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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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wenn man seine Abneigung gegen sie außer Acht lässt, so bleibt doch daran kein Zweifel: Denn er selbst war davon überzeugt, dass Jana tatsächlich mit den Pazzi paktiert hatte. Er war sogar der Ansicht, dass ich über alles Bescheid wusste und meine ganzen Anstrengungen nur dazu dienten, meinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Damit war aber das Netz um Jana endgültig zugezogen. Mit der Verhaftung eines ihrer Reisegefährten, der bereitwillig jede Anklage gegen sie bestätigte, hatte sie keine Chance mehr.«
    »Ihr sagtet, es wäre Euch egal, was mit mir geschähe«, krächzte Tredittore.
    »Ich gab Euch gleichzeitig den Gedanken ein, in San Lorenzo Asyl zu suchen, was Ihr auch getan habt. Das hat Euch vor der Verhaftung bewahrt.«
    »Ihr habt es ganz offensichtlich nicht um meinetwillen getan«, erwiderte er bitter.
    »Nein«, sagte ich, »ich bin der Ansicht, es genügt, dass Ihr selbst stets um Euretwillen bemüht seid.«
    »Ihr habt uns eine Geschichte erzählt, der das Ende fehlt«, sagte Lorenzo.
    »Ich bin noch nicht fertig. Ich habe bis jetzt dargelegt, wie geschickt er das alles eingefädelt hat unter seiner harmlosen, freundlichen Tarnung. Er machte fast keine Fehler – bis auf den einen großen, den er zuletzt machte.«
    Ich sah Pratini an, der sich mit verkniffenem Gesicht in der Bank bewegte. Er verzog den Mund und rief: »Nun sagt uns endlich, was dieser eine große Fehler war. Noch lieber wäre mir allerdings, Ihr würdet uns zum Teufel noch mal verraten, von wem Ihr die ganze Zeit sprecht.«
    Ich öffnete den Mund, doch dann hörte ich das Geheul aus dem Innenhof heraufdringen und die schweren Schritte auf der Treppe. Als hätten sie auf Pratinis Stichwort gewartet, platzten drei Bewaffnete herein und schleppten einen vierten, sich windenden und um sich schlagenden Körper mit. Lorenzo sah sich bestürzt um. Der Gefangene heulte vor Wut und Entsetzen gleichermaßen, als er erkannte, wo er sich befand. Jana hob die Hand vor den Mund und unterdrückte einen Aufschrei. Tredittore fuhr in die Höhe, als hätte ihn eine Schlange gebissen.
    »Das ist Johann Kleinschmidt, der Mann meiner jüngsten Tochter Maria«, sagte ich ohne den geringsten Triumph. »Der Mann, der all das eingefädelt hat, um zu verschleiern, dass er sich auf Geheiß seiner Brotherren in die Verschwörung gegen Ser Lorenzo verwickelt hatte. Der drei Menschen ermordete und den Tod eines vierten im Gefängnis verschuldete und der das Ende Janas am Galgen gebilligt hätte, nur um seine eigene Haut zu retten. Und der bei all dem verzweifelt darum bemüht war, dass wenigstens seinem Schwiegervater kein Leid zustieß. Zum Dank dafür liefere ich ihn Euch ans Messer.«
    Kleinschmidt hatte aufgehört, sich zu wehren, und starrte mich wie betäubt an. Ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Ich hatte es schon den ganzen Abend, aber jetzt war es beinahe unüberwindlich. Ich streckte die Hand nach Jana aus.
    »Komm, lass uns gehen. Ihr findet uns im Fondaco dei Tedeschi, Ser Lorenzo, wenn es noch Fragen zu klären gibt. Ihr habt eine wunderschöne Kapelle in Eurem Haus, aber meine Erinnerung daran wird immer grauenhaft sein.«
     
    Pratini holte uns ein, als wir auf dem Domplatz waren. Die Wachen, die Lorenzo de’ Medici uns mitgegeben hatte, da es bereits nach der Stunde des Ausgehverbots war, senkten die Spieße, ließen ihn jedoch näher kommen, als sie ihn erkannten.
    »Warum?«, fragte er ohne Einleitung. »Warum hat er es getan?«
    Ich hielt Janas Hand fest, die ich umklammert hatte, seit wir auf die Straße getreten waren.
    »Weshalb Kleinschmidt sich an der Verschwörung beteiligte? Er erklärte mir bei einer Gelegenheit, das Haus Hochstetter, für das er arbeitet, habe ihn nur zu Orten geschickt, an denen seine Erfolgsaussichten schlecht standen oder an denen es für wertvollere Mitarbeiter der Familie zu gefährlich war. Er verriet mir zudem, dass der Auftrag in Florenz als seine Bewährungsprobe galt. Nun, ich nehme an, Joachim Hochstetter wollte, vom Beispiel der Familie Fugger bei der Ermordung von Herzog Sforza inspiriert, seinem eigenen Haus ebenfalls zu einer zentralen Position bei einem politischen Umsturz verhelfen. Was lag näher, als den in Ungnade gefallenen Johann Kleinschmidt dafür einzusetzen, der erstens alle Anweisungen widerstandslos durchführen würde und zweitens geopfert werden konnte, wenn er sich dabei zu ungeschickt anstellte?«
    »Wie habt ihr es herausgefunden? Einfach nur die

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