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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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begriff Gaby plötzlich
und riß ihm den Hörer aus der Hand. »Du?! Wo steckst du denn? — In München!
Seit wann? — Ja, Mensch, dann komm doch her. Komm gleich. Ich hab paar Typen
hier. Wir feiern Abschied. — Was? Warum denn nicht?«
    »Weil ich mich fürchte«, erklärte Karlchen am
anderen Ende der Leitung. »Bin ich endlich hier oben und froh, daß mich keiner
abgemurkst hat, soll ich schon wieder runter! Das verkrafte ich nicht.«
    »Stell dich nicht an! Glaubst du, Verbrecher
haben nichts anderes zu tun, als auf dich zu warten?« war alles an Mitgefühl,
was Gaby aufbrachte. »Nun komm schon, komm so, wie du bist. Okay?«
    Ehe Karlchen die Wohnung verließ, steckte sie
das Brotmesser ein und den Pfefferstreuer — denk daran, dem Gegner direkt in
die Augen!
    »Wann geht dein Zug?« fragte Gaby beim Austeilen
des Heringsalates.
    »So um neun rum.«
    Alle Anwesenden sahen mitleidig auf Peter
Melchior, der morgen früh nach Nebel im Bayerischen Wald nahe der tschechischen
Grenze reisen und dort seine erste Stellung als Lehrer antreten würde.
    »Wenn ich mir vorstelle, ich müßte morgen an den
Arsch der Welt«, sagte Christoph. »Also soviel könnte ich gar nicht saufen!«
    »Ich hab ja nicht Großstadtlehrer gelernt,
sondern Lehrer«, gab Peter zu bedenken. »Außerdem hat’s da auch Kinder, die
unterrichtet werden müssen!«
    »Na ja — aber ausgerechnet von dir!?«
    Und dann kam Karlchen.
    Gaby stellte sie vor mit dem Zusatz: »Wir sind
beinah verwandt. Meine Tante Marianne lebt mit ihrem Onkel Ernst seit 15 Jahren
zusammen.«
    »Eernst, ach, Eernst, was du mir alles leernst!«
fiel Toni dazu ein.
    »Und das sind meine Freunde Reni, Toni, Peter,
Christoph. Hier hast ’n Glas. Magst du was essen? Peter, rutsch mal, laß
Karlchen sitzen.«
    Peter rutschte und betrachtete dabei den
Neuzugang. Lange, gerade Beine in gelben Stiefeln, frostgerötete Knie und ein
lodengrüner Minirock. Obgleich sie schlank war, wirkte sie ein bißchen
pummelig. Karlchen nannte es ihren alternden Babyspeck, der müßte dringend weg,
und ab nächsten Montag würde sie ganz bestimmt mit der Hungerei anfangen...
    Unter ihrem rotblonden, starken Wikingerhaar
leuchteten viele, viele winterfeste Sommersprossen. Ihre Augen waren braun wie
dunkles Bernstein.
    »Karlchen kommt aus Montabaur, aus dem
Westerwald«, erzählte Gaby.
    »O du schöner Wehehesterwald — «, sang Toni.
Karlchen sah ihn gequält an, die Gabel im Heringsalat. Da brach er ab.
    »Danke«, sagte sie.
    »Stell dir vor, Karlchen, Peter zieht morgen in
den Bayerischen Wald. Als LAA. Weißt du, was das ist?«
    Sie überlegte und tippte auf Götz von
Berlichingen.
    »Falsch«, sagte Christoph, »das ist L — M — A
— A. Ein LAA ist ein Lehr-amts-anwärter. Spricht sich schön flüssig, nicht?«
    »Möchten Herr Lehramtsanwärter noch ’n kleinen
Schluck?« fragte Gaby.
    Peter seufzte: »Mannohmann! Was ich mich freu,
wenn ich euer blödes Gerede nicht mehr hören muß.«
    »Das ist sein Galgenhumor«, sagte Reni zu
Karlchen. »Dabei werden wir ihm fehlen. Wir werden ihm ja so fehlen!«
    Peter schaute Reni an und wollte etwas sagen,
wurde aber durch Karlchen abgelenkt, die sich verschluckt hatte und hustete.
    »Hände hoch!«
    Sie hob gehorsam die Arme. Er schlug ihr auf den
Rücken.
    »Nicht so doll«, sagte Gaby, sonst verrutschen
ihr die Rippen.«
    Und dann tranken alle auf Peters Wohl und
schönes, lehramtsanwärterliches Gelingen.
    »Komisch, wie beliebt man plötzlich bei seinen
Freunden ist, wenn sie einen loswerden«, stellte er fest. »Da merkt man doch —
«
    Er brach ab und staunte in Karlchens geöffnete
Tasche, in der sie nach Tempotüchern suchte. Dabei sah er das blanke Brotmesser
liegen.
    »Ist was? Du wolltest doch was sagen!« erinnerte
Gaby.
    Peter
blickte auf. »Ich hab’s vergessen — « Karlchens Tasche war nun wieder zu. Sie
aß den Teller auf ihren Knien leer.
    »Mach bloß keine Kollegin an«, sagte Reni zu
Peter. »Ich kenn dich doch. Das dauert paar Wochen, dann bist du sie leid, aber
noch immer an derselben Schule wie sie, und das in ’ner Kleinstadt — «
    »Ich fang da schon nichts an.« Peter sah auf die
Uhr und erhob sich. »Muß nach Hause. Hab noch nicht gepackt.«
    »Wir gehen auch«, sagte Toni zu Reni.
    »Wir besuchen dich mal. Wir kommen alle nach
Nebel, nicht wahr?«
    Karlchen blieb bei Gaby zurück. »Sag mal, macht
es dir was aus, wenn ich heut nacht bei dir schlafe?«
    Gabys Begeisterung hielt sich in

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