Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
Vom Netzwerk:
kein Leid geschehen! Kommt heraus und holt sie!“
    Diknirdik, der Schamane der Chaufi’ng, stand auf einer Plattform an der Innenseite der Mauer nahe dem Tor. Bei ihm waren die Schamanen der anderer Stämme. Er war ein hochgewachsener, breitschultriger Mann mittleren Alters mit einem zweispitzigen, mit Federn besetzten Hut. An seiner Oberlippe klebten kleine rote Federn; das übrige Gesicht war mit dünnen, waagerechten Streifen in Weiß, Schwarz und Grün bemalt. Ihm fehlten oben vier Zähne.
    Er drehte sich um und sagte etwas zu den anderen. Sie sprachen einen Augenblick lang erregt miteinander, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder den Eindringlingen zuwandte.
    „Geht!“ schrie er. „Wir wissen euer Geschenk der Rotohrköpfe zu schätzen! Wir danken euch dafür, und wir werden unseren Ahnen zu eurer Lobpreisung Opfer darbieten! Wir werden ihnen sagen, daß ihr unsere Freunde seid, und sie werden euch nicht schaden!
    Aber wir bedürfen eurer Gegenwart nicht länger! Wir fürchten, daß die Dämonen, die ihr bei euch habt, den Kindern Angst machen werden!“
    Deyv lachte und fügte hinzu: „Um nicht zu sagen, euren tapferen Kriegern!“
    Die Shemibob sagte: „Beleidige sie nicht ohne Grund! Sie wollen besänftigt sein, nicht erzürnt. Aber du mußt dafür sorgen, daß sie Ehrfurcht vor uns haben.“
    „Das weiß ich“, murmelte Deyv. „Ich kann auch denken.“
    „Dann tue es!“
    „Also gut“, brüllte er, „wir werden uns zurück bis an den Fuß des Berges begeben. Dort werden wir unser Lager aufschlagen, bis ihr euch entschließt, herauszukommen und unsere Freunde zu werden. Glaubt mir, bis jetzt habt ihr euch nicht wie Freunde verhalten! Seht uns an! Wenn wir unten angekommen sind, werden wir euch ein wenig von unserer Magie vorführen!“
    Als Sloosh den Stab des Würfels herauszog und dieser sich darauf entfaltete, erhob sich von dem Dorf ein lauter Schrei, der Überraschung und Angst ausdrückte. Der Pflanzenmensch sagte: „Hoffentlich müssen wir ihn nicht noch mal zusammenfalten. Ich könnte nicht dafür garantieren, daß das noch mal klappt.“
    „Zu dumm, daß ich den Beutel nicht mehr habe“, ärgerte sich die Shemibob. „Andererseits, wenn mein Verstand nicht ausreicht, um mit ihnen fertig zu werden, wäre mein Leben keinen Pfifferling mehr wert!“
    „Sie sind ungebildet und abergläubisch“, sagte Sloosh. „Aber ihre Intelligenz ist die gleiche wie die ihrer zivilisierten Vorfahren. Man sollte sie nicht unterschätzen.“
    „Ich bitte um Verzeihung. Ich bin so daran gewöhnt, über die niederen Wesen zu gebieten, daß ich immer vergesse, daß sie eigentlich gar nicht so tief unter mir stehen, wenn ich meine Geräte nicht dabeihabe.“
    „Sie sind auf jeden Fall zahlenmäßig überlegen“, bemerkte Deyv.
    „Aber wir haben sie eingeschüchtert“, sagte Vana. Sie sah den Hügel hinauf. Be’nyar stand immer noch vor dem Tor und bat unter Tränen um Einlaß. Die Schamanen hatten abermals die Köpfe zusammengesteckt.
    „Soweit“, meinte Sloosh, „haben wir das wohl. Nun denn, laßt uns diese köstlich duftenden Speisen genießen.“
    Sie aßen und erleichterten sich anschließend in dem Wasser des nahen Sumpfes. Der Stamm benutzte es zu dem gleichen Zweck, was ihn allerdings nicht davon abhielt, auch sein Trink- und Kochwasser daraus zu nehmen. Vana und Deyv gingen etwas weiter weg, um ihre gebrannten Tongefäße mit Trinkwasser für den eigenen Bedarf zu füllen. Sloosh hatte ihnen schon vor längerer Zeit den Zusammenhang zwischen Krankheit und mangelnder Hygiene erklärt.
    Vana stillte das Kind. Die anderen wanderten eine Weile umher, unterhielten sich und gingen dann schlafen. Bevor sie sich zurückzogen, beobachteten sie jedoch für eine Weile das Dorf. Be’nyar stand immer noch am Tor, aber sie hatte aufgehört, um Einlaß zu bitten. Sie lag jetzt auf den Knien, den Kopf hatte sie gesenkt.
    Sie beschlossen, keinen Wachposten aufzustellen. Wenn sie so taten, als ob ihnen gleichgültig sei, was der Stamm tat, würde diesen das sicher beeindrucken. Ihre Gleichgültigkeit würde sie sicher glauben machen, daß die Fremden so übermächtig wären, daß sie sich nicht im geringsten darum kümmerten, was für Maßnahmen die Dorfbewohner ergriffen.
    Als sie alle im Fahrzeug saßen und die Tür hinter sich geschlossen hatten, sagte Sloosh: „Vielleicht haben wir die falsche Methode gewählt. Alles, was wir von der Mentalität dieser Leute wissen, wissen wir durch Be’nyar.

Weitere Kostenlose Bücher