Drei Haselnuesse für Aschenbroedel
fegen, aufrichten, drei Besenstriche â die Bewegungen gingen ihr flink und geschmeidig von der Hand. Entschlossen richtete sie den Blick auf den Boden.
Aber die nächste Ablenkung lieà nicht lange auf sich warten. Eine der Küchenmägde trug knusprige Hühnchenschenkel auf einem Tablett quer über den Hof auf die Treppe zu, an deren Fuà Dora und die Stiefmutter jetzt angelangt waren.
âHalt mal!â, befahl die Stiefmutter, als die Küchenmagd an ihr vorbeieilen wollte. Sie beugte sich über die Hühnchenschenkel und schnupperte.
Sogar hier auf der anderen Seite des Hofes kitzelte der Bratenduft Aschenbrödel in der Nase.
Mit einem Lächeln forderte die Stiefmutter Dora auf zuzugreifen. Die zögerte nicht. Ihre Schleppenträgerinnen verfolgten mit hungrigen Blicken jede Bewegung.
Aschenbrödels Magen knurrte. Sie hatte noch keine Zeit zum Frühstücken gefunden und war seit dem ersten Dämmerlicht auf den Beinen.
Gerade als Dora den Mund weit aufsperrte, als wollte sie den ganzen Hühnchenschenkel mit einem Bissen verschlingen, rutschte der ihr aus den Händen.Sofort stürzte Kasperle mit lautem Gebell hervor, schnappte sich die am Boden liegende Köstlichkeit und stürmte mit seiner Beute davon.
Aschenbrödel unterdrückte ein Lachen. Zu gern hätte sie Kasperle applaudiert. Wenigstens einer von uns macht immer noch, was er will!, dachte sie.
âPfui!â, rief Dora dem Hund hinterher.
Aschenbrödel schloss die klammen Hände fester um den Besen.
âUnd gleich kommt Majestät, und nichts ist ordentlichâ, schimpfte die Stiefmutter. âDas darf doch nicht wahr sein. Los, los, vorwärts, beeilt euch!â Sie hetzte mit groÃen Schritten über den Hof, Dora im Schlepptau, und trieb die Mägde und Knechte weiter an.
Noch liefen die Schweine frei herum, Holz für den Kamin wurde herbeigeschleppt, der Kutschwagen in die Scheune bugsiert, Fässer mit Wein und Bier über den Schnee gerollt â es war ein einziges Durcheinander.
âWas wird man nur von uns denken?â Die Stiefmutter wedelte mit den Armen und fuhr mit ihrer Schimpftirade fort.
Aschenbrödel seufzte. Es war sinnlos, die Stiefmutter um einen Ausritt zu bitten, wenn sie in einer solchen Laune war. Sie senkte den Kopf und fegte die letzten Reste der verschütteten Asche zurück in den Eimer. Ãber ihr flatterten die weiÃen Tauben mit den Flügeln, als wollten sie ihr zuwinken. Aschenbrödel winkte zurück und nahm den Eimer wieder auf.
Die laute Stimme der Stiefmutter klang mit einem Mal sanft. Wie immer, wenn sie mit Dora sprach. âGib acht, beschmutz dir nicht die Schuhe.â Sie tätschelte Dora die Wange. âVielleicht gehst du besser schon mal rein, damit du dich nicht erkältest.â
Doch Dora blieb an ihrer Seite. Aschenbrödel schüttelte den Kopf. Sie hätte nicht gezögert, in die warme Stube zurückzukehren, hätte die Stiefmutter sie dazu aufgefordert. Aber das würde dieser sowieso nie einfallen.
Ein glückloser Knecht mit einem Bündel Holz im Arm kreuzte den Weg der beiden und wurde einfach umgerannt. Sofort schimpfte die Stiefmutter wieder los.
âWas bist du für ein Tölpel! Warum ernähre ich euch alle überhaupt?â
âVerzeihung.â Der Knecht kniete im Schnee und sammelte das Holz ein, während die Stiefmutter und Dora schon auf und davon waren.
Aschenbrödel presste den Eimer an sich. Die Asche war kalt geworden und die frostige Luft kroch durch den dünnen Stoff ihres Kleides. Sie drehte dem Durcheinander auf dem Hof den Rücken zu. Alle waren mit sich selbst und ihren Aufgaben beschäftigt, da würde niemand auf sie achten.
Kasperle hockte an der Stallmauer und leckte sich die Schnauze. Bei seinem Anblick musste sie lächeln, so zufrieden sah er aus. âNa, du kleiner Räuber, hatâs geschmeckt?â Aschenbrödel stellte den Eimer ab und kraulte Kasperle hinter den Ohren, das mochte er besonders gern. Aber jetzt wartete hinter der Stallmauer noch jemand anderes auf sie.
Ein schneller Blick bestätigte ihr, dass niemand zu ihr schaute. Aschenbrödel drückte die Stalltür auf und schlüpfte in die Wärme dahinter.
Das hier war noch viel besser als die gute Stube, denn ganz hinten im Stall stand ihr Schimmel Nikolaus. Er schnaubte, als sie ihn zwischen den Augen streichelte. Bestimmt ahnte er,
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