Dunkel ist die Sonne
wäre?“
„Das würdet ihr sicher, wenn ihr seine Freunde seid und er euch dazu benutzt, uns Menschen als Futter zu bekommen.“
Sloosh summte: „Der Schamane denkt innerhalb seines Gedankensystems ausgesprochen logisch.“
Deyv fuhr fort, indem er sagte: „Wir sind hergekommen, weil wir wenigstens ein paar Menschen retten wollen. Wir wollen nicht, daß die Menschheit ausstirbt. Das ist unser einziges Motiv. Meine Frau und ich würden uns gern eurem Stamm anschließen, Teil eures Volkes werden, denn unsere eigenen Stämme sind fortgezogen.“
Diknirdik schluckte und meinte: „Es gibt noch einen Grund, warum wir nicht mit euch gehen können. Es ist uns verboten, den Hügel, auf dem der Dämon lebt, zu betreten.“
„Dann brecht doch das Tabu!“ sagte Deyv. „Es gründet sich auf einer falschen Annahme, auf eurer Unwissenheit. Es gibt dort keinen Dämon!“
Der Schamane blickte um sich, als bezöge er seinen gesamten Mut von denen, die bei ihm standen.
„Oh nein, das geht nicht. Unsere Ahnen würden uns zürnen. Sie würden uns für immer verfolgen. Sie würden uns in diesem wie im nächsten Leben Schlimmes antun. Be’nyar hat dem Willen unserer Ahnen nicht gehorcht, und darum mußten wir sie bestrafen. Wir töteten sie, während ihr in eurem … äh … Ding wart. Und ihren Körper haben die Hunde gefressen.“
45
Deyv wurde einmal wach und ging hinaus, um sich kurz umzusehen. Der Gegensatz zwischen der Stille im Fahrzeug und dem draußen herrschenden Lärm war erschreckend. Die Dorfbewohner schliefen bestimmt nicht. Trommeln, Flöten und Gesang in sechs verschiedenen Sprachen stieg empor und den Hügel herunter. Von der Mitte der Einfriedung erhob sich der Rauch eines gewaltigen Feuers. Das Tor war verschlossen; der einzige Beobachter war ein Mann oben auf dem Bambusturm. Er mußte mitbekommen haben, wie Deyv aus dem Gefährt herausgekommen war.
„Hoffentlich haben eure Vorfahren euch auch das Richtige geraten“, murmelte Deyv. Er ging wieder hinein, machte die Tür hinter sich zu und legte sich wieder hin. Nachdem er sich eine Weile ruhelos gewälzt hatte, fiel er in einen traumlosen Schlaf.
Einige Zeit darauf spürte er, wie sich der Boden hob und senkte. Er fühlte sich jedoch sicher, solange die Erde sich nicht weit genug auftat, um das Fahrzeug zu verschlingen. Er schloß die Augen, öffnete sie aber rasch wieder. Das Schiff hatte sich nur einmal bewegt. Was war denn das für ein Erdbeben?
Inzwischen war die Shemibob aus ihrem Raum herausgekommen.
„Hast du das gemerkt?“
„Ja.“
Er stand auf und machte die Tür wenige Zentimeter weit auf. Ein Schrei aus vielen Kehlen begrüßte ihn. Über seine Schulter schoß ein Speer und traf hinter ihm die Wand. Für einen kurzen Augenblick sah er ein Dutzend grimmiger Gesichter vor sich und dahinter eine Horde, die ein großes Loch in den Berghang grub. Er machte die Tür wieder zu und wandte sich um zur Shemibob.
„Ich glaube, sie wollen uns begraben!“
Inzwischen waren auch die anderen wach. Das Baby begann zu schreien. Deyv bat Vana, es an einen ruhigen Ort zu bringen.
„Nicht, bevor ich nicht weiß, was los ist!“
Er sagte ihr, was er gesehen hatte.
„Ich komme wieder, wenn ich Keem gefüttert und trockengelegt habe“, erwiderte sie.
Die Shemibob hob den Speer hoch. „Die meinen es ernst. Aber die müssen sich auch schön aufgeputscht haben, daß sie es wagen, uns anzugreifen.“
Sloosh summte die Entsprechung eines menschlichen Schnaubens.
„Durch ihre Vorfahren etwa? Die Vorfahren sind sie selbst, die sich selbst erzählen, was sie gerade hören wollen! Meiner Meinung nach haben sie auch Drogen genommen und zwar allesamt, damit sie überhaupt soviel Mut zusammenbringen.“
„Das Warum ist im Moment nicht so wichtig“, sagte die Schlangenzentaurin. „Das Was ist jetzt das, was zählt. Und das, was wir jetzt zu tun gedenken.“
Es gab anscheinend nur zwei Möglichkeiten. Sie blieben drinnen und ließen sich begraben. Mit der Zeit würde, da der Energievorrat niedrig war, die Luftaufbereitungsmaschine aufhören zu arbeiten, und sie würden ersticken. Oder sie stürmten ins Freie, in der Hoffnung die Leute so zu erschrecken, daß sie sich zurück in die Einfriedung flüchteten.
„Ich glaube, bevor sie auch nur die Gelegenheit hätten, sich zu erschrecken, wären wir längst tot“, sagte Deyv.
Der Pflanzenmensch meinte, daß es nur einen Weg gäbe, die Richtigkeit dieser Vermutung zu prüfen.
„Es muß
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