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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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Karlchen wieder da?«
    »Ja.«
    »Schad, daß sie nicht hat kennen mitkommen.« Er
sah sie beide an. »Hab i nie verstandn — zwa Männer, was jung sind — und lassn
so a Mädel laufen — «
    Es folgte eine Schweigeminute.
    Dann sagte Benedikt. »Durchteilen können wir sie
leider nicht.«
    Gumpi nickte. »Wär auch schad drum.«
    Sie schwiegen lange nebeneinander her auf dem
Rückweg zum Schmalzlerhof. Schließlich sagte Benedikt: »Da kennen wir dieses
Kind ein Vierteljahr — «
    »Sogar noch länger — «
    »—und waren bescheuert genug, nicht zu merken,
was für ein hinreißendes Geschöpf wir um uns haben.«
    »Dämlichen Gänsen wie den Finkenzellerinnen sind
wir nachgestiegen.«
    »Ja. Schön blöd.«
    Und danach schwiegen sie wieder ein Stück vor
sich hin.
    »...aber kannst du mir mal sagen, wieso wir beide
ausgerechnet am selben Abend nach so langer Zeit, in der wir mit Scheuklappen
rumgedeppt sind...«
    »Nein«, konnte Benedikt auch nicht.
    »Und wie soll das jetzt mit uns dreien
weitergehen? Kannst du mir da vielleicht mal einen Tip geben?«
    »Frag mich was Leichteres!«
    »O Mann! Wir Idioten. Warum sind wir bloß nach
München gefahren, statt direkt nach Berlin!? Alles wegen deinem Scheiß-Preis.
Den mußtest du ihr ja unbedingt mitteilen.«
    »Nun komm, komm«, regte sich Benedikt auf. »Wer
hat denn nach München gewollt? Du oder ich?«
    »Okay — wir beide. Und jetzt haben wir den
Salat.«
    Sie bogen in den Hof ein und glaubten es nicht. Da
standen an die zwanzig Autos bis tief in die Wiesen hinein, und vorm Haus
lärmte Peters alte Münchner Clique und ihre neuen Freunde und
Zufallsbekanntschaften. Zwanzig Autos à drei bis vier Personen macht... oh,
nein —!
    Karlchen kam verstört auf die beiden
versteinerten Männer im Kombi zugelaufen. »Sie waren gestern auf ’ner Hochzeit
eingeladen, das hatten sie vergessen. Darum sind sie erst heute gekommen. Jetzt
haben sie Hunger. Sagt bloß, ihr seid das ganze Futter los.«
    Sie nickten.
    »Dann fahrt sofort zurück und holt es wieder,
aber schnell, eh’s einer aufgegessen hat. Und das Bier reicht auch nicht!«
scheuchte sie die beiden nach Nebel zurück.

17
     
    Ferien sind schön. Vor allem im Sommer auf dem
Lande. Benedikt hatte zwar seinen ersten Preis, aber noch keinen festen
Auftrag. Karlchens Tournee durch Bayern war erfolgreich beendet. Ludwigs und
Wagners hatten sich fabelhaft verkauft, vor allem mit dem Zusatz, daß der
Künstler, der sie gemalt hatte, ein Zwerg war. Karlchen hatte sich anfangs für
diesen Verkaufstrick geschämt, aber Lauterbach selber hatte ihn angeregt. »Die
kleinen Clowns im Zirkus machen aus ihrem Zwergenwuchs ja auch ein Geschäft.«
    Na ja, wenn er meinte...
    Benedikt hatte Ferien, Karlchen hatte
gutverdiente Ferien, Peter hatte sogar große Ferien.
    Es könnte alles so lustig sein — wenn es noch so
wäre wie früher...
     
    Am Tag nach der Party, nachdem die letzten
verkaterten Münchner, die im Stall, im Gras und auf dem Dachboden übernachtet
hatten, endlich abgefahren und ihre Spuren beseitigt waren, beschloß Karlchen,
im Zuge des Putzens auch in ihrem Auto großreinezumachen, ehe die Mäuse auf die
Idee kamen, darin zu nisten. Der Boden war mit Holzwolle bedeckt. Und was so
alles darin herumfilzte...
    Herrn Müller-Mallersdorf lehnte sie dabei gegen
die Tür des Hühnerstalls, ohne zu ahnen, daß Benedikt dahinter die Tagesration
Eier von pflichtbewußten Hennen zusammenraffte. Na ja, und wie er die Tür von
innen aufstieß, fiel Herr Müller-Mallersdorf eben um und mit der Nase auf einen
Stein. Danach war sein linker Arm ab und die Nase platt.
    Benedikt holte Strippe und Pflaster. Gemeinsam
verarzteten sie die Ruine.
    »Du hast gar nicht in deinem schlauen
Medizinbuch nachgelesen, wie man einen Arm wieder anbindet«, fiel Karlchen auf.
    Benedikts Blick träumte sich in ihre Augen. Es
war soviel Zärtlichkeit zwischen ihnen.
    »Was
wär’ aus mir geworden — ohne dich...«
    »Wieso,
Benny —?«
    »Damals, als du mich aufgelesen hast, ging ich
auf dem Zahnfleisch. Ich hatte die Schnauze gestrichen voll. Von allem. Aber
dann hast du angefangen, dich um mich und den Hof zu kümmern, und hast mir den
Peter gebracht, ohne dich hätte ich nie von dem Preisausschreiben erfahren und nie
den Ersten gemacht. Du mit deinem Lebenswillen — du gibst soviel davon ab...
auf einmal habe ich wieder Lust und Zukunftspläne...« Er küßte ihre Hände.
    Und da schoß Peter, der Holz gehackt hatte, um
die Hausecke.

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