Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
hatte ...
Teg hörte ein Geräusch vom Eingang der Archivkammer und sah Sheeana, die ihn vom Gang aus beobachtete. Ihr Gesicht war schmal und scharf geschnitten, und ihr rakisches Erbe verlieh ihrer Haut einen gebräunten Ton. In ihrem widerspenstigen, umbrafarbenen Haar leuchteten einzelne Kupfersträhnen, Spuren einer Kindheit unter der Wüstensonne. Ihre Augen waren von jenem völligen Blau, das nicht nur ihren lebenslangen Melangekonsum verriet, sondern auch, dass sie die Gewürzagonie durchlaufen hatte – die Prüfung, die sie zur Ehrwürdigen Mutter gemacht hatte. Von allen, die jemals die Agonie überlebt hatten, war sie die Jüngste gewesen – so hatte man es Teg zumindest erzählt.
Die Andeutung eines Lächelns umspielte Sheeanas volle Lippen. »Studierst du wieder vergangene Schlachten, Miles? Für einen Befehlshaber ist es nicht gut, so vorhersehbar zu sein.«
»Es gibt viele Schlachten zu studieren«, antwortete Teg aus dem Mund eines Jungen, der sich mitten im Stimmbruch befand. »In den dreihundert Standardjahren vor meinem Tod hat der Bashar viel erreicht.«
Als Sheeana erkannte, welche Aufzeichnung sich Teg angesehen hatte, verwandelte sich ihr Gesicht in eine sorgenvolle Maske. Der Junge war geradezu besessen von den Bildern der Vernichtung von Rakis, seit sie in dieses fremdartige, unerforschte Universum aufgebrochen waren.
»Gibt es schon Neuigkeiten von Duncan?«, fragte er, um ihre Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema zu lenken. »Er wollte es mit einem neuen Navigationsalgorithmus versuchen, der uns vielleicht von ...«
»Wir wissen ganz genau, wo wir sind.« Sheeana hob das Kinn in einer unbewussten Bewegung, die sie immer häufiger machte, seit sie Anführerin dieser Flüchtlingsgruppe geworden war. »Mitten im Nirgendwo .«
Automatisch blendete Teg die Kritik an Duncan Idaho aus. Es lag in ihrer Absicht, dass das Schiff unauffindbar war – weder die Geehrten Matres noch die korrupten Bene Gesserit oder der geheimnisvolle Feind durften sie aufspüren. »Zumindest sind wir in Sicherheit.«
Sheeana wirkte nicht überzeugt. »All die unbekannten Faktoren machen mir Sorgen. Wo wir sind, wer uns verfolgt ...« Sie verstummte und fügte dann hinzu: »Ich lasse dich jetzt mit deinen Studien allein. Bald gibt es wieder eine Lagebesprechung.«
Teg merkte auf. »Hat sich etwas Neues ergeben?«
»Nein, Miles. Und ich gehe davon aus, dass man uns immer wieder dieselben Argumente präsentieren wird.« Sie zuckte die Achseln. »Die anderen Schwestern scheinen nicht gewillt zu sein, sich davon abbringen zu lassen.« Ihre Gewänder raschelten leise, als sie die Archivkammer verließ und ihn in der summenden Stille des riesigen, unsichtbaren Schiffes zurückließ.
Zurück nach Rakis. Zurück zu meinem Tod ... und den Ereignissen, die ihn herbeigeführt haben. Teg ließ die Aufzeichnung zurücklaufen, wählte alte Berichte und Kommentare aus, und sah sie sich erneut an, diesmal von einem früheren Zeitpunkt aus.
Jetzt, da seine Erinnerungen geweckt waren, wusste er wieder, was er vor seinem Tod getan hatte. Er brauchte die Aufzeichnungen nicht, um sich ins Bewusstsein zu rufen, wie der alte Bashar auf Rakis in die Zwickmühle geraten war, wie er das Unglück regelrecht herausgefordert hatte. Damals, auf Gammu, einem Planeten, der unter dem Namen Giedi Primus einst Heimat des bösen, längst ausgelöschten Hauses Harkonnen gewesen war, hatten er und seine loyalsten Männer – Veteranen zahlreicher siegreicher Kriege – ein Nicht-Schiff gestohlen. Bereits Jahre zuvor hatte man Teg eingesetzt, um den jungen Ghola von Duncan Idaho zu beschützen, nachdem zuvor elf von Duncans Gholas ermordet worden waren. Dem alten Bashar gelang es, den zwölften am Leben zu erhalten, bis er erwachsen war. Anschließend stellte er sein Gedächtnis wieder her und half ihm, von Gammu zu entkommen. Als Murbella, eine Geehrte Mater, versuchte, Duncan sexuell zu versklaven, überlistete er sie mithilfe verborgener Fähigkeiten, die ihm seine Tleilaxu-Schöpfer eingepflanzt hatten. Es stellte sich heraus, dass Duncan eine lebende Waffe war, erschaffen, um die Pläne der Geehrten Matres zu durchkreuzen. Kein Wunder, dass die wutentbrannten Huren so versessen darauf waren, ihn zu finden und zu töten.
Nachdem er Hunderte Geehrte Matres und deren Gefolgsleute getötet hatte, versteckte sich der alte Bashar bei Männern, die geschworen hatten, ihn mit ihrem Leben zu beschützen. Seit Paul Muad'dib, vielleicht sogar seit den
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