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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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empfinden. Mit anderen Worten: Ein solcher Mann wurde gebraucht.
    »Zweifellos kennst du Zauberformeln, mit denen man Mauern zum Einsturz bringen kann«, sagte Lotosblüte.
    Rincewind fragte sich, was die Rote Armee mit ihm anstellen würde, wenn sich herausstellte, daß er überhaupt keine Magie beschwören konnte. Nicht viel, wenn ich rechtzeitig losrenne. Natürlich würden Schmetterling und die anderen ihn verfluchen, aber daran war er gewöhnt. Stock und Stein brechen das Bein, dachte er. Ein Teil von ihm ahnte, daß dieses Sprichwort noch einen zweiten Teil hatte, was für ihn jedoch kaum eine Rolle spielte, da die erste Hälfte seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte.
    Selbst Truhe hatte ihn verlassen. Das war ein durchaus positiver Aspekt der Situation, aber er vermißte auch das vertraut trippelnde Geräusch ihrer vielen Füße…
    »Bevor wir anfangen, solltet ihr ein revolutionäres Lied singen«, sagte Rincewind.
    Die Idee gefiel dem Kader. Während er sang, schob sich Rincewind näher an Schmetterling heran, die ihn mit einem wissenden Lächeln begrüßte.
    »Du weißt, daß ich die Hoffnungen dieser jungen Leute nicht erfüllen kann.«
    »Der Meister lobte mehrmals deinen Einfallsreichtum.«
    »Ich kann nicht einfach ein Loch in eine Mauer zaubern!«
    »Dir fällt bestimmt etwas ein. Äh… Großer Zauberer…«
    »Ja?«
    »Eins Lieblingsperle, das Mädchen mit dem Plüschkaninchen…«
    »Ja?«
    »Es hat nur den Kader. Und das gilt auch für die anderen. Wenn die Kriegsherrn gegeneinander kämpfen, müssen viele Leute sterben. Eltern. Verstehst du? Ich gehörte zu den ersten, die WIE ICH MEINE FERIEN VERBRACHTE lasen, Großer Zauberer. Und ich habe in den Schilderungen einen törichten Mann gesehen, der aus irgendeinem Grund immer Glück hatte. Großer Zauberer… ich hoffe für uns alle – und besonders für dich –, daß du auch diesmal viel Glück hast.«
     
    Springbrunnen plätscherten auf den Höfen des Sonnenkaisers. Pfauen riefen und gaben dabei Geräusche von sich, die eigentlich nicht von so hübschen Geschöpfen stammen konnten, Zierbäume spendeten auf dekorative Weise Schatten.
    Der Park lag im Zentrum der Stadt. Zwar konnte man hier den Pulsschlag von Hunghung hören, aber nur gedämpft – weil jeden Tag frisches Stroh auf den nächstliegenden Straßen ausgestreut wurde; und weil jeder Lärmerzeuger im Kerker endete.
    Die schönste Gartenanlage ging auf den ersten Kaiser zurück, Eins Sonnenspiegel. Sie bestand ausschließlich aus Kies und Steinen, sorgfältig geharkt und so angeordnet, als wären die Formationen von einem Gebirgsbach mit Kunstsinn geschaffen worden. Hierher begab sich Eins Sonnenspiegel (unter dessen Herrschaft das Reich geeint und die Große Mauer errichtet worden war), um seine Seele zu erfrischen und über die essentielle Einheit aller Dinge nachzudenken, wobei er Wein trank – aus dem Schädel eines Feindes oder vielleicht eines Gärtners, der sich ungeschickt mit der Harke angestellt hatte.
    Derzeit hielt sich der Protokollmeister Zwei Kleiner Wang im Steingarten auf. Er kam hierher, weil es seine Nerven beruhigte.
    Vielleicht lag es an der Nummer Zwei, dachte er manchmal. Eine solche Geburtszahl konnte kein Glück bringen. Der Name Kleiner Wang war nur eine Taktlosigkeit, ein Klecks Möwenkot nach dem großen Haufen Büffelexkrement, den der Himmel in sein Horoskop geklatscht hatte. Es wurde auch nicht besser, als er den Posten des Protokollmeisters bekam.
    Zuerst ließ sich alles ganz vielversprechend an. In seiner beruflichen Laufbahn im Staatsdienst des Achatenen Reiches erzielte Zwei Kleiner Wang gute Fortschritte, weil er alle für eine gute Regierung und Verwaltung notwendigen Fähigkeiten beherrschte: Kalligraphie, die Kunst des Papierfaltens, das Binden von Blumen sowie die Fünf Wundervollen Formen der Poesie. Gewissenhaft erledigte er alle Aufgaben und bemerkte im Lauf der Zeit, daß die Anzahl seiner Vorgesetzten immer mehr zu schrumpfen schien. Eines Tages kamen mehrere hochgestellte Mandarine zu ihm – die meisten von ihnen bekleideten einen wesentlich höheren Rang als er –, während er nach einem Reim auf »Orangenblüte« suchte. Sie gratulierten ihm und verkündeten, er sei der neue Protokollmeister.
    Dieses erstaunliche Ereignis lag jetzt drei Monate zurück.
    In den vergangenen zwölf Wochen hatte er viele neue Erkenntnisse gewonnen, und die schrecklichste von ihnen war: Der Sonnenkaiser war weder der Herr des Himmels noch die Säule des

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