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Dublin Street - Gefährliche Sehnsucht (Deutsche Ausgabe)

Dublin Street - Gefährliche Sehnsucht (Deutsche Ausgabe)

Titel: Dublin Street - Gefährliche Sehnsucht (Deutsche Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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Autounfall.«
    Ich wartete. Der Ring um meine Brust wurde enger.
    »Sie waren alle sofort tot, Jocelyn. Es tut mir wirklich furchtbar leid.«
    Die Frau vom DSS trat zu mir und begann zu sprechen. Ich blickte sie an, konnte aber nur die Farben sehen, aus denen sie sich zusammensetzte. Alles, was ich hörte, war ihr gedämpfter Redefluss. Es klang, als habe jemand neben ihr einen Wasserhahn aufgedreht.
    Ich bekam keine Luft mehr.
    In Panik griff ich nach etwas, irgendetwas, was mir helfen würde, wieder zu atmen. Ich spürte Hände auf mir. Ruhige, gemurmelte Worte. Nässe auf meinen Wangen. Salz auf meiner Zunge. Und mein Herz … es fühlte sich an, als würde es gleich explodieren, so heftig hämmerte es.
    Ich starb.
    »Atme, Jocelyn!«
    Die zwei Worte wurden mir ins Ohr gesagt, immer wieder, bis ich wieder so weit zu mir kam, dass ich mich auf diese Anweisung konzentrieren konnte. Nach einer Weile verlangsamte sich mein Puls, und meine Lungen öffneten sich. Die vor meinen Augen tanzenden Punkte verschwanden.
    »So ist es gut«, flüsterte Ms Shaw. Eine warme Hand beschrieb auf meinem Rücken kleine Kreise. »So ist es gut.«
    »Wir sollten langsam gehen.« Die Stimme der Frau vom DSS durchdrang den Nebel, der mich umgab.
    »Okay. Jocelyn, bist du so weit?«, fragte Ms Shaw leise.
    »Sie sind tot«, erwiderte ich, weil ich spüren musste, wie sich die Worte anfühlten. Es konnte nicht wahr sein.
    »Es tut mir leid, Liebes.«
    Kalter Schweiß brach mir überall auf der Haut aus, auf den Handflächen, unter den Armen und im Nacken. Ich bekam eine Gänsehaut und konnte nicht aufhören zu zittern. Schwindel überkam mich, ich schwankte nach links, und ohne Vorwarnung schoss mir mein Mageninhalt in die Kehle. Ich krümmte mich und erbrach mein Frühstück über die Schuhe der Dame vom DSS .
    »Sie hat einen Schock.«
    Hatte ich den?
    Oder litt ich unter Reiseübelkeit?
    Vor einer Minute hatte ich noch dort gesessen. Dort, wo es warm und sicher war. Und innerhalb von Sekunden, mit dem Knirschen von Metall …
    … war ich an einem ganz anderen Ort.

Kapitel 1
    Schottland Acht Jahre später
    E s war ein schöner Tag, um ein neues Zuhause zu finden. Und eine neue Mitbewohnerin.
    Ich trat aus dem feuchten alten Treppenhaus meines georgianischen Wohngebäudes in einen erstaunlich heißen Tag in Edinburgh hinaus und blickte auf die schicken, grün-weiß gestreiften Jeansshorts hinunter, die ich vor ein paar Wochen bei Topshop gekauft hatte. Seither hatte es ununterbrochen geregnet, und ich hatte schon befürchtet, nie eine Gelegenheit zu bekommen, sie zu tragen. Aber jetzt war die Sonne zum Vorschein gekommen, spähte über die Spitze des eckigen Turms der Brentsfield Evangelical Church, verscheuchte meine melancholische Stimmung und gab mir ein wenig neue Hoffnung. Für jemanden, der mit gerade einmal achtzehn Jahren sein gesamtes Leben in den USA aufgegeben hatte und in sein Heimatland zurückgekehrt war, konnte ich mit Veränderungen nicht besonders gut umgehen. Jedenfalls nicht mehr. Ich hatte mich an mein geräumiges Apartment mit der nie endenden Mäuseplage gewöhnt. Ich vermisste meine beste Freundin Rhian, mit der ich seit dem ersten Semester an der Universität von Edinburgh zusammengewohnt hatte. Wir hatten uns im Studentenwohnheim kennengelernt und auf Anhieb gut verstanden. Wir waren beide von Natur aus zurückhaltend und kamen schon deshalb so gut miteinander aus, weil wir uns gegenseitig nie bedrängten, über die Vergangenheit zu sprechen. Im ersten Jahr waren wir enge Freundinnen geworden, und im zweiten beschlossen wir, uns gemeinsam ein Apartment (oder eine ›Wohnung‹, wie Rhian es nannte) zu mieten. Jetzt, nachdem wir unseren Abschluss in der Tasche hatten, war Rhian nach London gegangen, um zu promovieren, und ich ohne Mitbewohnerin zurückgeblieben. Der Zuckerguss auf dem Kuchen war der Verlust meines anderen besten Kumpels hier, James, Rhians Freund. Er war ebenfalls nach London gezogen (eine Stadt, die er hasste, wie ich hinzufügen möchte), um bei ihr zu sein. Und die Kirsche als Krönung? Mein Vermieter ließ sich scheiden und brauchte nun das Apartment selbst.
    Ich hatte die letzten zwei Wochen damit verbracht, auf Anzeigen von jungen Frauen zu antworten, die eine Mitbewohnerin suchten. Bislang ohne Erfolg. Ein Mädchen wollte nicht mit einer Amerikanerin zusammenwohnen. Also ehrlich, geht’s noch? Drei der Apartments waren einfach scheußlich. Bei einem Mädchen war ich ziemlich sicher, dass

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