Du hast mich wach gekuesst
den Fußboden des privaten Krankenzimmers wanderten. Er stand auf und streckte sich. Die beiden vergangenen Nächte hatte er überwiegend an Cathys Bett verbracht, ihre Hand gehalten, zu ihr gesprochen, ihre stumme Gegenwart genossen.
Er nahm ihre Hand, die ihm inzwischen so vertraut war wie seine Westentasche. "Ich muss bald gehen, aber ich komme heute Abend wieder", sagte er leise. "Ich weiß, ich weiß, du bist meiner Gesellschaft allmählich überdrüssig, aber ich habe nichts anderes vor, und deshalb hast du mich am Hals."
Er musterte sie. Ihre Augen waren geschlossen. Er wusste, dass er sich irgendwann 'zu erkennen geben musste. Heute Abend, nahm er sich vor. Als er tief Luft holte, stieg ihm der Duft der unzähligen Blumen in die Nase, die überall im Zimmer standen. Er hatte sie am ersten Tag liefern lassen. Da er nicht wusste, welche ihr gefielen, hatte er von allem etwas schicken lassen.
Er fragte sich, ob sie andere Blumen bekommen würde. Ihr Arbeitgeber hatte einen Strauß geschickt, aber niemand sonst.
Es überraschte Stone nicht länger. Neugier und Sorge hatten sein Gewissen überflügelt und ihn veranlasst, Nachforschungen anzustellen.
Cathy Eldridge, achtundzwanzig. Einzelkind. Ihr Vater war davongelaufen, bevor sie in die Schule gekommen war. Ihre Mutter war Alkoholikerin gewesen und vor sieben Jahren gestorben. Keine Angehörigen, keine Freunde. Nicht einmal ein Hund.
Manchmal dachte er, dass er ihr zürnen sollte, weil sie es für nötig erachtet hatte, ein aufregendes Leben als Voraussetzung für eine Freundschaft erfinden zu müssen. Dann wieder dachte er, dass ihr einsames Dasein seiner leeren Welt entsprach. Sie besaß zu wenig, er besaß zu viel, und beide waren sie allein.
Vielleicht beruhte darauf die Anziehungskraft.
"Mr. Ward?"
Er blickte auf und sah Mary, die Nachtschwester, in der Tür stehen.
"Der behandelnde Arzt möchte Sie sprechen."
"Danke." Er drückte Cathys Hand. "Ich komme wieder. Geh nicht ohne mich weg."
Er folgte Mary den Korridor entlang in das
Schwesternzimmer. "Dr. Tucker, das ist Stone Ward", sagte sie zu einem großen, dünnen Mann mit grauen Augen und ergrauten Schläfen.
Dr. Tucker schüttelte Stone die Hand. "Soweit ich weiß, sind Sie der einzige Freund, den Cathy hat. Wir konnten auch keine Angehörigen ausfindig machen."
"Sie hat keine."
"Ich verstehe. Ich habe gehört, dass Sie sich um sie kümmern werden, wenn sie entlassen wird."
"Das stimmt."
Dr. Tucker deutete zu dem Sofa in der Ecke. "Setzen wir uns doch."
"Danke."
"Cathy hatte Glück. Sie hat keine Verbrennungen und keinen Lungenschaden davongetragen. Sie wurde durch die Explosion nicht ernsthaft verletzt. Ich erwarte auch keine Nachwirkungen von der Gehirnerschütterung. Aber das Knie muss operiert werden. Anschließend muss sie sich etwa sechs Wochen lang einer Physiotherapie unterziehen, damit sie wieder richtig gehen kann. Vielleicht auch zwei Monate. Sie hat starke Prellungen, die den Genesungsprozess verzögern könnten. Nach ihrer Entlassung braucht sie einige Tage lang jemanden, der sich um sie kümmert."
"Das ist kein Problem", versicherte Stone. "Ich werde sie bei mir wohnen lassen. Meine Haushälterin ist ständig da."
"Gut. Wir beabsichtigen, den Eingriff morgen vorzunehmen.
Das bedeutet, dass sie in drei Tagen entlassen wird."
"Das ist mir recht."
Sie besprachen noch einige Details und gaben sich dann die Hand. "Es hat mich sehr gefreut, Sie kennen zu lernen", sagte Dr. Tucker. "Und ich bin froh, dass Cathy nicht allein ist."
"Ich auch."
"Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber ich konnte nicht umhin, die Narben zu bemerken. Ein Autounfall?"
"Ja. Vor etwa drei Jahren."
"Neben meiner Praxis befindet sich eine sehr begabte Fachärztin für plastische Chirurgie. Wenn Sie sich operieren lassen wollen, kann ich sie Ihnen nur empfehlen."
Stone schüttelte den Kopf. "Nein, danke."
"Es gibt ausgezeichnete neue Techniken. Sie könnte die wulstigen Narben entfernen und die Haut völlig glätten. Es wären nur noch ein paar dünne, helle Linien zu sehen."
"Ich weiß die Informationen zu schätzen - über mein Gesicht und über Cathy. Danke, Doktor. Auf Wiedersehen."
Eilig verließ er den Raum. Er wusste, dass Dr. Tucker seine Weigerung nicht verstehen konnte, ebenso wenig wie der Arzt, der ihn nach dem Unfall behandelt hatte. Sie konnten nicht wissen und er wollte nicht erklären, dass die Entstellung eine Art Buße bedeutete. Er trug sie als greifbare Erinnerung an
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