Drei Haselnuesse für Aschenbroedel
dass sie nicht mit leeren Händen zu ihm gekommen war. Sie lachte und griff in die Tasche ihrer Schürze.
âNikolaus, mein Lieber, hier, ich hab dir was zum Naschen mitgebracht.â Sie hielt ihm die Apfelstücke auf der flachen Hand hin. âWeiÃt du noch, wie ich dich vor drei Jahren von Vater geschenkt bekommen habe? Sei nicht traurig, ich würde ja so gerne mit dir ausreiten. Aber du weiÃt doch, wir dürfen nicht.â
Sie strich ihm über die Nüstern und spähte zwischen seinen Ohren hindurch aus dem Stallfenster. Noch schien niemand sie zu vermissen. âAlles ist wie aus dem Häuschen, sie erwarten den Königâ, verriet sie Nikolaus und streichelte seinen Hals. So wenig es ihr gefiel, sie musste in die Küche zurückkehren. âDu, aber wenn ich mit der Arbeit fertig bin, komm ich wieder, ja?â
Und eines Tages, da sattle ich dich und reite mit dir davon, ganz weit fort, für immer, dachte sie und eilte davon. Und Kasperle nehme ich auch mit!
Asche und Erbsen
In der Küche war es noch wärmer als im Stall. Das wenigstens war ein Vorteil ihrer Arbeit, sie führte sie immer an die wärmsten Orte des Gutes, an die Herde und Kamine und Ãfen. Aschenbrödel kauerte sich vor den groÃen gemauerten Küchenherd. Doch ein lautes Scheppern lieà sie gleich wieder herumfahren. Tausend Scherben lagen auf dem Boden, und davor kniete Pavel, der Küchenjunge.
Schon flog die Tür auf. Die Stiefmutter. Und gleich hinter ihr Dora, natürlich. Aschenbrödel schluckte. Der arme Pavel. Die Stiefmutter griff nach der Peitsche, die an der Wand hing. Ohne zu zögern, eilte Aschenbrödel zu Pavel und kniete sich neben ihn auf den Boden.
âWer war das?â, fragte die Stiefmutter drohend.
âSeien Sie nicht böse, Herrinâ, sagte Rosie, die Köchin. âEs war die Schüssel, die ohnehin schon einen Sprung hatte.â
âDanach habe ich nicht gefragt!â Die Stiefmutter trat auf Pavel zu. Mit dem Griff der Peitsche zwang sie ihn, den Kopf zu heben.
âIch war esâ, sagte Aschenbrödel schnell. Die Stiefmutter würde sie nicht schlagen. Bei Pavel hingegen hätte sie keine Bedenken. Aschenbrödel hob die Scherben auf und sammelte sie in ihrer Schürze. âIch bitte um Verzeihung.â
âHm.â Die Stiefmutter schien unzufrieden, bedeutete ihr aber nur zu verschwinden. Die Peitsche schleuderte sie quer über den Tisch, auf dem sich die Speisen türmten. âUnd, Rosie, ist alles vorbereitet? Die Braten? Die Mehlspeisen? Der Wein?â
âAber ja, Herrin, es ist alles fertig.â
Dora, die in allem ihrer Mutter nacheiferte, zog die Nase kraus. âDas will schon was heiÃen, so edle Gäste zu bewirten. Dass du uns das nicht verpatzt, Rosie!â
Rosie schwieg und Aschenbrödel ballte die Hände zu Fäusten. Niemals hätte ihr Vater zugelassen, dass jemand so mit Rosie sprach. Und als er noch lebte, hätte Dora das auch nicht gewagt.
Die Stiefmutter tätschelte Doras Wange. Für ihre Tochter hatte sie nur Lob übrig, gleichgültig was aus ihrem Mund kam. Für Aschenbrödel hingegen nichts als Spott. âIch weià ja nicht, ob du tatsächlich so ungeschickt bist oder alles nur zum Trotz machst.â
Die Hand, mit der sie Aschenbrödel über die Wange fuhr, war nicht sanft. Trotzdem zwang sich Aschenbrödel, nicht zurückzuzucken.
âDein Vater hat mir eine schöne Erbschaft hinterlassen! Na ja, wie der Vater so â¦â
âVater lasst aus dem Spiel! Ihr habt von ihm das ganze Gut bekommen.â Und ich wünschte, oh, wie ich wünschte, es wäre nicht so! Aschenbrödel zitterte vor Wut.
âWie sprichst du denn mit mir!â Die Stiefmutter wandte sich empört zu Dora. âHast du das gehört?â Sie richtete sich hoch auf und drohte Aschenbrödel mit einer Hand. âAber dass duâs nur weiÃt, die Zeiten sind vorbei, da dein Vater mit dir durch die Wälder geritten ist, dich mit der Armbrust schieÃen und noch allerlei andere Dummheiten gelehrt hat, als ob du ein Junge wärst!â Sie fuhr sich mit der Hand über die Wange â derselben Hand, mit der sie zuvor Aschenbrödel berührt hatte. Ein dicker RuÃfleck blieb auf dem Gesicht zurück. âJetzt bin ich hier die Herrin, und du bist die Magd, nichts sonst. Versorg also den Herd und kümmere dich um die
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