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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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preßte das Ohr auf den Boden.
    »Wie wird unbefugtes Betreten der Verbotenen Stadt bestraft, Lehrer?«
    »Ich schätze mit Erhängen, Abhacken, Schneiden und Vierteilen. Deshalb wäre es eine gute Idee, wenn wir…«
    Es platschte.
    »Was passiert beim Schneiden?«
    »Ich glaube, dabei werden die Eingeweide herausgeholt und einem anschließend gezeigt.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Keine Ahnung. Um festzustellen, ob man sie erkennt, nehme ich an.«
    »In der Art von ›Ja, genau, das sind meine Nieren‹ und ›He, das ist mein Frühstück‹?«
    »Und das Vierteilen? Bekommt man vier Teile von etwas?«
    »Ich fürchte, dabei geht es um etwas anderes.«
    Eine Zeitlang hörte Zwei Kleiner Wang nur ein Platschen, hervorgerufen von sechs Beinpaaren, und ein beharrliches Quietschen, das von einem Rad zu stammen schien.
    »Und woran wird man erhängt?«
    »Wie bitte?«
    »Har, har, har… Entschuldigung, Entschuldigung.«
    Zwei Kleiner Wang stolperte über einen zweihundert Jahre alten Bonsai und prallte mit dem Kopf gegen einen Stein, den man für die fundamentale Gelassenheit des kleinen Baums ausgewählt hatte. Als er einige Sekunden später wieder zu sich kam, hörte er keine Stimmen mehr. Vielleicht hatten sie nie existiert.
    Geister. In letzter Zeit trieben sich viele Geister herum. Zwei Kleiner Wang wünschte sich einige Feuerwerkskörper, um sie zu vertreiben.
    Protokollmeister zu sein… Das war noch schlimmer als die Suche nach einem Reim auf »Orangenblüte«.
     
    Fackelschein glühte in den Gassen von Hunghung. Während die Rote Armee hinter ihm plauderte, näherte sich Rincewind der Mauer der Verbotenen Stadt.
    Niemand wußte besser als er selbst, daß er überhaupt keine richtige Magie beschwören konnte. Sicher, es war ihm einige Male gelungen, sogar auf recht spektakuläre Weise, aber seine thaumaturgischen Erfolge verdankte er allein dem Zufall.
    Wenn er die Hand bewegte und einige magische Worte sprach, konnte er ziemlich sicher sein, daß die Mauer der Verbotenen Stadt anschließend einige Löcher weniger hatte als jetzt.
    Er bedauerte es sehr, Lotosblüte enttäuschen zu müssen – ihr herrlicher Körper erinnerte ihn an wellige Kartoffelkroketten –, aber sie mußte lernen, daß man sich auf Zauberer nicht verlassen konnte.
    Und anschließend würde er von hier verschwinden. Was konnte Schmetterling schon machen, wenn er es versuchte und keinen Erfolg hatte? Ein seltsamer Wunsch überraschte ihn: Bevor er diesen Ort verließ, wollte er Zwei Feuerkraut zu seinem Scharfsinn gratulieren. Es erstaunte ihn, daß die anderen nicht durchschauten, was für ein Mensch er wirklich war.
    Dieser Bereich der Mauer verlief zwischen zwei Toren. Das Leben von Hunghung schwappte in schlammigen Wellen dagegen. Überall standen Marktbuden und Verkaufsstände. Rincewind hatte bisher geglaubt, die Bürger von Ankh-Morpork liebten das Leben auf der Straße, aber im Vergleich mit den Bewohnern von Hunghung litten sie an Agoraphobie. Bestattungen (mit Feuerwerkskörpern), Hochzeiten und religiöse Prozessionen – alles vermischte sich mit den üblichen Marktaktivitäten, dem ungezwungenen Schlachten von Vieh und dem permanenten Geschrei.
    Zwei Feuerkraut deutete auf eine bestimmte Stelle der Mauer. Feuerholz war dort gestapelt.
    »Da drüben, Großer Zauberer«, sagte er höhnisch. »Streng dich nicht übermäßig an. Ein kleines Loch genügt völlig.«
    »Aber es sind Hunderte von Leuten in der Nähe!«
    »Ergeben sich deswegen etwa Probleme für einen Großen Zauberer? Kannst du nicht zaubern, wenn jemand zusieht?«
    »Ich bin sicher, daß uns der Große Zauberer beeindrucken wird«, sagte Schmetterling.
    »Wenn die Leute die Macht des Großen Zauberers sehen, werden sie bis in alle Ewigkeit davon erzählen«, verkündete Lotosblüte.
    »Ja, mag sein«, murmelte Rincewind.
    Der Kader schwieg, was sich nur feststellen ließ, weil keiner mehr die Lippen bewegte. Ein Loch des Schweigens entstand, das sich sofort mit dem Geschnatter des Marktes füllte.
    Rincewind rollte die Ärmel hoch.
    Er kannte nicht einmal eine Zauberformel, die dazu diente, irgend etwas explodieren zu lassen…
    Er winkte unsicher mit der Hand.
    »Ich glaube, wir sollten besser zurückweichen«, meinte Zwei Feuerkraut spöttisch.
    »Quanti canicula illa in fenestre?« sagte Rincewind. »Äh…«
    Verzweifelt starrte er zur Mauer, und seine von Entsetzen sensibilisierte Wahrnehmung bemerkte einen halb im Holz verborgenen Kessel. Eine kleine brennende

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