Du + Ich - Wir Zwei, 2
Zeit mehr, darüber nachzudenken. Die Vibration meines Handys sorgt dafür, dass ich mich sofort von meiner besten Freundin und ihrem geheimnisvollen Getue entferne und mir ein schelmisches Lächeln entkommt.
[Zu dir oder zu mir?]
Zu viel Romantik zerstört die Romantik.
Einfach, prägnant, zielgerichtet: Das ist typisch für Vadim.
[Ist das ein anstößiger Vorschlag, Mr. King?]
Clémentine hat kaum Zeit, mir ihren fransigen Pullover vorzuführen, als Vadim schon wieder antwortet.
[Meine Geliebte hat mich heute Morgen auf gemeine Weise versetzt. Für ihre beste Freundin. Ich brauche Trost …]
Ich lache und bin von seinen Worten gerührt, als er mir eine letzte SMS schickt und dieses Gespräch beendet … und zwar auf die beste Art, die es gibt.
[Komm zu mir, sobald du fertig bist. Diesmal werde ich dich aber nicht entkommen lassen. Weder heute Abend noch morgen!]
Dieses Wochenende hört sich immer vielversprechender an …
Seit ungefähr einer Woche erlebe ich einen Tagtraum. Bei King Productions ist alles wieder in Ordnung. Unser Notfallplan hat funktioniert. Lily hat sich endlich für Abendkurse in Modedesign eingeschrieben – ohne dabei auf das Ausschlafen verzichten zu müssen! Um ihr zu gratulieren, haben unsere Eltern ihr vorgeschlagen, mich ihre Miete zahlen zu lassen. Ich habe abgelehnt. Mein Bruder Basile hat mich zum Essen eingeladen, um sich für sein unkontrolliertes Verhalten zu entschuldigen. Clémentine und Niels haben einen ganzen Abend durchgehalten, ohne zu streiten – Alkohol hilft anscheinend. Vor allem aber schweben Vadim und ich seit seiner Rückkehr aus L.A. im siebten Himmel. Wir halten es nicht länger als ein paar Stunden ohne einander aus. Wir halten keinen ganzen Arbeitstag aus, ohne uns zu küssen und zu berühren, wenn uns niemand sieht. Ohne dabei jemals aufzuhören, uns zu suchen, zu provozieren, zu kitzeln, zu lieben, wobei wir uns dies nicht zu sehr eingestehen.
Ich habe mich damit noch nicht ganz abgefunden, dass wir unsere Romanze heimlich ausleben, aber ich bemühe mich, es zu akzeptieren. Vadim kann mich noch so sehr mit Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit überhäufen. Er kann mich noch so sehr jeden Tag ein bisschen mehr überraschen … Ich habe seine angebliche Beziehung zu May nicht vergessen. Die Internetseiten der Klatschpressen erinnern mich ständig daran. „Vadim King, der Ex-
Bachelor
, auf den die meisten ein Auge geworfen haben, wirft kein Auge mehr auf jemanden!“, „May Sim in Begleitung ihres eroberten Millionärs“: Du hast gut reden! Ein Haufen Lügen, nicht mehr und nicht weniger.
Clémentine ist im siebten Himmel. Mit zwei riesigen Tüten Klamotten in der Hand geht sie fröhlich voraus und betritt eines unserer Lieblingscafés. Das Wetter ist endlich besser geworden, die Sonne strahlt auf den Place du Châtelet. Meine beste Freundin bestellt zwei Cola – light für mich, zero für sie – und erzählt mir im Einzelnen die neuesten Streiche ihrer Zwillinge. Ich lache von ganzem Herzen und bin beeindruckt von Madeleines und Séraphines Raffiniertheit und Erfindungsgeist. Ihre Mutter lacht gezwungen.
„Sie sind erst drei Jahre alt. Das Schlimmste kommt noch …“, seufzt sie und trinkt einen Schluck.
„Die Pubertät, zum Beispiel?“, erwidere ich und lache leise.
„Ah, ich will gar nicht daran denken!“, antwortet sie. „Yann lässt ihnen jetzt schon alles durchgehen. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es in zehn Jahren sein wird …“
„Er ist wahnsinnig ruhig und du bist wahnsinnig lebhaft. Das perfekte Paar!“
„Ja, es scheint so, als ob wir uns ausgleichen“, antwortet sie, ohne mir dabei in die Augen zu sehen.
„Clémentine?“
„Ja?“
„Was verschweigst du mir?“
„Ich kann dir aber auch gar nichts verheimlichen, hm?“, murmelt sie und lächelt dabei etwas.
„Erzähl es mir …“
„Ich bin schwanger“, gesteht sie mir und legt ihre Hand auf ihren Bauch.
„Aber das ist doch wunderbar! Warum hast du das für dich behalten?!“
„Ich weiß, dass du an all das … an das Baby wieder gedacht hast, als du Raphaël gesehen hast.“
„Na und? Das hindert mich nicht daran, mich für dich zu freuen, du dumme Kuh!“, rufe ich und stürze mich auf sie, um sie zu umarmen.
Ein leichtes Herzstechen ist natürlich da. Diese Neuigkeit reißt die Wunde wieder auf, die mit Sicherheit nie verheilen wird, aber ich beschließe, sie zu ignorieren. Meiner besten Freundin zu gratulieren, mich auf die Zukunft anstatt
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