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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Dort bogen sie in den Schotterweg nach Monte Scalari ein, und nach einigen Kilometern hielten sie an. Sie umwickelten sich die Stiefel mit Lumpen, die sie mit dem Draht befestigten. Stumm machten sie sich an den Aufstieg und leuchteten sich mit der Hand vor der Taschenlampe den Weg. Als sie eine geeignete Stelle fanden, hoben sie hastig eine flache Grube aus und konnten es kaum erwarten, wieder wegzukommen. Sie begruben den Jungen und kehrten in die Stadt zurück.
    Am nächsten Tag säuberten sie den Wagen, das Werkzeug und die Stiefel sorgfältig vom Schlamm. Danach wuschen sie ihre Kleider in der Waschmaschine. Nun konnte niemand mehr eine Spur zu ihnen zurückverfolgen. Sie konnten nur noch warten, dass die Leiche gefunden wurde, aber es war gut möglich, dass das nie geschah … »Der Wald ist voller Wildschweine«, sagte Panerai …
    »Jetzt wissen Sie alles … Sie müssen Ihr Versprechen halten«, meinte Signorini erschöpft.
    »Was sind Ihre Spitznamen?«, fragte Casini.
    »Ich heiße Schaf, warum, brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen. Gualtiero ist die Giraffe, weil er so groß ist. Livio ist das Ferkel, und Moreno nennen wir Pinguin, weil er einen watschelnden Gang hat.«
    »Und Gattacci?«
    »Der ist Benito.«
    »Wie einfallsreich …«
    »Darf ich jetzt?«, fragte der junge Mann gierig.
    »Bedienen Sie sich«, sagte der Kommissar. Sollte er sich doch seine letzte Dosis Morphium spritzen, dann wäre er noch gefügiger. Signorini erhob sich mühsam, schleppte sich zum Schreibtisch und ließ sich auf den Stuhl fallen. Er nahm einen Löffel aus dem Stiftehalter und bereitete sich mit zitternden Fingern das Morphium auf.
    Casini nahm sich noch eine Nazionale aus dem Päckchen. Er hatte eine Zigarette nach der anderen geraucht, das Zimmer stank wie ein Billardsalon. Einen Trost hatte ihm Signorinis Geständnis gebracht: Giacomo war noch am Tag der Entführung gestorben, nicht erst nach drei Tagen der Vergewaltigung, wie er es sich ausgemalt hatte. Wütend sog Casini den Rauch ein. Er hatte immer noch die Bilder vor Augen, die Signorinis Erzählung in ihm hervorgerufen hatte, und konnte es kaum erwarten, dessen drei »Freunde« zu verhaften. Wer weiß, wie lange sie im Gefängnis überleben würden. Selbst die schlimmsten Verbrecher verachteten Kinderschänder, und im Knast verwandelte sich Verachtung auf wundersame Weise in brutale Gewalt. Nun ja, er würde ihnen sicher keine Träne nachweinen …
    Wieder einmal war er zu vorschnell. Er sah schon vor sich, wie man diese Ungeheuer mit einem Spatenstiel vergewaltigte, sie mit einem Messer entmannte oder mit dem schweigenden Einverständnis der Gefängniswärter in ihrer Zelle in Stücke hieb. Und dabei hatte er sie noch nicht einmal verhaftet. Dafür benötigte er Signorinis Unterschrift unter dem Protokoll eines ordentlichen Verhörs in Anwesenheit eines Rechtsanwalts. Bis dahin durfte nichts von der Geschichte bekannt werden. Hier kam ihm das Hochwasser zu Hilfe, das die Journalisten voll und ganz beschäftigt hielt.
    Signorini schob sich einen Ärmel hoch, band sich den Arm ab und wartete, bis eine Ader geschwollen war. Treffsicher stieß er die Nadel in die Haut und drückte den Kolben nach unten. Eine Sekunde später breitete sich maskenhafte Freude auf seinem Gesicht aus. Er streifte den Ärmel hinunter und wandte sich dem Kommissar zu.
    »Wie sind Sie auf uns gekommen?«
    »Durch Zufall.«
    »Der Tod dieses Jungen … lastet auf mir wie ein Felsblock …«
    »Na, das Morphium wird Sie schon trösten.«
    »Es ist, als ob ich ihn mit meinen eigenen Händen umgebracht hätte«, fuhr Signorini fort, ohne auf die provozierende Bemerkung zu achten.
    »Das fällt Ihnen erst jetzt ein?«
    »Ob Sie es mir glauben oder nicht, ich war schon oft kurz davor, mich freiwillig zu stellen.«
    »Warum haben Sie es nicht getan?«
    »Ich habe Angst vor dem Gefängnis … Und außerdem … kein Gericht der Welt kann Tote wieder zum Leben erwecken.«
    »Eine hübsche Entschuldigung.« Der Kommissar hätte ihn am liebsten geohrfeigt.
    »Jetzt ist es zu spät«, flüsterte Signorini und starrte mit halb geschlossenen Lidern ins Leere. Casini stand auf und ging zu ihm.
    »Auf dem Präsidium müssen Sie alles, was Sie mir erzählt haben, in Anwesenheit eines Zeugen und eines Rechtsanwalts wiederholen – eines Anwalts, der nicht Ihr Freund Beccaroni sein wird, wie Sie sich bestimmt denken können.«
    »Ich werde alles tun, was Sie wollen«, stammelte der junge Mann und rieb sich

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