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Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Titel: Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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war in diesem Fall das Gefühl. Mein hsi schuf ein Bild, das auf meiner eigenen Phantasie basierte. Daher würde ich sagen, se Commodore, dass der Besitzer dieses Verstandes womöglich völlig anders aussieht als das, was wir wahrnahmen.«
    »Was werden Sie im Hinblick auf diesen ›Kontakt‹ unternehmen?«
    »›Kontakt‹ ist vielleicht ein zu kräftiges Wort, um es zu beschreiben, se Commodore. Aber ich werde tun, was Sie befehlen.«
    »Was ich befehle? Was werde ich denn befehlen?«
    Auf diese Frage hatte er keine Antwort erhalten.
    Auf Cicero waren nur wenige Fühlende stationiert, weil es keinen großen Bedarf gab. Die Imperiale Große Vermessung hatte Sonnensysteme kartographisch erfasst, die dreißig bis vierzig Parsec jenseits von Cicero lagen, dort aber nichts finden können, was in irgendeiner Weise an intelligentes Leben erinnerte. Das Gebiet bei Albireo hatte sich im Vergleich dazu als eine Brutstätte an Fühlenden-Aktivitäten erwiesen, nachdem es zum Erstkontakt mit den Otran in einem System gekommen war, das zu der Zeit nur die Bezeichnung 79 Vulpeculae getragen hatte. Jenseits von Cicero gab es jedoch nichts Neues zu vermelden – ein paar menschliche Siedlungen außerhalb des Imperiums, aber keine empfindungsfähigen Aliens … und erst recht nichts von der Art, wie es ihnen während des Kontakts begegnet war.
    Gar nichts von dieser Art.
     
    Der Admiral und sein Stab hatten sich in den Besucherquartieren im Hauptkomplex eingerichtet. Jackie hatte dafür gesorgt, dass die Vertreter der Zor im Parterre gleich neben dem weitläufigen Gewächshaus untergebracht wurden. Von den vorderen Fenstern der Suite aus konnte man eine tropische Landschaft überblicken, die immun war gegen jene Stürme, die über der schützenden Permaplast-Kuppel tobten. Sie wusste nur wenig über den Gyaryu’har, hoffte aber, dass es ihm zusagte. Nach dem zu urteilen, was ihr zu Ohren kam, nachdem er sein Quartier bezogen hatte, war ihre Vermutung richtig gewesen.
    Zu Beginn der ersten Tagwache nach ihrer Ankunft waren sie für die Inspektion bereit. Es gab viel zu sehen, aber eigentlich nichts Neues: Cicero Prime war vor gerade mal zwei Jahrzehnten besiedelt worden, und auszuhalten war ein Leben nur nahe dem Äquator, weil die Temperaturen dort ›lediglich‹ bitterkalt waren. An den Polen verhinderten dicke Eiskappen und brutale Stürme eine Besiedlung. Die geringe Neigung der Planetenachse hatte zudem zur Folge, dass die verschiedenen Jahreszeiten nur minimale Veränderungen mit sich brachten und es kaum Erholung von der beständigen Kälte gab.
    Es erstaunte niemanden, dass die Gruppe fast die gesamte Zeit in geschlossenen Räumen verbrachte. Admiral Tolliver schien sich in erster Linie für die Sauberkeit und die Arbeitseffizienz zu interessieren und fand kaum etwas, was er hätte kommentieren oder gar kritisieren können. Der Repräsentant des Hohen Lords erwies sich dagegen bei allen nur denkbaren Themen als sehr wissbegierig – von der Stimmung des Personals bis hin zu den Wetterzyklen.
    »Er ist erstaunlich«, sagte Jackie leise zu Ch’k’te, als sie beide einen großen Shuttlehangar durchquerten.
    »Er ist der Gyaryu ’hau « , antwortete Ch’k’te, als sei damit alles klar.
    »Das ist keine Erklärung«, ließ sie ihn wissen.
    Ch’k’te brachte seine Flügel in eine andere Stellung, die von Ehrerbietung bis Belustigung alles bedeuten konnte. »Der Gyaryu’har verfügt über große Weisheit und sehr viel Macht.«
    »Als ein Fühlender?«
    »Nicht wirklich.« Wieder bewegte Ch’k’te seine Flügel. »Er trägt das gyaryu und besitzt die Macht, es gegen die es- Ga’uYal zu richten – die Diener des Täuschers.«
    »Aber heute wohl nicht mehr so sehr, würde ich sagen.«
    »Warum sagen Sie so etwas?«
    »Naja, weil er in einem Rollstuhl sitzt.«
    »Ich bitte achttausendmal um Verzeihung, se Jackie, aber ich wüsste nicht, wo da der Zusammenhang besteht.«
    »Sie sagten, er richtet …«
    »Ja.« Zum dritten Mal veränderte Ch'k'te die Flügelhaltung. »Er richtet das Schwert gegen die esGa’uYal«, wiederholte er. »Auf einen Rollstuhl angewiesen zu sein« – er machte eine Geste in Richtung des alten Mannes, der geduldig einer Beschreibung über den Schutzmechanismus des Hangars vor Witterungseinflüssen zuhörte –, »bedeutet nicht, dass er in seinen Fähigkeiten eingeschränkt ist. Die Diener des Täuschers sind …«
    »Hier bei uns?«
    Ch’k’te konnte seinen Gesichtsausdruck nicht verändern,

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