Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
wir ihnen geben, und wie wir unser Wissen anwenden.«
    Er wandte sich ihr zu und sah sie an. Sein Gesicht blieb im Schatten. »Was sagt dir die, die in dir ist? Ich meine jene, von der du glaubst, sie sei Lucilla.«
    Rebecca stellte fest, daß es ihn erfreute, Lucillas Namen auszusprechen. Wenn sie durch eine Tochter des Geheimen Israel sprechen konnte, lebte sie immer noch, und war nicht verraten worden.
    Als Rebecca sprach, senkte sie den Blick. »Sie sagt, wir haben diese inneren Bilder, Geräusche und Empfindungen, und daß sie auf Befehl kommen und sich melden, wenn die Notwendigkeit es erfordert.«
    »Wenn die Notwendigkeit es erfordert, ja. Und was ist es – abgesehen von den Sinneseindrücken des Körpers, der vielleicht gewesen ist, wo du nie hättest sein sollen, und womöglich anzügliche Dinge getan hat?«
    Andere Körper, andere Erinnerungen, dachte Rebecca. Nachdem sie es einmal erfahren hatte, war ihr klar, daß sie es willentlich niemals würde wieder vergessen wollen. Vielleicht bin ich wirklich zur Bene Gesserit geworden. Davor fürchtet er sich natürlich.
    »Ich will dir etwas sagen«, sagte der Rabbi. »Diese – wie sie es nennen – ›entscheidende Überlappung lebendigen Bewußtseins‹ ist nichts, wenn man nicht weiß, inwiefern persönliche Entscheidungen wie ein Faden von einem selbst in das Leben der anderen hineinreichen.«
    »Die eigene Reaktion anhand der Reaktionen der anderen zu erkennen, ja, das ist der Standpunkt der Schwestern.«
    »Das ist Weisheit. Wonach suchen sie, sagt die Frau?«
    »Sie suchen nach Einflußmöglichkeiten auf den Reifungsprozeß der Menschheit.«
    »Hmmmmm. Und sie meint, die Ereignisse liegen nicht außerhalb ihres Einflußbereichs, sondern nur außerhalb ihres Wahrnehmungsvermögens. Das ist beinahe weise. Aber Reife ... Ach, Rebecca! Schalten wir uns in einen höheren Plan ein? Ist es der Menschen Recht, der Natur Jawes Grenzen zu setzen? Ich glaube, Leto II. hat das verstanden. Diese Frau in deinem Innern bestreitet es.«
    »Sie sagt, er war ein verdammungswürdiger Tyrann.«
    »Das war er, aber es hat schon vor ihm weise Tyrannen gegeben, und nach uns werden zweifellos weitere kommen.«
    »Sie nennen ihn Shaitan.«
    »Er verfügt in der Tat über die Kräfte Satans. In dieser Hinsicht teile ich ihre Furcht. Er war weniger hellsichtig als zementierend. Er hat die Form dessen festgelegt, was er sah.«
    »Genau das sagt die Frau auch. Aber sie sagt, es sei ihr Gral, den er bewahrte.«
    »Auch das ist beinahe weise.«
    Ein großer Seufzer ließ den Rabbi erbeben; erneut warf er einen Blick auf die Instrumente an der Wand. Energie für den morgigen Tag.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Rebecca zu. Sie hatte sich verändert. Er konnte es nicht vermeiden, es zur Kenntnis zu nehmen. Sie war den Bene Gesserit sehr ähnlich geworden. Es war verständlich. Ihr Geist war angefüllt mit dem Wissen des Volkes von Lampadas. Aber sie waren keine gadarenischen Schweine gewesen, die man mitsamt der Teufel, die in sie gefahren waren, ins Meer trieb. Und ich bin kein neuer Jesus.
    »Was man dir da über diese Mutter Oberin Odrade erzählt hat – daß sie oft ihre eigenen Archivare mitsamt den Archiven verflucht. Welche Absurdität! Sind Archive nicht wie die Bücher, in denen wir unsere Weisheit bewahren?«
    »Dann bin ich also eine Archivarin, Rabbi?«
    Ihre Frage brachte ihn aus der Fassung, aber sie erleuchtete auch das Problem. Er lächelte. »Ich will dir etwas sagen, Tochter. Ich gebe zu, ich habe einige Sympathie für diese Odrade. Archivare haben stets etwas Mürrisches an sich.«
    »Ist das Weisheit, Rabbi?« Wie schlau sie fragte!
    »Glaube mir, Tochter, es ist Weisheit! Wie sorgfältig der Archivar selbst den kleinsten Hinweis eines Urteils vermeidet. Ein Wort nach dem anderen. Welche Arroganz!«
    »Und wie beurteilt er, welche Worte er verwendet, Rabbi?«
    »Ahhh, ein bißchen Weisheit ist auch in dir, Tochter. Aber die Bene Gesserit haben keine Weisheit entwickelt, und es ist ihr Gral, der dies verhindert.«
    Sie sah es seinem Gesicht an. Er will mich mit Zweifeln beladen, wegen der Leben, die ich in mir trage.
    »Ich will dir etwas über die Bene Gesserit erzählen«, sagte er. Und dann fiel ihm nichts ein. Keine Worte, kein guter Ratschlag. Es war ihm seit Jahren nicht mehr passiert. Jetzt war ihm nur noch ein Weg offen: Er mußte aus dem Herzen heraus reden.
    »Vielleicht sind sie zu lange auf der Straße nach Damaskus gewesen, Rebecca, ohne einen

Weitere Kostenlose Bücher