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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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heißt, alles wäre eitel Sonnenschein gewesen. Weit davon entfernt. Auch wir hatten Momente der Langeweile, Angst und Schmerzen. Aber es gab immer Zeit für ein Lachen. Selbst als es zu Ende ging, konnte Bev immer noch lächeln, wenn sie sagte, ich hätte ihre Kissen bestens plaziert, ihrem schmerzenden Rücken mit einer sanften Massage geholfen oder alles Nötige getan, was sie selbst nicht mehr tun konnte.
    Während ihrer letzten Tage durfte sie außer mir niemand mehr anrühren. Aber unser Eheleben hatte zwischen uns ein solches Band der Liebe und des Vertrauens erzeugt, daß sie oftmals sagte, ihr sei, als würde sie die Dinge, die ich für sie täte, selbst tun. Obwohl ich sie mit der größtmöglichen Fürsorge behandeln mußte – mit einer Sorgfalt, die man einem Kleinkind angedeihen läßt –, fühlte sie sich nie beleidigt oder in ihrer Menschenwürde verletzt. Wenn ich sie hochhob, um es ihr bequemer zu machen oder sie zu baden, legten sich Bevs Arme stets um meinen Hals, und sie schmiegte sich, wie oft zuvor, an meine Brust.
    Es fällt mir schwer, jemandem die Seelenfreude dieser Augenblicke zu beschreiben, aber ich versichere Ihnen, sie war da. Freude der Seele. Lebensfreude, selbst angesichts des Todes. Ihre Hand lag in der meinen, als sie starb, und der anwesende Arzt sagte mit Tränen in den Augen das, was schon so viele über sie gesagt hatten.
    »Sie hatte Würde.«
    Viele von denen, die diese Würde sahen, verstanden sie nicht. Ich erinnere mich noch daran, wie wir vor der Geburt unseres ersten Sohnes bei Morgengrauen die Klinik betraten. Wir lachten. Die Anwesenden maßen uns mit mißbilligenden Blicken. Geburten sind schmerzhaft und gefährlich. Es gibt Frauen, die während einer Geburt sterben. Warum lachen diese Leute?
    Wir lachten, weil die Erwartung eines neuen Lebens ein Teil von uns beiden war, der uns mit Glück erfüllte. Wir lachten, weil die Geburt in einer Klinik erfolgen sollte, die man auf den Grundmauern des Krankenhauses erbaut hatte, in dem Bev selbst zur Welt gekommen war! Welch wunderbare Fortsetzung!
    Unser Gelächter war ansteckend, und bald lächelten alle, die wir auf dem Weg zum Kreißsaal trafen. Aus der Mißbilligung war Billigung geworden. Das Lachen war das Zeichen ihrer Würde in Augenblicken völliger Erschöpfung.
    Ihr gehörte auch das Lachen des ununterbrochenen Neuen. Alles, was ihr begegnete, hatte etwas Neues an sich, das ihre Sinne in Aufregung versetzte. Bev war von einer solchen Unvoreingenommenheit umgeben, die – auf ihre Weise – eine Form von Weltklugheit war. Sie wollte in allem und jedem das Gute entdecken. Das Resultat war, daß sie diese Reaktion auch in anderen hervorrief.
    »Rachsucht ist was für Kinder«, sagte sie. »Nur Menschen, die im Grunde unerwachsen sind, bedienen sich ihrer.«
    Sie war bekannt dafür, daß sie Leute anrief, die sie beleidigt hatten, und sie bat, ihre negativen Gefühle über Bord zu werfen. »Laßt uns Freunde sein!« Nicht eines der Kondolenzschreiben, die nach ihrem Tod eintrafen, überraschte mich.
    Es war typisch für sie, daß sie den Radiologen anrufen wollte, dessen Behandlung im Jahr 1974 die unmittelbare Ursache ihres Todes war, um ihm dafür zu danken, »daß er mir diese zehn wunderschönen Jahre gegeben hat. Um mich zu vergewissern, ob er versteht, daß ich weiß, er hat sein Bestes getan, als ich wegen des Krebses im Sterben lag. Er ist mit seinen Möglichkeiten bis an die Grenzen gegangen, und ich möchte ihm sagen, daß ich das zu schätzen weiß.«
    Ist es also ein Wunder, daß ich auf die Jahre unseres Zusammenseins mit einem Glücksgefühl zurückschaue, das alles übersteigt, was sich in Worte fassen läßt? Ist es also ein Wunder, daß ich keinen Augenblick unseres Zusammenlebens vergessen möchte oder zu vergessen brauche? Die meisten anderen haben ihr Leben nur am Rande berührt. Ich habe es in allen Einzelheiten geteilt, und alles, was sie tat, hat mich bestärkt. Es wäre für mich nicht möglich gewesen, das zu tun, was die letzten zehn Jahre ihres Lebens an Notwendigem von mir verlangten, was wiederum ihr Kraft verlieh, hätte sie sich nicht in den vorhergehenden Jahren vergeben, ohne etwas zurückzuhalten. Ich halte dies für mein allergrößtes Glück und mein wunderbarstes Privileg.
    FRANK HERBERT
    Port Townsend, WA
    6. April 1984

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