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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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floh.«
    »Glaube, daß er floh, Unglückliche!« Schau mal, wie sie sich fürchtet! Sie kann ihr Zittern nicht verbergen.
    »Rede über die Wahrsagerei!« verlangte die Große Geehrte Mater.
    »Große Geehrte Mater, ich verstehe die Wahrsagerei nicht. Ich kenne nur die Worte Sholems, meines Gatten. Ich kann seine Worte wiederholen, wenn Sie es wünschen.«
    Die Große Geehrte Mater dachte darüber nach, und dabei warf sie einen Blick auf ihre Berater und Adjutanten, die allmählich anfingen, Anzeichen von Langeweile zu zeigen. Warum bringt sie diesen Unglückswurm nicht einfach um?
    Rebecca, die die gewalttätigen Blicke sah, die sie funkelnd maßen, sank in sich zusammen. Sie dachte nun an ihren Gatten und seinen Liebesnamen Shoel, und seine Worte beruhigten. Er hatte das ›richtige Talent‹ gezeigt, als er noch ein Kind gewesen war. Manche hatten einen Instinkt darin gesehen, aber Shoel hatte dieses Wort niemals benutzt. »Vertraue auf die Gefühle deiner Kraft. Das haben meine Lehrer stets zu mir gesagt.«
    Es war eine dermaßen gewöhnliche Reaktion, daß er behauptete, sie würde jene, die kamen, um das ›esoterische Rätsel‹ zu bestaunen, sofort enttäuschen.
    »Es gibt kein Geheimnis«, hatte Shoel gesagt. »Es ist Training und harte Arbeit, wie alles andere auch. Man übt das, was man ›petite perception‹ nennt, die Fähigkeit, in der menschlichen Reaktion kleine Unterschiede wahrzunehmen.«
    Rebecca konnte diese kleinen Reaktionen in denen wahrnehmen, die auf sie herabsahen. Sie wollen mich tot sehen. Warum?
    Die Sprecherin wußte Rat. Es gefällt der Großen, die Macht, die sie über andere hat, zu zeigen. Sie tut nicht das, was die anderen wollen, sondern das, von dem sie glaubt, die anderen wollen es nicht.
    »Große Geehrte Mater«, wagte Rebecca sich vor, »ihr seid so reich und mächtig. Gewiß habt ihr irgendwo einen niedrigen Posten, auf dem ich euch zu Diensten sein kann.«
    »Du willst in meine Dienste treten?« Welch ein verhängnisvolles Grinsen!
    »Es würde mich glücklich machen, Große Geehrte Mater.«
    »Ich bin aber nicht hier, um dich glücklich zu machen.«
    Logno machte einen Schritt vorwärts. »Dann beglücke uns, Dama. Laß uns ein bißchen Vergnügen haben mit dieser ...«
    »Ruhe!« Aha, sie hat einen Fehler gemacht! Sie hätte sie nicht in Anwesenheit der anderen mit diesem vertraulichen Namen ansprechen dürfen.
    Logno zog sich zurück und ließ beinahe den Ochsenziemer fallen.
    Die Große Geehrte Mater musterte Rebecca von oben mit zornfunkelndem Blick. »Du wirst deine jämmerliche Existenz auf Gammu fortführen, Unglückselige! Ich werde dich nicht umbringen. Das wäre nur eine Gnade für dich. Nachdem du gesehen hast, was wir dir hätten geben können, lebe fortan ohne es!«
    »Große Geehrte Mater!« protestierte Logno. »Wir haben einen Verdacht, der ...«
    »Ich habe einen Verdacht in bezug auf dich, Logno. Du schickst sie zurück, und zwar lebend! Hörst du? Glaubst du etwa, wir würden sie nicht wiederfinden, sollten wir sie jemals wieder brauchen?«
    »Nein, Große Geehrte Mater.«
    »Wir behalten dich im Auge, Unglückselige«, sagte die Große Geehrte Mater.
    Ein Köder! Sie hält dich für etwas, mit dem man etwas Größeres fangen kann. Wie interessant. Sie hat wirklich Köpfchen, und sie nutzt ihren Grips trotz ihres gewalttätigen Charakters. So ist sie also an die Macht gekommen.
     
    Auf der Rückreise nach Gammu, in eine übelriechende Unterkunft auf einem Schiff gesperrt, das einstmals der Gilde gedient hatte, überdachte Rebecca ihre heikle Lage. Gewiß, die Huren hatten nicht erwartet, daß sie ihre Absichten mißverstand. Aber ... vielleicht doch. Unterwürfigkeit und Kriecherei. Sie suhlen sich in derlei Dingen.
    Sie wußte, daß dies ebenso von der Wahrsagerei ihres Shoel herkam wie von den Lampadas-Beratern.
    »Man sammelt eine Menge kleiner Einzelheiten, die man zwar spürt, die einem aber niemals bewußt werden«, hatte Shoel gesagt. »Angehäuft erklären sie einem Dinge, aber in einer unwirklichen Sprache. Sprache ist nicht nötig.«
    Sie hatte dies für die komischste Sache gehalten, die sie je gehört hatte. Aber dies war vor ihrer persönlichen Agonie gewesen. Nachts, im Bett, in der Behaglichkeit der Finsternis, während der Berührung durch einen liebenden Körper – da hatten sie wortlos gehandelt, obwohl sie miteinander geredet hatten.
    »Sprache hemmt einen«, hatte Shoel gesagt. »Man erlernt das Lesen seiner eigenen Reaktionen.

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