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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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erkannt – sie spähten ständig aus, um jeder Drohung gewachsen zu sein. Was uns gehört, ist unser! Zutritt verboten!
    Scytale erkannte darin eine elterliche Pose, eine mütterliche Einstellung bezüglich der Menschheit: »Benimm dich, sonst setzt es was!« Und einer Bestrafung durch die Bene Gesserit ging man tunlichst aus dem Wege.
    Als Odrade damit fortfuhr, mehr von ihm zu verlangen, als er zu geben bereit war, richtete Scytale seine Aufmerksamkeit auf etwas Typisches, das, wie er spürte, der Wahrheit entsprach: Sie können nicht lieben. Aber er war gezwungen, damit übereinzustimmen. Weder Liebe noch Haß waren vereinbar mit reiner Vernunft. Dergleichen Emotionen waren für ihn wie ein finsterer Springbrunnen, der die ihn umgebende Luft überschattete, eine simple Quelle, die allzu sorglose Menschen naß spritzte.
    Wie diese Frau schwätzt! Er beobachtete sie, ohne ihr recht zuzuhören. Wo lagen ihre Schwächen? War es eine Schwäche, daß sie der Musik entsagten? Ihre Aversion schien auf einer starken Konditionierung zu beruhen, aber die Konditionierung war nicht immer erfolgreich. In seinen vielen Leben hatte er Hexen gesehen, denen Musik offensichtlich gefiel. Als er Odrade danach fragte, wurde sie ziemlich hitzig, und ihm kam der Gedanke, daß sie dieses Verhalten absichtlich an den Tag legte, um ihn auf eine falsche Fährte zu locken.
    »Wir können uns keine Ablenkung erlauben!«
    »Lassen Sie sich niemals die großen musikalischen Konzerte der Vergangenheit aus Ihren Erinnerungen vorspielen? Ich habe gehört, daß man in den alten Zeiten ...«
    »Welchen Nutzen hat eine Musik, die auf Instrumenten gespielt wird, die die meisten Menschen gar nicht mehr kennen?«
    »Wie? Welche sollten das sein?«
    »Was würden Sie von einem Piano halten?« Immer noch diese trügerische Verärgerung. »Sie waren entsetzlich schwer zu stimmen – und noch schwieriger zu bedienen.«
    Wie niedlich ihr Protest ausfällt. »Ich habe noch nie von diesem ... diesem ... Piano, sagten Sie? – gehört. Ist es mit einem Baliset vergleichbar?«
    »Sie sind entfernte Verwandte. Aber es konnte nur annähernd auf eine Note abgestimmt werden. Eine individuelle Besonderheit des Instruments.«
    »Weshalb kommen Sie gerade auf dieses ... Piano?«
    »Weil ich manchmal glaube, daß es schade ist, daß wir es nicht mehr haben. Das Erschaffen des Perfekten aus dem Nichtperfekten ist schließlich die höchste aller Kunstformen.«
    Perfektion aus dem Unperfekten! Sie wollte ihn mit Zensunni-Sprüchen ablenken und in die Illusion einlullen, daß die Hexen wahrlich den Großen Glauben teilten. Man hatte ihn oft vor dieser Eigenheit des Bene Gesserit-Geschäftemachens gewarnt. Sie näherten sich allem aus einem unredlichen Winkel und offenbarten erst im allerletzten Moment, was sie wirklich wollten. Aber er wußte, um was der Handel diesmal ging. Sie wollte sein gesamtes Wissen, und zwar ohne etwas dafür zu bezahlen. Dennoch waren ihre Worte sehr verlockend.
    Scytale verspürte tiefe Bedachtsamkeit. Ihre Worte paßten allzu sauber zu ihrer Behauptung, daß die Bene Gesserit nur auf die Verbesserung der menschlichen Gesellschaft aus waren. Also glaubte sie, sie könne ihm etwas beibringen! Das war auch wieder typisch: »Sie halten sich für Lehrer.«
    Als er seine Zweifel bezüglich dieser Behauptung ausdrückte, sagte sie: »Natürlich statten wir eine von uns beeinflußte Gesellschaft mit Innendruck aus. Wir tun dies, damit wir diesen Druck steuern können.«
    »Ich finde es widersprüchlich«, beschwerte er sich.
    »Aber Meister Scytale! Das ist doch eine völlig normale Vorgehensweise. Regierungen tun dies oft, um die Gewalt auf Ziele zu lenken, die sie selbst ausgewählt haben. Sie haben es selbst getan! Sehen Sie, wohin es Sie gebracht hat.«
    Sie wagt es also, zu behaupten, daß die Tleilaxu ihr Elend selbst verschuldet haben!
    »Wir folgen der Lehre des Großen Kuriers«, sagte sie und sprach Islamiyat, um den Namen Letos II. zu verwenden. Aus ihrem Mund hörten sich die Worte zwar fremd an, aber sie überraschten ihn. Sie wußte, wie sehr sämtliche Tleilaxu den Propheten verehrten.
    Aber ich habe gehört, daß diese Frauen ihn als Tyrannen bezeichneten!
    In der gleichen Sprache fragte sie ihn: »War es nicht sein Ziel, die Gewalt zu beenden und allen eine wertvolle Lehre zu erteilen?«
    Macht sie Witze über den Großen Glauben?
    »Deswegen haben wir ihn anerkannt«, sagte sie. »Er hat zwar nicht nach unseren Regeln gespielt, aber

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