Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
Windung machte und in einen kleinen Vorraum mündete. Wenige Schritte von ihnen entfernt befand sich ein bogenförmiger Eingang.
»Lord Leto wird Sie sofort empfangen«, sagte die Gardistin. Dann kehrte sie, ohne ein Wort über das, was sie selbst glaubte, zu sagen, auf die Rampe zurück.
Hwi ging durch den Torbogen und fand sich in einem Raum wieder, dessen Decke niedrig war. Er war viel kleiner als die Audienzkammer. Die Luft hier war klar und trocken. Blaßgelbes Licht fiel aus einer verborgenen Quelle auf sie herab. Hwis Augen gewöhnten sich an das veränderte Licht, und sie bemerkte Teppiche und weiche Kissen, die um einen niedrigen Hügel aus ... Als sich der Hügel bewegte, legte sie eine Hand vor den Mund, denn es war Lord Leto auf seinem Wagen – der jetzt in einer Vertiefung stand. Auf der Stelle wurde ihr klar, aus welchem Grund dieser Raum so beschaffen war: Er sorgte dafür, daß Leto seinen menschlichen Gästen weniger imposant erschien und sie nicht direkt aufgrund seiner körperlichen Beschaffenheit ängstigte. Was seine Länge anbetraf, so konnte man dagegen allerdings nicht mehr tun, als ihn in den Schatten zu verbergen und den größten Teil des Lichts auf sein Gesicht und seine Hände zu konzentrieren.
»Tritt ein und nimm Platz!« sagte Leto. Er sprach mit leiser Stimme und machte einen erfreulich umgänglichen Eindruck.
Hwi ging auf ein rotes Kissen zu, das nur wenige Meter von Letos Gesicht entfernt war, und setzte sich hin.
Leto verfolgte ihre Bewegungen mit offensichtlicher Freude. Hwi war mit einem dunkelgoldenen Gewand bekleidet und hatte das Haar mit Hilfe von Spangen zurückgesteckt, was ihrem Antlitz einen frischen und unschuldigen Ausdruck verlieh.
»Ich habe Eure Botschaft nach Ix weitergegeben«, sagte sie. »Und habe darauf hingewiesen, daß Ihr zu wissen wünscht, wie alt ich bin.«
»Vielleicht wird man darauf antworten«, sagte Leto. »Es ist nicht einmal ausgeschlossen, daß die Antwort dann der Wahrheit entspricht.«
»Ich möchte unter allen Umständen erfahren, wann ich geboren wurde«, sagte Hwi. »Aber ich verstehe nicht, warum das Euch interessiert.«
»Mich interessiert alles, was dich betrifft.«
»Es wird ihnen nicht gefallen, daß Ihr mich zum ständigen Vertreter Ix' auf Arrakis gemacht habt.«
»Deine Herren stellen eine kuriose Mischung aus Förmlichkeit und Laxheit dar«, sagte Leto. »Ich kann Narren nicht besonders gut ertragen.«
»Haltet Ihr mich für eine Närrin, Herr?«
»Malky war kein Narr; ebensowenig bist du eine Närrin, meine Liebe.«
»Ich habe seit Jahren nichts mehr von meinem Onkel gehört. Manchmal frage ich mich, ob er überhaupt noch lebt.«
»Vielleicht werden wir auch das bald erfahren. Hat Malky jemals mit dir darüber gesprochen, daß ich Taquiyya praktiziere?«
Sie dachte einen Moment lang darüber nach und sagte dann: »Wurde es bei den alten Fremen nicht Ketman genannt?«
»Ja. Es geht darum, seine Identität zu verschleiern, wenn es einem schaden könnte, sie zu offenbaren.«
»Jetzt erinnere ich mich. Er hat mir erzählt, daß Ihr geschichtliche Aufzeichnungen unter Pseudonym veröffentlicht habt. Einige davon sind sehr bekannt geworden.«
»Das war der Grund, aus dem ich das Taquiyya ins Gespräch brachte.«
»Und warum brachtet Ihr es ins Gespräch, Herr?«
»Um andere Themen zu vermeiden. Wußtest du, daß ich die Bücher geschrieben habe, die man Noah Arkwright zuschreibt?«
Hwi konnte ein Lachen nicht unterdrücken. »Wie lustig, Herr. Und von mir verlangte man, etwas über sein Leben zu lesen.«
»Seine Memoiren habe ich auch geschrieben. Welche Geheimnisse hat man dich beauftragt, mir zu entreißen?«
Der plötzliche Themenwechsel verwirrte Hwi nicht im geringsten.
»Man ist neugierig in bezug auf die Wirksamkeit Eurer Religion, Herr.«
»Das bewegt sie jetzt?«
»Man möchte wissen, wie Ihr den Bene Gesserit die religiöse Kontrolle genommen habt.«
»Man braucht wohl nicht daran zu zweifeln, daß sie meine Taktik wiederholen wollen?«
»Ich bin sicher, das haben sie vor, Herr.«
»Hwi, als Repräsentant der Ixianer bist du eine Niete.«
»Ich bin Eure Dienerin, Herr.«
»Und du bist überhaupt nicht neugierig?«
»Ich fürchte, meine Neugier würde Euch verwirren, Herr«, erwiderte sie.
Leto starrte sie einen Moment lang an. Dann sagte er: »Ich verstehe. Ja, du hast recht. Wir sollten es im Augenblick vermeiden, allzu vertrauliche Gespräche miteinander zu führen. Möchtest du, daß ich
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