Dschungel-Gold
das?«
»Nein.« Dr. Falke ging zum Waschbecken und wusch sich den Gips von den Händen. Tortosa hat Diwata verlassen. Ich hätte ihm das nicht zugetraut. Aber er muß eingesehen haben, daß er diesen Mark Suffolk in Diwata nicht finden würde. Es war eine falsche Spur. Damit war sein Auftrag auf Mindanao beendet. Etwas anderes hielt ihn nicht fest. Dr. Falke atmetet tief durch. »Er ist eben ein Abenteurer …«
»Und jetzt kommt das Erdbeben …«
»Wo denn?«
»Belisa García …« Suffolk preßte die Finger aneinander. »David hat mich gebeten, es Belisa zu sagen. Ich soll sagen, er hätte sich lieber mit einem Kuß verabschiedet. Doktor, ich habe richtig Angst, ihr das auszurichten. Wollen Sie das nicht übernehmen?«
»Ich werde mich hüten!«
»Sie wird mir den Kopf abreißen!«
»Sie nicht … aber Carlos.«
»Das reicht auch.«
»Aber warum sollte Belisa so reagieren?«
»Mensch, Doktor … weil sie ihn heimlich liebt.«
Dr. Falke senkte den Kopf. Pérez sprach aus, was er bisher immer verdrängt hatte. Er wollte es einfach nicht wahrhaben. Er weigerte sich, es zu denken. »Sie sprechen da etwas Unbewiesenes aus, Antonio«, sagte er heiser.
Suffolk schlenkerte mit den Armen durch die Luft. »Sie werden es sehen, Doktor!« rief er. »Belisa wird zu einem feuerspeienden Vulkan werden … Machen Sie im Krankenhaus schon mal ein Bett für mich frei.«
Suffolk wartete bis zum Abend, dann erschien er in der Bruchbude, in der Belisa die letzten Säckchen Gold abwog, die von der Scheideanstalt herüber gebracht worden waren. Ein guter Tag … die Ausbeute übertraf den Wochendurchschnitt. Sie blickte erstaunt hoch, denn Antonio Pérez hatte sie in der Hütte nur in Ausnahmefällen besucht. Wenn er um diese Zeit zu ihr kam, mußte es einen besonderen Anlaß geben.
»Was ist, Antonio?« fragte sie fröhlich. »Ist das Stadion eingestürzt?«
Das war der denkbar schlechteste Ausgangspunkt für ein Gespräch. Suffolk räusperte sich. »Ich habe einen Gruß zu überbringen«, sagte er zögernd.
»Einen Gruß? An mich? Von wem denn?«
»Von David Tortosa …«
»David?« Ihre Augen wurden groß und rund. Ihr Gesicht erstarrte. Der Mund wurde zu einem Strich. Auch ihre Stimme schien plötzlich zu verschwimmen. »Was soll das? Einen Gruß?« Und dann ein Schrei: »Ist ihm etwas passiert?!«
»Ich … ich soll Ihnen sagen, daß Sie in seinen Gedanken und Erinnerungen ewig bei ihm sein werden. Sein Abschied …«
»Abschied?!« Belisas Gesicht begann zu zucken. Suffolk biß die Zähne aufeinander. Der Vulkan brodelte.
»Tortosa ist mit dem ersten Flugzeug abgeflogen. Er hat Diwata für immer verlassen.«
»Und das sagst du mir jetzt erst?« schrie sie auf. »Jetzt erst?!«
»Er wollte es so.«
»Er wollte es so! Er wollte es so!« Sie griff nach einem der Goldbeutel und warf ihn Suffolk ins Gesicht. Die Umschnürung löste sich, und der Goldstaub rieselte über Suffolks Kopf und puderte ihn mit dem im Lampenlicht flimmernden Metall. »Er fliegt einfach davon! Ist einfach weg! Und läßt mich grüßen! Und ihr habt es alle gewußt! Und ihr habt geschwiegen! Ihr habt mich alle betrogen! Alles nur Verräter!«
»Ich …«
»Raus! Geh! Ich will deine Visage nicht mehr sehen! Geh!« Und als sich Suffolk zum Ausgang wandte, schrie sie ihm nach: »Weiß es auch Dr. Falke?«
»Ich sollte ihn auch von Tortosa grüßen.«
»Er wußte es also?!« Sie griff nach einem neuen Goldbeutel, aber bevor sie ihn auch an Suffolks Kopf schleudern konnte, rannte er aus der Hütte. Er hörte nur noch, wie sie den Stuhl an der Wand zerschlug. Der Vulkan war ausgebrochen.
Dr. Falke saß mit Pater Burgos im Wohnzimmer, als Suffolk ins Krankenhaus stürzte. Dr. Falke zeigte hinter sich.
»Es ist ein Zimmer für Sie reserviert. Wie hat sie's aufgenommen?«
»Sie tobt!«
»Sie sehen so vergoldet aus.«
»Sie wirft mit Goldbeuteln um sich.«
»Dann ist es echte Trauer«, sagte Dr. Falke sarkastisch.
»Sie wird gleich hier sein.«
Pater Burgos faltete die Hände. »Wie wir vermutet haben: Sie liebte Tortosa wirklich. Heimlich, innerlich … sie wollte nicht zeigen, daß sie schwach werden kann. Sie wollte immer die Siegerin sein. Die Überlegene. Aber sie war an ihre Grenze geraten. Tortosa ist zu früh verschwunden. Ich muß schon sagen: Gott sei Dank!«
Aber Belisa kam an diesem Abend nicht zu Dr. Falke. Sie saß, umgeben von ihren Brüdern, bei Miguel in der Wohnung und weinte. Weinte haltlos, wie ein kleines Kind,
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