Dunkel ist die Sonne
Möglich, daß sie uns belogen hat. Oder daß sie uns unzureichende Informationen gegeben hat, denn anscheinend haben wir nicht die richtigen Fragen gestellt.“
„Was wäre der Unterschied?“ fragte die Shemibob. „Sie können nichts machen, solange wir in dem Fahrzeug sind. Auch wenn wir eine Wache aufstellen, ändert das an der Situation gar nichts. Ich werde mich schlafen legen; von mir aus können sie ruhig schmoren.“
Sie zog sich in einen anderen Raum zurück. Nach ihrer Auffassung würde sie sich mit ihnen auf eine Stufe stellen, wenn sie mit ihnen im gleichen Raum schliefe. Deyv verstand nicht, warum das so war. Er hatte sie, wenn auch zögernd, einmal danach gefragt, und sie hatte darauf geantwortet, daß die Frage allein ausreiche, um den Unterschied zwischen ihnen klarzumachen.
Auch Sloosh legte sich in einem anderen Raum schlafen. Ihm selbst machte es zwar nichts aus, das Quartier mit ihnen zu teilen, aber ihnen. Obwohl es für ihn unmöglich war, zu schnarchen, „redete“ er im Schlaf, und durch das daher rührende Summen wurden sie oft wach.
Deyv träumte, daß seine Großmutter zu ihm kam.
„Dies ist das letzte Mal, daß wir uns begegnen, geliebter Enkel. Geister können nicht von einer Welt zur anderen.“
Hinter ihr, im Schatten eines dunklen Waldes, waren undeutlich die Umrisse zweier Gestalten zu sehen: Jum und Aejip.
„Laß mich nicht allein!“ flehte Deyv.
„Ich muß. Lebe wohl, mein Kleiner. Du wirst jetzt ein Mann. Du brauchst mich nicht mehr.“
Sie trat zurück in das dunkle Grau und verschwand. Eine ganze Weile noch glühten die Augen der Tiere im Dunkeln, obwohl kaum Licht vorhanden war, das sich in ihnen hätte spiegeln können. Dann gingen sie aus wie erlöschende Kerzen, und er wachte auf.
Und noch einmal träumte er. Ein gewaltiger Gong wie der, der im Haus der Schwebenden Gebilde versteckt gewesen war, ertönte irgendwo jenseits des Horizonts. Er wachte schweißgebadet und zitternd auf, und es dauerte lange, bis er wieder einschlafen konnte.
Im dritten Traum saß er vor einer Hütte und betastete sein Seelenei. Plötzlich tippte ihm jemand auf die Schulter. Er sah auf. Hinter ihm stand der Mann im roten Anzug, der in dem Haus der Schwebenden Gebilde in dem Sessel gesessen hatte. Das breite, fette Gesicht wirkte lustig, weil er lächelte, aber seine Augen waren von einem harten, wilden Blau. In der einen Hand hielt er einen metallenen Hammer und eine Menge metallener Nägel. Die andere Hand war hinter seinem Rücken. „Hier nimm. Gehe hin und baue dir ein viereckiges Haus. Und verliere keine Zeit.“
Sie wachten alle zur gleichen Zeit auf. Deyv öffnete vorsichtig die Tür. Er blickte hinaus. Es war niemand da, um ihn mit einem Speer zu durchbohren. Um ganz sicherzugehen, schlich er sich auf die andere Seite. Auch dort lauerte niemand.
Be’nyar war in das Dorf eingelassen worden. Einige Männer sahen von den Palisaden herab. Als er wieder an der Tür angelangt war, rief er zu ihnen hinein, daß sie ruhig herauskommen könnten. Zum Frühstück gab es Obst und Nüsse, da das Fleisch, das man ihnen überlassen hatte, schlecht geworden und von Fliegen, Ameisen und Käfern bedeckt war.
Sloosh sagte: „Der Hunger wird sie schon aus dem Dorf treiben, wenn alles andere nicht hilft. Außerdem muß es da drin sehr eng sein.“
„Wir müssen vermeiden, daß ihre Verzweiflung so groß wird, daß sie uns angreifen“, gab die Shemibob zu bedenken.
Vana nahm das Baby auf den Arm, und sie gingen gemeinsam bis zum Tor. Deyv schrie: „Sagt euren Schamanen, sie sollen herauskommen und mit uns reden!“
Einer der Wächter verschwand. Nach einer langen Wartezeit, während der Deyv hohe, miteinander streitende Stimmen vernahm, was bedeutete, daß die Schamanen sich nicht in der Zeichensprache verständigten, kam der Wachposten zurück.
„Diknirdik wird kommen, wenn ihr bei euren Vorfahren schwört, daß ihm kein Leid geschehen wird.“
„Wir sind nicht hergekommen, um Böses zu tun!“ rief Deyv. „Wir sind gekommen, euch vor dem Bösen zu bewahren!“
Sloosh flüsterte: „Wenn wir ihnen das sagen, werden sie möglicherweise noch mißtrauischer. Man hüte sich vor dem, der Hoffnung auf Erlösung verspricht.“
Kurz darauf erschienen Diknirdiks Kopf und Schultern über der Mauer. Er sprach laut genug, aber seine Stimme zitterte.
„Seid gegrüßt, ihr Fremdlinge! Warum wünscht ihr mich zu sprechen?“
„Komm heraus, und wir sagen es dir!“
Der Schamane rollte
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