Drei Mal täglich
verkündete sie, während sie ihr Handy in die Manteltasche gleiten ließ und den Spind mit einem Fuß zumachte. “Ich muss zurück an die Arbeit.”
“Ich auch.” Bennett grinste immer noch.
Lacy ging zur Tür.
“Bis später”, sagte sie.
“Wir sind zu derselben Operation eingeteilt”, bemerkte er. “Ich komme mit Ihnen.”
“Oh.”
Lacy kam sich vor wie die letzte Idiotin, während sie eilig vor ihm her Richtung Operationssaal ging. Dabei fürchtete sie ständig, etwas so Dämliches zu tun wie zum Beispielt über ihre Schnürsenkel zu stolpern und Dr. Bennett Sheridan zu Füßen zu fallen.
“Es ist hoffnungslos”, offenbarte Lacy ihren besten Freundinnen, CeeCee Adams und Janet Hunter. “Er ist bereits seit fünf Wochen in Saint Madeleine beschäftigt, und ich schaffe es einfach nicht, außerhalb des Operationssaals auch nur ein Wort mit ihm zu reden. Nicht nur das. Ich bin sicher, er hält mich für beschränkt. Außerdem glaube ich, dass er bewusst vermeidet, mit mir in Kontakt zu kommen.”
Es war Freitagnachmittag. Die drei Frauen hatten es sich in Lacys Apartment gemütlich gemacht. Sie wohnten alle im selben Wohnblock im Stadtteil River Run. Hier waren die Wohnungen halbwegs preiswert, und das Krankenhaus war nur drei Straßen weit entfernt.
Lacy wohnte seit sechs Jahren hier. Gleich nach Beendigung ihrer Ausbildung zur Krankenschwester war sie hierher gezogen. Und bis vor Kurzem war sie in ihrer kleinen Wohnung mit dem Eckbalkon und dem wunderbaren Blick über den Washington Park glücklich gewesen. Doch plötzlich sehnte sie sich nach mehr Platz. Nach einem Haus mit Garten, wo sie Blumenbeete anlegen und Gemüse ziehen konnte. Nach einem Zuhause für eine Familie. Nur hatte sie sich noch nicht den passenden Mann geangelt, um eine Familie zu gründen. Und sie wusste genau, dass sie diesen Mann niemals erobern würde, wenn sie nicht endlich ihre Schüchternheit überwand.
Sonst blieb ihr nichts anderes übrig, als für den Rest ihres Lebens hier in diesem kleinen Apartment zu leben. Eine einsame alte Jungfer, die ihren Mr. Right hatte laufen lassen, weil sie in seiner Gegenwart kein Wort herausbekam.
Obwohl sie sich selbst ständig versicherte, dass sie dem Rat ihrer Familienmitglieder Glauben schenken und den Dingen ihren Lauf lassen sollte, war ihr klar, dass sie bisher einfach nur den Weg des geringsten Widerstandes gegangen war. Sie hatte begriffen, dass zwischen ihr und Bennett so lange nichts passieren würde, wie sie nicht den Mut hatte, wenigstens mit ihm zu reden. Es musste ihr gelingen. Aber sie hatte Angst davor.
“Es ist nicht hoffnungslos.” Janet nahm einen Apfel aus der Schale, die auf dem Wohnzimmertisch stand.
Sie war eine große, schlanke Brünette mit kinnlangem Haar und ausdrucksvollen dunklen Augen, äußerlich also in allem das genaue Gegenteil von Lacy. Janet wohnte seit knapp einem Jahr in River Run. Sie war Kinderärztin und hatte vor Kurzem ihre Facharztausbildung beendet. Nun hoffte sie, in einer renommierten Gemeinschaftspraxis in der Blanton Street Fuß zu fassen.
“Ich bin der lebende Beweis dafür”, fuhr Janet fort und strich ihre adrette hellgraue Hose glatt.
“Was meinst du damit?”, fragte Lacy. Sie saß neben Janet auf dem Sofa, während CeeCee auf dem Teppich lag und Gymnastikübungen machte.
CeeCee war Physiotherapeutin und achtete mit einem gewissen Fanatismus auf ihre Figur. Es lohnte sich offensichtlich, denn Lacy fand, dass CeeCee es dank ihrem flammend roten Haar und ihrer Traumfigur mit jedem Filmstar hätte aufnehmen können.
“Ich war früher noch schüchterner als du”, berichtete Janet.
“Das kann gar nicht sein”, widersprach Lacy.
“Oh doch. Als ich während der Ausbildung zum ersten Mal zu einem Patienten musste, brauchte ich zwanzig Minuten, ehe ich mich ins Krankenzimmer traute.”
“Ich habe eine halbe Stunde gebraucht”, bekannte Lacy.
“Siehst du? Wenn es für mich Hoffnung gegeben hat, dann auch für dich.”
“Ich hätte nie gedacht, dass du schüchtern bist”, sagte Lacy. “Du wirkst so selbstbewusst.”
“Das ist nur Show. Oder zumindest war es das am Anfang. Erst muss man die Sache begreifen, dann muss man die Erkenntnis umsetzen, und irgendwann wird es zur zweiten Natur. Wenn du daran glaubst, dass du erfolgreich und offen bist, dann wirst du es früher oder später auch. Sobald du die Erfahrung gemacht hast, wie angenehm es ist, seine Schüchternheit überwunden zu haben, wirst du nie wieder in
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