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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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antwortete ich und wusste genau, dass ich wahrscheinlich mit Schwierigkeiten rechnen konnte. Für Sexualdelikte war ich nicht zuständig, und vorhin war ich in eigener Sache unterwegs gewesen. Vor ein paar Jahren hatte die Londoner Polizei eine Anzahl Spezialteams gegründet, die als Sapphire Units bekannt waren und sich mit sexuellen Übergriffen aller Art befassten. Für genau so etwas war ich in den Polizeidienst eingetreten, und ich wartete darauf, dass in einem der Teams ein Platz frei wurde. In der Zwischenzeit ermittelte ich auf eigene Faust. Ich konnte nicht anders.
    »War der Fußweg leer, als Sie aus dem Treppenhaus gekommen sind?«, wollte Tulloch wissen.
    »Ich glaube schon«, sagte ich, obwohl ich in Wahrheit nicht sicher war. Ich hatte mich über die Antwort geärgert, die ich von meiner potenziellen Zeugin Rona bekommen hatte, und hatte über meine nächsten Schritte nachgedacht, darüber, ob es überhaupt nächste Schritte für mich gab. Ich hatte nicht allzu genau darauf geachtet, was um mich herum geschah.
    »Als Sie auf den Parkplatz gekommen sind, was haben Sie da gesehen? Wie viele Menschen?« Langsam rekapitulierten wir, wie ich das letzte Mal hier entlanggegangen war. Tulloch feuerte alle paar Sekunden Fragen auf mich ab. Ich ärgerte mich über mich selbst, weil ich vorhin nicht besser aufgepasst hatte, und bemühte mich nach Kräften. Meiner Meinung nach war niemand da gewesen. Musik war zu hören gewesen, irgendein lauter Rap, den ich nicht kannte. Ein Hubschrauber war über mich hinweggeflogen, tiefer als gewöhnlich, denn ich hatte zu ihm hinaufgeschaut. Ich war mir sicher, dass ich die blonde Frau vor heute Abend noch nie gesehen hatte. Einen Augenblick lang war irgendetwas an ihr gewesen, irgendetwas, das mich stutzig machte, doch nein, es war weg.
    »Hier habe ich mich umgedreht«, sagte ich, während ich kehrtmachte. »Hinter mir war ein lautes Geräusch.«
    Mein Blick begegnete dem von Tulloch, und ich wusste, was sie dachte. Wahrscheinlich hatte ich den Überfall ganz knapp verpasst. Um Bruchteile von Sekunden.
    »Wann haben Sie sie gesehen?«, fragte sie mich.
    »Ich war noch ein bisschen näher dran«, antwortete ich. »Ich habe beim Gehen in meiner Tasche gekramt, ich dachte, ich hätte vielleicht meinen Autoschlüssel oben vergessen. Dann habe ich hochgeschaut und sie gesehen.«
    Wir kamen zu der Stelle, wo es passiert war. Eine weiß gekleidete Gestalt fotografierte die Blutspritzer auf meinem Wagen.
    »Weiter«, drängte Tulloch.
    »Zuerst habe ich das But gar nicht gesehen«, berichtete ich. »Ich dachte, sie wäre stehen geblieben, um nach dem Weg zu fragen. Dass sie vielleicht gedacht hat, im Auto würde jemand sitzen.«
    »Erzählen Sie mir, wie sie aussah. Beschreiben Sie sie.«
    »Groß«, fing ich an. Mir war nicht ganz klar, wohin das hier führte. Sie hatte die Frau doch gerade selbst gesehen.
    Sie seufzte. »Sie sind ein Detective, Flint. Wie groß?«
    »Einsachtzig«, tippte ich. »Größer als wir beide. Und schlank.«
    Ihre Augenbrauen klommen in die Höhe.
    »Größe vierzig«, sagte ich rasch. »Von hinten habe ich sie für jung gehalten, wahrscheinlich weil sie schlank war und gut angezogen, aber als ich ihr Gesicht gesehen habe, hat sie älter gewirkt, als ich erwartet hätte.«
    »Weiter.«
    »Sie sah gut aus.« Wenn Tulloch endlose Details wollte, die konnte sie haben: »Sie war gut angezogen. Ihre Sachen sahen teuer aus. Schlicht, aber gute Qualität. Ihr Haar war von einem Profi gefärbt worden; so eine Farbe gibt’s nicht im Drogeriemarkt, und es war kein Ansatz zu sehen. Sie hatte gute Haut und gute Zähne, aber auch ein paar Fältchen um die Augen, und das Kinn war nicht mehr ganz straff.«
    »Sie würden also sagen …«
    »Ich würde sagen, gut erhaltene Mitte vierzig.«
    »Ja, ich auch.« Überall um uns herum herrschte Bewegung, doch Tulloch wandte den Blick nicht von meinem Gesicht ab. Wir hätten ganz allein auf dem Parkplatz sein können.
    »Hatte sie Papiere dabei?«, fragte ich. »Wissen wir, wer sie ist?«
    »In der Handtasche war nichts«, ließ sich eine Männerstimme vernehmen. Ich drehte mich um. Tullochs Begleiter war zu uns gestoßen. Er schob die Sonnenbrille über die Stirn empor. Um das rechte Auge herum hatte er Narben, die noch recht frisch aussahen. »Kein Ausweis, keine Autoschlüssel, ein bisschen Bargeld und ein paar Make-up-Sachen«, fuhr er fort. »Ein Rätsel, wie sie hierhergekommen ist. Bis zur U-Bahn ist es ein ganzes

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