Drei Mal täglich
hatte.
“Alles in Ordnung?” Ohne daran zu denken, dass er nichts Unsteriles anfassen durfte, kniete sich Bennett Sheridan neben die Krankenschwester, die am Boden lag.
Das arme Ding sah aus wie eine Schildkröte, die auf den Rücken gefallen ist. Verzweifelt versuchte sie, wieder auf die Beine zu kommen. Dabei bemerkte er, wie schlank und zierlich sie war. Die blaue Kappe war verrutscht, sodass er ein wenig von ihrem seidigen blonden Haar sehen konnte.
“Ganz langsam”, beschwichtigte er sie und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. “Ich helfe Ihnen.” Ihr Fuß hatte sich in dem langen OP-Kittel verfangen. Dr. Sheridan befreite ihn geschickt. “So, jetzt geht es wieder.”
Er sah ihr in die Augen.
Sie erwiderte seinen Blick.
Alles, was er von ihrem Gesicht sehen konnte, waren ihre sanften tiefblauen Augen. Ihr Blick traf ihn bis ins Innerste. Verblüfft blinzelte Bennett und fragte sich, was dieses plötzliche Gefühl zu bedeuten hatte. Er wollte etwas sagen, brachte jedoch kein einziges Wort heraus.
“Hören Sie Musik?”, fragte Lacy.
“Musik?”
“Glockenläuten, Vogelgezwitscher, Engelsgesang?”
“Engel?”
“Sie wissen doch, diese Himmelsgestalten mit den Flügeln.”
Bennett räusperte sich. Konnte gut sein, dass er gerade in diesem Moment ein freudiges Halleluja hörte. “Sind Sie auf den Kopf gefallen?”, erkundigte er sich.
“Nein, mir geht’s gut”, flüsterte sie.
“Sie müssen Ihre Desinfektion erneuern”, verkündete Jan Marks, die andere OP-Schwester, mit herrischer Stimme und unterbrach den magischen Augenblick. “Los, aufstehen. Gehen Sie rüber zum Waschbecken.” Sie klatschte in die Hände. “Beeilen Sie sich. Der Patient wartet, und Dr. Laramie wird in ein paar Minuten hier sein.”
Bennett stand auf und streckte der zierlichen Krankenschwester, die noch am Boden saß, die Hand hin.
Es war die Berührung des Jahrhunderts. Es schien, als habe die Welt nur auf diesen Moment gewartet. Die Welt, die aus Lacy Calder und Bennett Sheridan bestand.
Es funkte zwischen ihnen, eindeutig.
Das kann doch gar nicht sein, dachte er. Ich kann ja noch nicht mal ihr Gesicht sehen. Das, was er empfand, hatte nichts mit der jungen Frau zu seinen Füßen zu tun. Vermutlich hatte der Schokomuffin, den er zum Frühstück gegessen hatte, seinen Blutzuckerspiegel in die Höhe getrieben. Ja, das musste es sein. Es konnte mit seinen Hormonen nichts zu tun haben.
Er zog die Krankenschwester mühelos auf die Füße. Sie zog ihre sterile Kappe zurecht und vermied es, Sheridan in die Augen zu sehen.
“Danke”, flüsterte sie und schaute zur Tür.
“Warten Sie”, sagte er. “An Ihrer Hose hängt etwas.”
“Wo?” Sie drehte den Kopf und versuchte, ihre Rückseite zu betrachten.
“Darf ich?”
Er wusste nicht, welcher Dämon in ihn gefahren war. Doch Bennett legte eine Hand um ihre Taille. Er spürte die sanfte Rundung ihrer Hüften. Äußerst einladend. Mit der anderen Hand zog er das rote Klebeschildchen ab, das auf ihrem Po haften geblieben war. Solch ein sexy Po … Er hörte, wie sich ihr Atem beschleunigte. Verblüfft bemerkte er, dass sie zitterte.
Schockiert begriff er, was er getan hatte. Er hätte sie nicht berühren dürfen. Es ging zu weit. Vor allem, da er durchaus eindeutige Gedanken hegte, während er ihren hinreißenden Po betrachtete.
“Hier.” Er räusperte sich und bemühte sich um eine neutral klingende Stimme, während er innerlich in Aufruhr war. Er gab der Krankenschwester das rote Klebeschildchen. Darauf stand: Vorsicht! Explosiv. War das eine Botschaft? Oder was?
“Danke”, stammelte sie.
“Gehen Sie sich die Hände desinfizieren”, forderte Jan Marks die beiden noch nachdrücklicher auf. Sie deutete hinüber zum Waschraum. “Sofort.”
Lacy und Bennett standen nebeneinander vor den großen Waschbecken aus rostfreiem Stahl und schrubbten zuerst ihre Finger, dann die Hände, danach die Arme mit einer harten Bürste sowie rotbrauner Betadinelösung.
Sie schwiegen, aber Lacy hatte das Gefühl, ihr Herz würde gleich zerspringen.
Bennett begann, leise vor sich hin zu pfeifen. Lacy spürte, wie heiße Schauer über ihren Rücken rannen. Sie legte den Kopf schief und lauschte auf die Melodie. Als sie sie erkannte, hätte sie beinah die Handwaschbürste fallen lassen.
Dr. Sheridan pfiff die Melodie von “Hooked on a Feeling”.
War das eine Botschaft? Signalisierte der Umstand, dass er diesen ganz speziellen Song pfiff, dass er
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