrieg, komplett mit Beiwagen.
Tanya platzt hinter mir durch die Tür und zieht sich Strohhalme aus dem Haar. »Ach du meine Güte!«, entfährt es ihr, und sie schlägt die Hände vor den Mund, um das Lachen zu unterdrücken. »Das meinst du nicht ernst!«
»Wir haben keine Zeit, um wählerisch zu sein«, entgegnet Louis, zögert aber ebenfalls.
Ich beschließe, dass es Zeit zum Handeln ist. »Aus dem Weg!« Ich drängle mich an dem widerstrebenden Louis vorbei, raffe meine Röcke und setze mich rittlings auf den alten Ledersitz.
»Ollie! Was hast du vor?«, kreischt Tan.
»Ich hatte ein Mofa, als ich sechzehn war«, erkläre ich ihr und trete das Startpedal nach unten. »Hab‘s verkauft, als mich ein Milchwagen überholt hat. Wollen wir hoffen, dass diese Kiste ein bisschen schneller ist.« Wieder trete ich das Startpedal durch, und der Motor springt an. »Wir haben schließlich noch einen Termin.«
Wir kommen eine halbe Stunde zu spät vor der Kirche an. Louis sitzt zusammengepfercht im Beiwagen, sein stacheliges Haar ist vom Wind zerzaust, seine Stirn und seine Ray Bans sind fliegenverklebt. Tanya kauert hinter mir und drückt sich eng an mich. Als ich das Gas voll aufdrehte und in Richtung Kirche abdüste, hat sie einen Schreianfall bekommen, doch dann sehr schnell kapiert, dass es weit intelligenter ist, den Mund geschlossen und den Kopf unten zu halten. Deshalb sieht sie von uns dreien auch mit Abstand am ordentlichsten aus. Ich kraxle vom Motorrad, glätte meine Röcke und klaube schaudernd eine fette Fliege von meinen Zähnen.
Grace hat ängstlich nach uns Ausschau gehalten. »Um Himmels willen, wo habt ihr gesteckt?«, ruft sie. »Ich wollte schon jemanden auf die Suche nach euch schicken.«
»Probleme mit dem Auto!«, schnaufe ich.
»Ich dachte schon, ihr kommt nicht!«, jammert sie und wirft sich mir förmlich an den Hals.
»Um die Hochzeit meiner besten Freundin zu verpassen?«, entgegne ich zärtlich. »Niemals!«
Der Pfarrer, der nach draußen getreten ist, um zu sehen, wo die Braut bleibt, entdeckt Tanya, die mit ihrem langen Rock kämpft, der sich in ihrer Unterhose verfangen hat. Er eilt hinüber, um ihr behilflich zu sein. Der Fotograf, der die eintreffenden Gäste abgelichtet hat wie einer der Paparazzi auf den Spuren von Posh Spice und David Beckham, fängt schallend an zu lachen und bannt den Moment für alle Ewigkeit und für die Titelseite der Lokalzeitung auf Film.
»Auch eine Art, berühmt zu werden«, seufzt Tanya und unterdrückt ein Lachen. »Ein gefundenes Fressen für die Klatschpresse.«
»O ja, ich sehe schon die Schlagzeile vor mir«, sagt Louis kichernd. »Pfarrer geht Brautjungfer an die Wäsche!«
Tula, die sich bei Sylvester untergehakt hat, sieht blass vor Ärger aus, weil wir sie aus dem Rampenlicht gedrängt haben. Sie zerrt Sylvester in die Kirche, um in der ersten Bank in Stellung zu gehen.
»Gäste des Bräutigams zur Rechten. Gäste der Braut zur Linken«, erklingt eine vertraute Stimme, und Finn taucht grinsend und mit keck aufgesetztem Hut im Mittelgang auf.
»Ich glaube, wir müssen ab durch die Mitte«, entgegne ich und erwidere unsicher sein Lächeln. Durch das offene Portal kann ich sehen, dass die Kirche bis auf den letzten Sitz belegt ist. In jeder Bank sitzen weit mehr Leute als eigentlich Platz ist. Wenn das noch nicht ausreicht, damit ich weiche Knie bekomme, dann gibt mir der Anblick von Dan Slater, der gerade einen anderen Nachzügler an seinen Platz geleitet und in seinem dunkelgrauen Stresemann umwerfend gut aussieht, schlicht den Rest.
Der Pfarrer, der nun wieder an seinem Platz
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