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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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erwiderte sie.
    Aufgrund der starken Helligkeit konnte er ihr Gesicht dabei nicht sehen. Aber ihre Worte schienen aus einem tiefen Schatten hervorzukommen; sowohl aus seinem Innern wie auch aus dem ihren.
    In diesem Jahr begann er das Studium der Biographie des Bashars Miles Teg, dessen Zellen sein neues Leben ermöglicht hatten. Odrade hatte ihm einiges davon erzählt und die Hände gehoben und ihm ihre langen Fingernägel gezeigt. »Ich habe ein bißchen von seinem Hals abgekratzt – Zellen seiner Haut, die alles enthielten, was wir brauchten, um dich entstehen zu lassen.«
    In diesem Jahr ging etwas Überraschendes in den Obstgärten vor sich: die Früchte wurden größer und schwerer, und die Bienen waren sehr aufgeregt.
    »Es liegt daran, daß die Wüste unten im Süden allmählich größer wird«, sagte Odrade. Sie hielt seine Hand, als sie an einem taufrischen Morgen unter den gut gedeihenden Apfelbäumen dahinschritten.
    Teg blickte zwischen den Bäumen hindurch nach Süden, er war einen Augenblick von dem durch die Zweige fallenden Sonnenlicht wie betäubt. Er hatte über die Wüste gelesen und glaubte das Gewicht, das sie auf diesen Ort ausübte, spüren zu können.
    »Bäume spüren es, wenn ihr Ende naht«, sagte Odrade. »Leben pflanzt sich schneller fort, wenn es bedroht ist.«
    »Die Luft ist sehr trocken«, sagte Teg. »Es muß an der Wüste liegen.«
    »Hast du gesehen, daß manche Zweige an der Spitze braun und faserig geworden sind? Wir mußten dieses Jahr sehr stark bewässern.«
    Es gefiel ihm, daß sie ihn für voll nahm. Sie redeten wie zwei Erwachsene miteinander. Er sah, was sie meinte. Die Wüste war dafür verantwortlich.
    Inmitten des Obstgartens lauschten sie eine Zeitlang stumm den Vögeln und Insekten. Bienen, die den Klee der nahen Weide absuchten, kamen näher, um ihn in Augenschein zu nehmen, aber er war ebenso pheromon-gezeichnet wie alle, die sich in der Umgebung der Ordensburg aufhielten. Sie summten an ihm vorbei, registrierten seine Ausstrahlung und machten sich davon, um sich wieder den Blüten der Blumen zu widmen.
    Äpfel. Odrade deutete nach Westen. Pfirsiche. Seine Aufmerksamkeit ging dorthin, wohin sie zeigte. Und ja, östlich von ihnen, hinter der Wiese, gab es Kirschen. Er sah Harz, das an glatter Rinde herablief.
    Vor etwa eintausendfünfhundert Jahren, erklärte Odrade, hatten die ursprünglichen Nicht-Schiffe Saatkörner und Jungpflanzen hierhergebracht. Man hatte sie mit Liebe und Sorgfalt dem Boden übergeben.
    Teg stellte sich Hände vor, die die Erde lockerten und sie um die jungen Pflanzen herum anhäuften; Hände, die die Pflanzen sorgfältig bewässerten und einen Zaun anlegten, um zu verhindern, daß die Rinder auf den Weiden die ersten Pflanzungen und Gebäude der Ordensburg beschädigten.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits von dem riesigen Sandwurm erfahren, den die Schwesternschaft von Rakis geholt hatte. Der Tod des Wurms hatte Geschöpfe hervorgebracht, die man Sandforellen nannte. Sandforellen brachten die Wüste zum Wachsen. Etwas an dieser Geschichte hatte mit bestimmten Dingen seiner früheren Inkarnation zu tun. Mit einem Mann, den man ›den Bashar‹ nannte. Ein großartiger Soldat, der gestorben war, als die schrecklichen Frauen, die sich Geehrte Matres nannten, Rakis vernichtet hatten.
    Für Teg waren Studien dieser Arbeit sowohl faszinierend als auch bedrückend. Er spürte Lücken in seinem Innern, und sie befanden sich dort, wo an sich Erinnerungen hätten sein müssen. In seinen Träumen schienen diese Lücken ihn zu rufen. Und manchmal, wenn er in Tagträumereien verfiel, tauchten Gesichter vor ihm auf. Er konnte ihre Worte beinahe verstehen. Und dann wieder gab es Zeiten, in denen er die Namen gewisser Dinge wußte, bevor man sie beim Namen nannte. Besonders die Bezeichnungen von Waffen.
    In seinem Geist wuchsen Dinge von großer Tragweite heran. Der gesamte Planet würde zu einer Wüste werden, und diese Veränderung war zustande gekommen, weil die Geehrten Matres jene Bene Gesserit, die ihn aufzogen, töten wollten.
    Die Ehrwürdigen Mütter, die über sein Leben geboten und ihm oftmals Ehrfurcht entgegenbrachten – schwarzgekleidete, ernste Frauen mit Augen, die völlig blau waren – auch die Augäpfel waren von der Farbe gesättigt. Das lag an dem Gewürz, hatte man ihm erklärt.
    Nur Odrade zeigte ihm alles, was ihn wirklich interessierte, und Odrade war eine äußerst wichtige Persönlichkeit. Alle nannten sie ›Mutter

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