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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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würde auch erklären, warum man uns nicht getötet hat – noch nicht, jedenfalls.“
    Diese Theorie schien nicht stimmig. Was die Tsimmanbul zumindest im Moment wollten, war die Befriedigung ihrer Neugier. Als die Gefangenen fließend genug sprachen, um detaillierte Fragen beantworten zu können, wurden sie damit geradezu überhäuft. Woher kamen sie? Wie lief ihr Stammesleben ab? Wieso hatten sie sich so weit von ihrer Heimat entfernt? War der Pflanzenmensch ein Gott, ein Dämon oder einfach das, wonach er aussah?
    Die Vorstellung, daß er ihrer Meinung nach ein Gott und trotzdem so leicht zu fangen sein könnte, fesselte Sloosh. Er fragte den Schamanen Fetter Bulle, der sie meistens verhörte, nach dem Grund.
    Fetter Bulle erwiderte, daß das Fangen von Göttern und Dämonen die Hauptbeschäftigung seiner Art, der Narakannetishaw, sei.
    Das war ihr eigentlicher Name, denn Tsimmanbul war nur der Name, mit dem sie die Yawtl bezeichneten. Die Sprache ihrer Fänger besaß weder Konsonanten noch Vokale. Die Gefangenen hatten die Lautwerte unwillkürlichen Toneinheiten zugeschrieben, so daß sie die Namen der Narakannetishaw auch in ihrer eigenen Sprache benutzen konnten.
    Fetter Bulle erklärte, daß sie am Anfang, als ihre Vorfahren aus dem Meer gekommen waren, gar keine Götter gehabt hätten. Darum hatten sie, da sie das Bedürfnis nach ihnen verspürten, welche gefangengenommen und zu ihren eigenen gemacht.
    „Das ist ein Mythos“, sagte Sloosh in seiner Sprache, damit der Schamane ihn nicht verstehen sollte. „Aber sehr interessant.“
    „Wir überfallen andere Dörfer und Häuser“ , fuhr der Schamane fort. „Ob es Narakannetishaw, Yawtl, Menschen oder Skinniwatikaw sind, wir überfallen alle, nehmen ihnen die Götter weg und bringen sie hierher.“
    Er zeigte auf sein Haus, das größte des Dorfes.
    „Und unsere Feinde überfallen uns auch, obgleich wir bisher erfolgreicher waren als sie. Doch scheint es jetzt, als hätten wir einen Gott gefangengenommen, der den Spieß umgedreht hat: Er fing uns. Damit meine ich nicht, daß er einen von uns tatsächlich zu seinem Gefangenen gemacht hätte, aber es ist fast genauso. Wir können ihn nicht von der Stelle bewegen, und er verlangt von uns, daß wir ihm alle dreißig Ruhezeiten ein Opfer darbringen. Wenn wir keine Feinde haben, die wir ihm geben können, müssen wir einen von unserem eigenen Stamm nehmen. Das gefällt uns gar nicht.“
    „Ich kann dich nicht tadeln deswegen“, sagte Deyv. „Niemand läßt sich gern umbringen. Aber ich muß gestehen, daß ich nicht ganz verstanden habe, was du eben gesagt hast. Wie kann euch ein Gott zwingen, ihm Opfer zu bringen, wenn er an einen Ort gefesselt ist? Welcher noch dazu, wie ich vermute, nicht hier in der Nähe ist?“
    „Wer liest die Gedanken der Menschen, geschweige denn die Gedanken der Götter? Er hat sicher einen Grund, Phemropit hat ganz sicher einen Grund. Wir sprechen eigentlich gar nicht mit ihm, darum wissen wir auch nicht ganz genau, was er eigentlich will. Aber sicherer ist es auf alle Fälle anzunehmen, daß er die Opfer haben will. Er hat keines zurückgewiesen, also muß er sie wollen.
    Wir sind bisher aber immer sparsam vorgegangen und haben sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Wir lassen die Opfer dem Gott gewisse Fragen stellen, denn wir glauben, daß der Gott, wenn er schließlich antwortet, vielleicht herkommen wird, um in meinem Haus zu wohnen. Und dann würde ich, das heißt natürlich, wir … würden wir große Macht innehaben. Wir könnten unsere Feinde ausrotten und danach in Frieden leben. Auch könnten wir dann ihre Fischereigründe benutzen und mehr Kinder haben. Mit der Zeit würden wir so zahlreich und so mächtig werden, daß von den Nomadenstämmen es keiner mehr wagen dürfte, sich hier anzusiedeln.“
    „Eine alte Geschichte“, bemerkte Sloosh auf Archkerri. „Die einst nur allzu friedfertigen Tsimmanbul sind mittlerweile genauso wild wie ihr Menschen geworden.“
    „Dann werden wir also die nächsten Opfer sein?“ meinte Deyv.
    Der Schamane lächelte; es war entsetzlich anzusehen.
    „Ja, wenn wir nicht vorher noch mehr Feinde gefangennehmen. Ich hätte gern, daß ihr unsere Sprache noch besser erlernt, bevor ihr mit Phemropit sprecht. Ihr seid weit gewandert, wenn eure Geschichte wahr ist. Ihr kommt von verschiedenen Stämmen; vielleicht habt ihr die Weisheit und die Erfahrung, an der es uns Daheimgebliebenen mangelt. Vielleicht stellt ihr ihm die

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