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Drei Mal täglich

Drei Mal täglich

Titel: Drei Mal täglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Wilde
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angeborene Schüchternheit hatte sie während der Ausbildung zur Krankenschwester oft genug in Verlegenheit gebracht. Sie war ein Hauptgrund, weshalb sie in der Chirurgie arbeitete. Hier musste sie sich nie direkt den Patienten zuwenden. Sie konnte Menschen helfen, ohne mit ihnen reden oder sie anfassen zu müssen.
    Sie hatte Monate gebraucht, bis sie sich im Operationssaal das Vertrauen der Chirurgen und der anderen Krankenschwestern erworben hatte. Manchmal neckten ihre Kolleginnen und Kollegen sie, weil sie so zurückhaltend war, doch nach sechs Jahren im Betrieb fühlte sie sich in ihrem Job wohl.
    Sie musste diese verflixte Schüchternheit überwinden. Unbedingt. Andernfalls konnte sie den Blitz der Liebe vergessen und zusehen, wie Dr. Bennett Sheridan nach dem Ende seiner Praktikumszeit auf und davon ging, ohne dass zwischen ihnen mehr gelaufen war als der Austausch von ein paar bedeutungsvollen Blicken.
    Lacy durfte nicht zulassen, dass Mr. Right aus ihrem Leben verschwand. Sie musste etwas tun, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Dazu gehörte, dass sie ihre Zurückhaltung überwand, was Männer betraf.
    Aber wie?

2. KAPITEL
    “Urgroßmama, hier ist Lacy.”
    “
Drahy!
Bist du’s wirklich?”
Drahy
war Tschechisch und bedeutete “Liebes.”
    “Ja.”
    “Du hörst dich an, als wärst du ganz weit weg.”
    “Ich telefoniere von meinem Handy.” Lacy warf einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass sie im Umkleideraum allein war. Nur dann konnte sie offen reden.
    Sie hatte zwischen zwei Operationen ein paar Minuten Zeit. Statt zur Kaffeepause zu gehen, gab sie ihrem Bedürfnis nach, ihre Familie anzurufen, um ganz kurz die neuesten Entwicklungen mitzuteilen. Als ob es jemals “kurze” Telefongespräche mit ihrer Familie gäbe!
    “Liebes, ich freue mich so, dass du anrufst. Ich vermisse dich.”
    “Ich vermisse dich auch.”
    “Ich hab eine tolle Geschichte für dich.” Ihre Urgroßmutter lachte herzhaft. “Frank Sinatra hat die Boxershorts deines Cousins Edward von der Wäscheleine geholt und aufgefressen.”
    Frank Sinatra war der Liebling ihrer Urgroßmutter – ein Ziegenbock, dessen seltsame Ernährungsgewohnheiten alles einschlossen – von Dosen mit Sprühstärke bis Kartoffelkraut. Sein Name stammte daher, dass Lacys Urgroßmutter den Sänger über alles verehrte. Sie hielt eine kleine Herde Tennessee Mountain Fall Down-Ziegen. Diese Tiere waren berühmt für ihre Verteidigungstaktik. Sie bestand darin, einfach in Ohnmacht zu fallen, wenn Gefahr drohte.
    Nur, dass Frankieboy so verfressen war, dass er kaum noch in Ohnmacht fiel. Nicht mal, wenn Urgroßmama ihm schimpfend mit dem Nudelholz hinterherlief.
    “Hör zu”, sagte Lacy rasch. “Ich habe keine Zeit, um über den Ziegenbock zu reden. Ich muss dir was äußerst Wichtiges mitteilen.”
    “Was ist passiert?”, fragte die alte Frau besorgt. “Irgendwas Schlimmes?”
    “Nein, nein”, beruhigte Lacy sie. Dann atmete sie tief durch. Sie konnte sich genau vorstellen, wie ihre zierliche achtundachtzigjährige Urgroßmutter neben dem Telefon saß, das sich in der riesigen Küche befand. Die Familie lebte in Texas in einem Ort namens West. “Es hat sich etwas Wunderbares ereignet.”
    “Willst du damit etwa sagen …?”
    “Genau.” Lacy nickte. “Es ist passiert.”
    “Der Blitz hat eingeschlagen?”
    “Ja.”
    Die alte Dame lachte laut. “Na endlich. Aber warte ein bisschen. Ich hole deine Mutter und Grandma Nony. Die müssen es auch sofort erfahren.”
    “Ich habe aber doch nur ein paar Minuten Zeit.”
    Doch es war zu spät für einen Einwand. Ihre Urgroßmutter hatte den Hörer bereits auf den Tisch gelegt. Lacy hörte das Geräusch. Es war jener antike Eichentisch, der sich seit fünf Generationen im Besitz der Familie befand. Einen Augenblick lang bekam sie Heimweh.
    In diesem Moment wurde die Tür zum Umkleideraum geöffnet, und Jan kam herein. “Denk dran, dass die nächste Operation in zwanzig Minuten startet”, mahnte sie Lacy, ehe sie im Waschraum verschwand.
    Mist, dachte Lacy. Selbst die geschlossene Tür würde nicht verhindern, dass Jan mitbekam, was sie ihrer Familie erzählte. Nachdenklich schaute sie auf ihren Spind. Sie war zierlich genug, um hineinzupassen.
    Sie öffnete die Spindtür, zwängte sich in das Kabuff, und schloss die Tür hinter sich. Es war so eng hier drinnen, dass Lacy sich auf ihre Straßenschuhe stellen musste. Ihre zweite OP-Jacke streifte ihr Gesicht.
    Es war

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