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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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…«
    Sie hatten den Jungen auf den Boden geworfen und ausgezogen. Er trat um sich, versuchte, sich ihren Händen zu entziehen, indem er sich am Teppich festklammerte, kratzte an der Mauer, als ob er sich eine Höhle bauen wollte, versuchte, in die Hand zu beißen, die ihm den Mund zuhielt … aber es war alles umsonst, und Sercambi drang als Erster in ihn ein.
    Italo stand daneben und verfolgte mit klopfendem Herzen den Kampf. Er hoffte immer noch, in den Augen des Jungen einen Hauch von Vergnügen aufblitzen zu sehen, ein wenig von dem, was er an jenem Sommernachmittag in Forte dei Marmi empfunden hatte …
    Plötzlich gab der Junge erschöpft auf. Sein Gesicht war verzerrt vor Schmerz und Angst, und seine Finger öffneten und schlossen sich schwach, wie Krebse in der Sonne.
    Mit einem langgezogenen Stöhnen sank Sercambi über dem Jungen zusammen. Dann war Beccaroni an der Reihe, der wie immer sehr schnell war. Als Panerai dran war, verließ Italo das Zimmer und ging nach oben, um sich eine Morphiumspritze zu setzen. Er konnte es kaum erwarten, dass diese Sache ein Ende fand, und bereute es sehr, überhaupt damit angefangen zu haben. Keine solche Aufregung mehr, dachte er, während er in seinem Morphiumparadies vor sich hin dämmerte.
    Plötzlich hörte er, wie Beccaroni vor sich hin stotternd die Treppen hinaufgestürmt kam. Nur mit Hose und Unterhemd bekleidet stürzte der Anwalt ins Zimmer und berichtete zitternd vor Angst, Panerai hätte den Jungen umgebracht. Er hatte das nicht gewollt, verfluchter Mist, das hatte er nicht gewollt. Italo spürte, wie die Angst sich blitzartig in seinem Körper ausbreitete, und rannte die Treppe hinunter. Panerai und Monsignore Sercambi zogen sich gerade an. Der Metzger war blass und warf immer wieder beinahe wütende Blicke auf den toten Jungen. In den Augen des Priesters stand Verbitterung über diesen desaströsen Zwischenfall.
    Italo legte den Jungen aufs Bett, schloss seine Augen und bedeckte ihn mit einem Laken. Zusammen mit den anderen kehrte er ins Erdgeschoss zurück. Wieder saßen sie einander gegenüber und schauten sich an, wie kurz zuvor … vor dem Mord.
    Und nun? Jetzt gab es kein Zurück mehr, jetzt musste man eine Lösung finden. Eine merkwürdige Ruhe lag über dem Raum, dabei konnte man beinahe hören, wie es in den Köpfen der vier arbeitete.
    Panerai lief im Zimmer auf und ab, biss sich auf die Lippen und ballte immer wieder seine Hände zu Fäusten. Er hatte den Jungen getötet, ja sicher … aber die anderen waren auch beteiligt, das musste ihnen klar sein. Ein verdammter Unfall. Er hatte ihm nur ein wenig die Kehle zudrücken wollen, wie er es immer machte, wenn er kam … Verflucht noch mal …
    Dann ergriff er wieder die Initiative. Er hatte schon einen Plan, um die Leiche zu beseitigen. »Wir machen es so … Zunächst stecken wir ihn in den Kühlschrank, dann müssen wir nichts übereilen, und in einem geeigneten Moment begraben wir ihn auf den Hügeln von Cintoia. Ich kenne den Wald dort ganz genau, weil ich dort seit Jahren auf die Jagd gehe. Wenn wir alles richtig machen, dann erwischen sie uns nie …«
    Alle waren einverstanden, was blieb ihnen auch übrig. Sie räumten den Kühlschrank aus, auch die Ablagegitter, drehten den Temperaturregler auf die höchste Stufe und legten die Leiche hinein. Jetzt mussten sie nur noch auf den richtigen Moment warten, um den Jungen zu begraben, in der Zwischenzeit mussten sie ihr ganz normales Leben weiterführen. Beccaroni sagte, am Samstagabend käme Alberto Sordi im Fernsehen, das hätte er in der Zeitung gelesen. Da säßen die Leute alle vor den Geräten, und wenn es weiter so regnen würde, wie die Meteorologen es vorhergesagt hatten, wären sie aus dem Schneider.
    Es wurde Samstag, und wie erhofft regnete es. Um neun Uhr verließen Panerai und Italo die Via Luna, im Kofferraum des Fiat 850 des Metzgers lag die in ein Laken gewickelte Leiche. Es war alles bis ins kleinste Detail geplant, mit ein bisschen Glück konnten sie es schaffen. Sie hatten zwei Spaten, eine Hacke und eine elektrische Taschenlampe dabei, außerdem Lumpen und Draht, mit denen sie ihre Stiefel umwickeln wollten, um keine Abdrücke zu hinterlassen. Es war schrecklich gewesen, den Jungen aus dem Kühlschrank zu ziehen, weil die Leiche durch die Kälte ganz steif geworden war. Seine Haut hatte sich gräulich verfärbt, aber zum Glück roch er nicht zu sehr.
    Sie verließen die Stadt und erreichten ohne Zwischenfälle Cintoia Alta.

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