Du bist mein Stern
ich«, antworte ich ihr.
Aber in den nächsten Tagen fühle ich mich zunehmend angespannt.
Christian fragt mich immer wieder, was ich denke und warum ich so still bin, und ich muss ihn anlügen und sagen, ich hätte Bauchschmerzen oder meine Tage oder sonstwas. Meistens kauft er mir das ab, aber ich muss ihn immer öfter in den Arm nehmen, damit er sich nicht zu sehr beunruhigt.
Will
ich denn, dass Johnny wiederkommt? Ich bin mit Christian glücklich.
Will
ich wirklich wieder von neuem durcheinanderkommen?
Aber ich
bin
durcheinander. Ich bin die ganze Zeit durcheinander. Und ich kann jetzt ohnehin nichts mehr ändern.
Für alle Fälle schminke ich mich jeden Tag. Das ist blöd, ich weiß, aber ich will so gut wie möglich aussehen, falls er kommt. Und ich ihn selbstverständlich wieder abweise.
An einem Nachmittag komme ich von der Morgenschicht nach Hause zurück. Ich bin schon am Fuß der schmalen Außentreppe und hab den Schlüssel schon ins Schloss gesteckt, als ich ihn sehe. Er steht in der hinteren Ecke, so dass man ihn von der Straße aus nicht sehen kann.
»Gott!«, kreische ich. »Du hast mich zu Tode erschreckt!«
»Pst!«, macht er und kommt langsam näher. »Kann ich reinkommen?«
Ich merke sofort, dass er nüchtern ist. Mir wird schummrig. Er folgt mir nach drinnen.
»Christian ist nicht da«, sage ich und gehe vor in Richtung Küche.
»Ich weiß«, antwortet er. »Ich hab ihn eben angerufen.«
»Oh, ach so. Möchtest du Tee oder Kaffee?« Ich erwarte fast, dass er sich stattdessen für Whisky entscheidet.
»Tee ist gut.«
»Es hat also funktioniert?«
»Der Entzug?«, fragt er. »Ja.«
»Und du wirst nicht rückfällig?«
»Ich hoffe nicht. Aber ich denke nur von Tag zu Tag.«
Ich nicke, drehe mich um und nehme zwei Becher aus dem Schrank.
»Danke«, sagt er, als ich ihm seinen Tee reiche, und nimmt zögerlich einen Schluck.
Ich sehe ihn an. »Was machst du hier, Johnny?«, frage ich schließlich.
»Ich hab doch gesagt, dass ich wiederkomme.«
Mein Herz schlägt so laut, dass ich Angst habe, mein Trommelfell könnte platzen.
»Ich hab dir doch gesagt, dass ich mit Christian zusammen bin.«
»Das ist mir klar«, antwortet er gleichgültig.
Ich starre ihn böse an.
»Du weißt doch, dass es niemals funktionieren würde, oder?«
»Wieso nicht?«, fragt er.
»Wir passen einfach nicht zusammen«, sage ich. »Lola ist viel eher dein Typ.« Ich werfe ihm einen vielsagenden Blick zu.
»Nein, ist sie nicht.«
Ich kann nicht anders als zu fragen: »Was ist eigentlich aus ihr geworden?«
»Nichts seit der einen Nacht.« Er stellt seinen Becher auf die Arbeitsfläche.
Ich weiß nicht, ob ich ihm das glauben kann. Der verrückte Teil von mir will es.
Aber trotzdem war da diese Nacht. Trotzdem waren da alle diese Frauen vor mir – und seit mir. Ich würde mich immer fragen, ob er mich vergleicht … Ob ich mit den anderen mithalten kann … Ich glaub nicht, dass ich das durchstehe.
Und ist er überhaupt fähig, treu zu sein? Ich würde nur zu gern glauben, dass er es sein würde, dass ich ihm genügen würde, aber ich habe ihm bisher auch nicht genügt, und die Erinnerung an Lola und all die anderen Mädchen ist immer noch so frisch und schmerzhaft. Es ist hoffnungslos.
»Was machst du hier?«, frage ich noch mal. Sag es jetzt gefälligst genau.
»Ich will, dass du mit mir nach L.A. kommst.« Er verschränkt die Arme.
»Ich kann nicht mit dir nach L.A. gehen.«
»Wieso nicht?«
Ich hebe meine Stimme. »Ich will nicht wieder deine P.A. sein!«
»Ich will auch nicht, dass du meine P.A. bist. Ich hab übrigens eine sehr gute neue gefunden, danke der Nachfrage.«
Ich sehe ihn verwundert an. »Was willst du dann?«
»Ich will, dass du als meine
Freundin
mit nach L.A. kommst, Meg. Komm und lebe mit mir zusammen.«
Durch meinen Kopf schießen wilde Gedanken. Rote Teppiche … Die Reichen und Schönen … Alles, was ich mir nur erträumen könnte.
Außer Christian. Ich will Christian.
Er ist vielleicht kein weltberühmter Rockstar. Ihm liegt nicht die gesamte weibliche Weltbevölkerung zu Füßen. Aber ihm liegt viel an mir. Er ist ein guter Mann. Die Art von Mann, die mir schon immer gefallen hat – jedenfalls, bevor ich Johnny kennenlernte. Aber ich bin immer noch dieselbe Person, die ich auch schon damals war. Ungeachtet der Welt, in der ich gelebt habe – Alkohol, Drogen, Sex – hab ich mich nicht verändert. Und Christian auch nicht.
Ich liebe ihn
wirklich
. Ich liebe
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